Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Handschrift des Todes - Verdon, J: Handschrift des Todes - Think of a number

Titel: Die Handschrift des Todes - Verdon, J: Handschrift des Todes - Think of a number Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Verdon
Vom Netzwerk:
engen Viertel - auf manchen Straßen hat man links und rechts vom Auto ungefähr fünf Zentimeter Abstand bis zur Wand.«
    »Klingt nach Flounder Beach.«
    »Sie kennen es?«
    Gurney nickte. Als Teenager war er dort einmal bei der Geburtstagsparty eines Mädchens gewesen - einer Bekannten seiner damaligen Freundin.

    »Woher kennen Sie Flounder Beach?« Clamm bog vom Parkplatz auf die Hauptstraße.
    »Ich bin nicht weit von hier aufgewachsen, draußen bei City Island.«
    »Ohne Scheiß? Ich dachte, Sie sind aus dem Norden.«
    »Zurzeit ja.« Gurney war klar, wie provisorisch seine Worte klangen. In Madeleines Gegenwart hätte er sich wohl anders ausgedrückt.
    »Na ja, ist immer noch die gleiche üble Hüttensiedlung. Bei Flut und mit blauem Himmel könnte man fast glauben, dass man an einem richtigen Strand ist. Aber dann fließt das Wasser ab, der Schlamm stinkt, und man weiß wieder, dass man in der Bronx ist.«
    »Genau«, knurrte Gurney.
    Fünf Minuten später hielten sie auf einer staubigen Seitenstraße vor einer Öffnung in einer Kettenabsperrung wie auf dem Kirchenparkplatz. Auf einem bemalten Metallschild stand »Flounder Beach Club« und der Hinweis, dass man nur mit Genehmigung parken durfte. Eine Reihe von Schusslöchern hatte das Schild fast entzweigerissen.
    Gurney musste an die Party vor dreißig Jahren denken und fragte sich, ob er damals denselben Eingang benutzt hatte. Er konnte sich noch gut an das Mädchen erinnern, das Geburtstag hatte: dick, mit Zöpfen und Zahnspange.
    »Am besten parken wir hier.« Erneut erwähnte Clamm die unmöglichen Straßen der schmuddeligen Siedlung. »Hoffentlich macht es Ihnen nichts aus, wenn wir ein bisschen gehen.«
    »Mann, sehe ich etwa so alt aus?«
    Clamm reagierte mit einem verlegenen Lachen und einer ausweichenden Gegenfrage. »Wie lang machen Sie den Job schon?«

    Da er keine Lust hatte, über seine Pensionierung und die befristete Wiedereinstellung zu reden, begnügte sich Gurney mit einer schlichten Antwort. »Fünfundzwanzig Jahre.«
    »Ein seltsamer Fall.« Sein eigener unvermittelter Themenwechsel schien Clamm gar nicht aufzufallen. »Nicht nur die Messerstiche. Es sind auch noch andere Sachen.«
    »Sind Sie sicher, dass die Verletzungen von einem Messer stammen?«
    »Warum fragen Sie?«
    »In unserem Fall war es eine zerbrochene Whiskeyflasche. Haben Sie eine Waffe entdeckt?«
    »Nein. Der Typ von der Gerichtsmedizin sagt, dass die Verletzungen wahrscheinlich von einem Messer stammen, allerdings zweischneidig wie ein Dolch. Mit einem spitzen Glasstück könnte man vermutlich auch solche Schnitte machen. Den Autopsiebericht haben wir noch nicht. Aber wie gesagt, das ist nicht alles. Die Witwe … Ich weiß auch nicht, aber irgendwas ist komisch bei der.«
    »Inwiefern?«
    »Einiges. Erstens ist sie eine religiöse Spinnerin. Das ist sogar ihr Alibi. Sie war bei so einer Halleluja-Versammlung.«
    Gurney zuckte die Achseln. »Was noch?«
    »Starke Medikamente. Muss ständig Pillen schlucken, damit sie nicht vergisst, dass das ihr Heimatplanet ist.«
    »Hoffentlich nimmt sie sie regelmäßig. Macht Ihnen sonst noch was Sorgen?«
    »Ja.« Clamm blieb mitten auf der schmalen Straße stehen, durch die er Gurney geführt hatte. »Sie lügt.« Er sah aus, als hätte er Augenschmerzen. »Irgendwas verschweigt sie uns. Oder irgendwas, was sie erzählt, ist Quatsch. Vielleicht beides. Das ist das Haus.« Clamm deutete auf einen
gedrungenen Bungalow auf der linken Seite, der ungefähr drei Meter von der Straße zurückversetzt war. Die abblätternde Wandfarbe leuchtete giftgrün. Das rötliche Braun der Tür erinnerte Gurney an getrocknetes Blut. Das kleine Grundstück war mit einem gelben Band an tragbaren Pfosten abgesperrt. Fehlte nur noch eine Schleife vorn dran, dann war es das perfekte Geschenk aus der Hölle.
    Clamm klopfte, dann fiel ihm etwas ein. »Ach, noch was. Sie ist riesig.«
    »Riesig?«
    »Sie werden es gleich sehen.«
    Trotz der Warnung war Gurney nicht ausreichend auf die Frau vorbereitet, die die Tür öffnete. Mit einem Gewicht von gut drei Zentnern und schenkeldicken Armen schien sie in dem Häuschen völlig fehl am Platz. Noch deplatzierter wirkte das Gesicht auf dem massigen Körper, das einem benommenen und verwirrten Kind zu gehören schien. Das kurze schwarze Haar war gescheitelt und gekämmt wie bei einem kleinen Jungen.
    »Kann ich Ihnen helfen?« Sie sah nicht aus, als wäre sie zu irgendeiner Hilfeleistung imstande.
    »Hallo, Mrs.

Weitere Kostenlose Bücher