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Die Hazienda des Gluecks

Die Hazienda des Gluecks

Titel: Die Hazienda des Gluecks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Violet Winspear
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Geschichten sehr gern, Senor."
    "Diese hier ist wahr, und nicht erfunden, Senorita", betonte er, und seine Lider senkten sich über die Augen, die so schwarz waren wie Kohle. "Es ist eine Geschichte, die in Mexiko begann und in England endete - das heißt - ganz zu Ende ist sie noch nicht."
    Er machte eine Pause. "Eines Tages ritt ich auf meiner Hazienda ein junges Pferd zu. Es scheute vor einer Schlange und warf mich ab. Ich schlug mit dem Kopf gegen einen Felsen und wurde bewusstlos. Mein Sombrero hatte sich bei dem Sturz verschoben, und wenn ich auch nur eine Stunde ohnmächtig in der Sonne gelegen hätte, wäre ich teilweise blind wieder erwacht, oder ich hätte sogar meinen Verstand verloren. Im Sommer ist die Sonne bei uns so heiß wie in der Wüste, und selbst für jemanden, der so dunkelhäutig ist wie ich, kann sie tödlich sein."
    Er sah Colette bedeutungsvoll an. "Aber ich hatte Glück: Der Planwagen eines fahrenden Händlers kam vorbei. Der Mann war so braungebrannt und zerlumpt, dass ich ihn zuerst für eine n Mexikaner hielt, als er dann jedoch sprach, hörte ich zu meinem Erstaunen eine englische Stimme. Er schleppte mich aus der Sonne in den Schatten seines Wagens und legte mir einen feuchten Kopfverband mit dem kostbaren Wasser an, das er in einem Fass mit sich führte. Er hat meinen Verstand gerettet, wenn nicht sogar mein Leben."
    Don Diablo betrachtete die Zigarettenspitze mit ihrem Mundstück aus Elfenbein, und um seine Lippen spielte ein leicht ironisches Lächeln. "Ich unterhielt mich mit dem Mann, und ich erfuhr, dass er viele Jahre lang ein Schauspieler auf einer englischen Bühne gewesen war allerdings kein sehr erfolgreicher. Als seine junge Frau ihn wegen eines anderen Mannes verließ, kehrte er England den Rücken und versuchte sein Glück in Südamerika, in Peru und Argentinien. Schließlich hatte es ihn nach Mexiko verschlagen. Er arbeitete mal hier und mal dort ein wenig, bis er genug Geld beisammen hatte, um einen Wagen zu erstehen und als Händler umherzuziehen, der Töpfe, Pfannen und alle möglichen Wundermedizinen verkaufte."
    Ein flüchtiges Lächeln huschte über Don Diabios Gesicht. "Der Mann gefiel mir. Er amüsierte mich, weil er so viele Geschichten zu erzählen hatte. Ich bot dem Mann an, für mich zu arbeiten. Auf meiner Hazienda kann man immer eine helfende Hand gebrauchen. Er willigte ein, denn sein Gesundheitszustand war schon damals nicht besonders gut, und er ergriff mit Freuden die Gelegenheit zu einem etwas sesshafteren Leben. Er war sehr gebildet, und wir verbrachten so manchen Abend bei Gesprächen über Gott und die Welt."
    Wieder verstummte Don Diablo für einen Augenblick und betrachtete Colette nachdenklich. "Ja, Senorita, Sie ähneln wirklich Ihrer Mutter und nicht Ihrem Vater. Die Augen in seinem ausgemergelten, gebräunten Gesicht waren blau, und Ihre sind goldbraun."
    Colette starrte ihn verständnislos an. Was hatte er gesagt? Was meinte er damit? Dass dieser Mann, mit dem er in Mexiko Freundschaft geschlossen hatte, ihr Vater gewesen war?
    "Ja, Miss Paget." Er nickte, als er in ihrem Blick las, wie schockiert sie über die Nachricht war. "Als Charles Paget schließlich von der Krankheit ergriffen wurde, die dann zu seinem Ende führte, gab er mir eine Miniatur, die er immer an einer Kette um den Hals trug. Es war das Bild einer schönen Frau - fast noch eines Mädchens. Es war seine ehemalige Frau, und einige Stunden vor seinem Tod gab er zu, dass er sie in seiner Jugend nicht besonders gut behandelt hatte. Er wusste, dass sie jetzt bei dem Mann sein musste, der ihr ein viel besseres Leben geboten hätte, wenn sie ihn geheiratet hätte, und er wusste auch, dass sie ein Kind erwartete, als sie von ihm ging. Marcus Stonehill konnte viel besser für Daisy und das Baby sorgen, dessen war er schon damals sicher gewesen, und darum hatte er die Sache auf sich beruhen lassen."
    Don Diablo kam zum Schluss seiner Erzählung. "Bevor er starb, bat er mich, Stonehill einen Besuch abzustatten, wenn ich je nach England käme, und nach dem Kind zu sehen, ob es auch gut versorgt und glücklich wäre. Und dieser Pflicht bin ich nachgekommen, Miss Paget, als ich vor einigen Wochen einer geschäftlichen Angelegenheit wegen nach London musste."
    Er nahm den Zigarettenstummel aus dem Elfenbeinhalter und warf ihn aus dem Wagenfenster, Dann zog er aus der Brusttasche seines Jacketts die Miniatur, von der er gesprochen hatte. Das Porträt war ausgeblichen von der Sonne heißer

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