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Die Hassliste: Roman (German Edition)

Die Hassliste: Roman (German Edition)

Titel: Die Hassliste: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Brown
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Augen.
    Da stieß jemand gegen meine Schulter. Ich hielt das für einen zufälligen Rempler im Vorbeigehen und reagierte gar nicht darauf. Doch dann kam noch ein Stoß, jemand schnappte das Kabel und riss mir den Ohrhörer aus demrechten Ohr. Jetzt baumelte er lose vor mir in der Luft, Musik drang verzerrt daraus hervor.
    »Was soll der Mist?«, sagte ich, zog mir den Hörer aus dem linken Ohr und wickelte das Kabel wieder ordentlich auf. Als ich nach rechts blickte, grinste mich von der andern Seite des Gangs Christy Bruter an. »Lass mich zufrieden, Christy.«
    Ellen, ihre hässliche rothaarige Freundin – sie war genauso ein Wummer wie Christy, hatte ein Gesicht wie ein Kerl und spielte auch Softball   –, lachte laut, aber Christy selbst sah mich nur mit unschuldigem Augenaufschlag an.
    »Keine Ahnung, wovon du redest, Todesschwester. Wahrscheinlich hast du Halluzinationen. Hast vielleicht ’nen schlechten Trip erwischt oder so. Oder es war der Teufel.«
    Ich verdrehte die Augen. »Und wennschon.« Ich schob mir die Ohrhörer wieder rein, setzte mich bequem in meinem Sitz zurecht und klappte die Augen zu. Ich wollte ihr nicht das Vergnügen machen, dass ich mich gegen diesen Quatsch auch noch wehrte.
    Gerade als der Bus in die Straße vor der Schule einbog, rempelte sie mich wieder an, riss aber diesmal gleichzeitig so stark am Ohrhörerkabel, dass mir der komplette MP 3-Player aus der Hand flog, über den Boden schlitterte und eine Sitzreihe vor mir liegen blieb. Ich hob ihn auf. Das grüne Licht an der Seite leuchtete nicht mehr und das Display war schwarz. Ich schaltete ihn kurz aus und wieder an, aber nichts passierte. Das Ding war kaputt.
    »Verdammt! Was ist dein Problem?«, fragte ich mit lauter Stimme.
    Ellen machte sich schon wieder ins Hemd vor lauter Kichern, genauso wie ein paar andere Fans von Christy weiter hinten im Bus. Christy sah mich wieder mit diesem pseudomäßig erstaunten Blick an.
    Die Bustüren öffneten sich und wir standen alle auf. Das muss eine Art Schülerinstinkt sein. Egal, was gerade los ist – wenn sich die Bustüren öffnen, stehen alle auf. Ein Gesetz des Lebens. Man wird geboren, man stirbt und man steht auf, wenn sich die Bustüren öffnen.
    Christy und ich standen direkt nebeneinander. Ich konnte fast riechen, was sie gefrühstückt hatte. Sie grinste verächtlich und musterte mich mit einem langen Blick von oben bis unten.
    »Musst wohl zur nächsten Beerdigung, was? Nimm dir statt Nick doch einfach ’ne hübsche kalte Leiche. Das wär doch was für dich, oder? Obwohl, Blödsinn, Nick ist ja selber die reinste Leiche.«
    Ich sah ihr direkt in die Augen. Auf gar keinen Fall würde ich klein beigeben. Sie machte immer dieselben blöden Witze, schon seit ewigen Zeiten, aber anscheinend wurde ihr nicht langweilig dabei. Mom hatte mir mal gesagt, wenn ich Christy einfach ignorierte, hätte sie irgendwann keinen Spaß mehr dran, mich zu ärgern. Aber an Tagen wie heute war das leichter gesagt als getan. Auch wenn ich dieses Gerangel total satthatte – dass sie meine Sachen kaputt machte, würde ich ihr auf gar keinen Fall durchgehen lassen.
    Ich drückte mich an ihr vorbei auf den Gang, wo sich jetzt alle in Bewegung setzten. »Egal was dein Problem ist«, begann ich und hielt meinen MP 3-Player hoch, »für das hier wirst du jedenfalls zahlen.«
    »Oh, ich zitter schon vor Angst«, antwortete sie.
    Irgendwer anderer warf ein: »Pass auf, Christy, die verhext dich noch«, und alle lachten.
    Ich ging den Gang entlang, stieg aus, düste hinter dem Bus vorbei und rannte zur Tribüne hinüber, wo auf einer der oberen Bänke Stacey, Duce und David rumhockten wie an jedem andern Morgen auch.
    Wütend und außer Atem kletterte ich zu ihnen hoch.
    »Hey«, sagte Stacey. »Was ist los? Du siehst total sauer aus.«
    »Stimmt«, antwortete ich. »Guck dir an, was Christy Bruter, dieses Miststück, mit meinem Player gemacht hat!«
    »Oh, verdammt«, sagte David. Er nahm ihn mir aus der Hand und versuchte ein paarmal, ihn an- und auszustellen. »Vielleicht kann man den ja reparieren lassen oder so.«
    »Ich will ihn nicht reparieren lassen, verdammt noch mal«, sagte ich. »Ich will sie umbringen. Echt, ich könnt ihr den Kopf abreißen. Das wird sie noch bereuen. Das zahl ich ihr heim, und wie!«
    »Lass die doch«, meinte Stacey. »Das ist einfach eine blöde Kuh. In Wirklichkeit kann keiner sie ausstehen.«
    Ein schwarzer Camaro donnerte auf den Parkplatz und blieb neben dem

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