Die Hazienda des Gluecks
werden wir bald sein." Ernst und fest sah er sie an, und sie konnte in seinen Augen keine Zuneigung entdecken. Es kam ihr vor, als läge ein eisiger Hauch in seiner Stimme, "Ich habe nicht die geringste Absicht, dich fortzulassen, querida. Du hast mir in einer katholischen Kirche dein Jawort gegeben, und an jeder Hand trägst du meine Ringe, den goldenen Ehering und die Ezreldo-Ruy-Rubine, an denen einmal Menschenblut geklebt hat."
Colette musste schlucken. Verzweifelt starrte sie auf das Gesicht, das wie aus Bronze gehämmert schien. Das schwarze Haar wich von der breiten Stirn zurück, die auf eine hohe Intelligenz hindeutete. Diese Intelligenz, zusammen mit der Rücksichtslosigkeit, die ein Erbteil der spanischen Eroberer war, hatten ihn zum Herrn eines unermesslichen Reichtums gemacht. Auch zu ihrem Herrn, und im Augenblick gab es wohl kein Entrinnen vor diesem Mann, mit dem ein wirres Schicksal sie verbunden hatte.
Doch während sie noch ihren Gedanken nachhing, wandte Don Diablo seine Aufmerksamkeit wieder dem Essen zu. "Es schmeckt ausgezeichnet, querida. Du musst etwas essen, damit dein Gesicht mehr Farbe bekommt. Wenn deine Wangen den Hauch wilder Rosen haben, dann bist du wirklich eines der schönsten Geschöpfe auf dieser Welt."
"Ich wünschte, ich wäre hässlich", entgegnete sie. "Dann würdest du mich nicht wollen.
Ich würde dich abstoßen, denn soviel ich bis jetzt sehen konnte, duldest du nur schöne Dinge in deiner Umgebung, die dein Herz mit Besitzerstolz erfüllen."
"Glaubst du tatsächlich, dass dein angebeteter Marcus dich bei sich aufgenommen hätte, wenn du ein hässliches Kind gewesen wärst und nicht seiner einzigen Liebe so geähnelt hättest? Er hat in dir ihr getreues Abbild wiedergesehen, wäre es nicht so gewesen, hätte er dich vermutlich in ein Waisenhaus gesteckt und dich dort vergessen "
"Wie gemein und ungerecht, so etwas zu behaupten!" In Colette wollte jetzt Empörung aufflammen. "Marcus hatte ein Herz! Er war nicht wie du!"
"Woher willst du das jetzt schon wissen? Ich glaube, du legst zu viel in meinen Namen, esposa mia." Er lächelte freundlich, doch seine Zähne waren so ebenmäßig und weiß wie die Zähne eines Tieres. "Nun, zumindest das Essen ist himmlisch, und auch mein Haus ist an vielen Stellen von überirdischer Schönheit. Später werde ich einen Rundgang mit dir mache n, und du kannst dir selbst ein Urteil bilden. Wenn du schon für mich nichts empfinden kannst, dann regt sich in deinem Herzen vielleicht Bewunderung für die Hazienda."
"Wahrscheinlich werde ich sie bewundern", erwiderte sie gleichgültig. Sie blickte an seinem arroganten Gesicht vorbei auf den Innenhof, der von einem Bogengang mit kunstvollem Mauerwerk umgeben wurde. Dahinter sprudelte eine Wasserfontäne in einem Becken aus grünem Marmor. Das Sonnenlicht brach sich in allen Farben des Regenbogens auf dem nie versiegenden Wasserstrahl.
Wohin sich Colette auch wandte, sie war von Schönheit umgeben, das war nicht zu leugnen ... aber wenn sie Don Diablo anschaute, schien alles dies nur mehr unwesentlich. Ihr Hals war wie zugeschnürt, und plötzlich hatte sie Angs t. Sie blinzelte rasch und trank einen Schluck Wein.
"Blendet dich die Sonne?" Die Augen Don Diabios verengten sich, als er sie betrachtete.
"Sie wird dir eine Weile lang zu grell vorkommen, denn in England bekommt man niemals so gleißendes Sonnenlicht zu sehen. Es ist gedämpft und kühl wie die Gefühle der Menschen in deinem Lande. Höflich und nicht prahlerisch wie bei uns in Mexiko. Wenn du in unserer Sonne spazieren gehst, musst du immer daran denken, einen Hut zu tragen - ich werde dir einen mexikanische n Sombrero besorgen. Die breite Krempe wird deine zarte Haut schützen."
"Hast du Angst, dass ich rot wie eine Tomate im Gesicht werde und mich pelle?" fragte sie schnippisch. "Wenn das der Fall ist, werde ich alles tun, um mir einen Sonnenbrand zu holen."
"Weder Sonnenbrand noch Hitzschlag sind sehr angenehm, also hör auf, daherzuplappern wie ein Kind." Auch nicht die leiseste Spur von Humor war jetzt noch in seinen Augen zu entdecken.
Ein Diener näherte sich und flüsterte Don Diablo einige Worte zu, woraufhin er aufstand und sich entfernte. Colette hatte ihn nicht verstehen können, denn die Mundart dieser Gegend klang so anders als die Sprache, die sie bei einem Aufenthalt in Andalusien kennengelernt hatte. Nur Minuten später brachte der Diener einen köstlichen Nachtisch aus Ananas, Orangenfilets und Papaya mit
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