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Die Hebamme von Venedig

Die Hebamme von Venedig

Titel: Die Hebamme von Venedig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roberta Rich
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Marco Zoccoli.« Er sah sie mit seinen leeren Augen an, und der enorme Schnabel schien jeden Moment auf sie loshacken zu wollen. Dann wandte er sich an Jessica. »Und es geht auch um die Vorwürfe gegen sie«, sagte er.
    Lieber Gott, dachte Hannah, nicht auch Jessica.
    »Was wirft man mir vor?«, fragte Jessica.
    »Komplizenschaft.«
    »Komplizenschaft? Hier hat niemand ein Verbrechen begangen.«
    »Komplizenschaft«, sagte der Richter, »weil sie Hannah Levi Zuflucht geboten hat.«
    Von der Schwelle aus sagte Jacopo: »Und an der Entführung meines Neffen und am Mord an meinem Bruder Niccolò beteiligt war.« Er trug eine Jacke von der Farbe zerdrückter Kirschen und hielt immer noch sein Taschentuch vor das Gesicht gepresst. »Es wäre mir ein Vergnügen, euch beide im Strappado von der Decke hängen zu sehen.«
    Er starrte Hannah an und sah jetzt auch das Kind an ihrer Seite, steckte sein Taschentuch weg und klatschte in die Hände. »Eine virtuose Vorstellung, meine Damen.« Er verbeugte sich leicht vor Hannah und sagte: »Das Kreuz an der Tür war eine brillante Idee, aber wir sind keine Narren.«
    »Das hier ist kein Scherz, Euer Hochwohlgeboren«, sagte Jessica.
    »Ich habe meinen Zirkonring, der mich gegen die Pest schützt, falls sie die Wahrheit sagt.« Jacopo hob die Hand, um den schweren goldenen Ring mit dem rotorangefarbenen Stein an seinem Daumen zu zeigen. »Und …«, er zog eine Luntenschlosspistole aus der Hose und richtete sie auf sie, »sollte sie lügen, habe ich auch noch dieses äußerst wirksame Instrument bei mir. Ich habe damit schon so viele Melonen vom Geländer unseres Hauses geschossen, dass ich ihr versichern kann, sie nicht zu verfehlen.«
    »Steckt sie weg«, befahl der Richter. »Es ist meine Sache zu entscheiden, wer hier schuldig ist, und das Strafmaß zu bestimmen.«
    Jacopo zuckte mit den Schultern, steckte die Pistole in den Hosenbund und wedelte sich mit der Hand vor dem Gesicht herum. »Gott im Himmel, zieht den Vorhang auf und öffnet das Fenster, der Gestank ist ja nicht zu ertragen.«
    »Das Licht tut ihr in den armen Augen weh«, sagte Jessica, »und es zieht auch so schon genug.«
    »Nun, der Gestank tut mir weh. Diese Frau ist nicht nur die Mörderin meines Bruders und die Entführerin meines Neffen, sondern auch noch eine Hexe.«
    Der Untersuchungsrichter stand immer noch ein paar Schritte vom Bett entfernt. Die Zeit verstrich, und Hannah spürte, wie die sorgfältig aufgetragenen Beulen in ihren Achseln zu schmelzen begannen. Ihr Schweiß durchnässte die Bettwäsche, und es juckte sie am ganzen Körper.
    »Für mich sieht sie aus wie ein Pestopfer, mit weißer, fast grünlicher Haut und geschwärzten Augen und Zähnen«, sagte der Richter.
    »Unsinn«, sagte Jacopo. »Das ist nicht mehr als die schlechte Schminke einer noch schlechteren Schauspielerin.«
    In dem Moment stöhnte Hannah und biss auf das Rebhuhnei hinter ihrer Wange. Blut rann ihr aus dem Mund, über das Kinn und tropfte aufs Kissen.
    Richter Zoccoli wich zurück. »Großer Gott, wenn das nur vorgetäuscht ist, gehört sie auf die Bühne des Teatro Orsini.« Er betrachtete den schlafenden Matteo in Hannahs Armen. »Ist das Kind genauso krank?«
    Jessica nickte.
    Der Richter sah in Jacopos Richtung. »Euer Hochwohlgeboren behauptet, dass dieses Baby das Kind Eures Bruders ist? Dann identifiziert es bitte.« Er nickte Jessica zu. »Halte sie das Kind in die Höhe, damit wir es alle sehen können.«
    Jessica ging zum Bett, nahm Hannah Matteo aus den Armen und hielt ihn hoch. Matteo war weißlich blass, und seine Glieder zuckten. Wenn er auch nicht unter der Pest litt, so fehlte ihm doch Giovannas reichhaltige, nahrhafte Milch, und die Wunden und der Schorf, die Jessica ihm aufgemalt hatte, wirkten grausam echt.
    »Könnt Ihr sagen, dass dieses Kind ohne Zweifel Euer Neffe ist?«
    »Er ist von meinem Fleisch und Blut«, sagte Jacopo.
    »Dieses Kind ist so voller Beulen, dass ich nicht zu sagen vermag, ob es ein Mensch oder ein Tier ist. Wie könnt Ihr da so sicher sein?«
    »Wegen der roten Haare. Der Junge hat die Haare seiner Mutter, der Contessa«, sagte Jacopo.
    »Es ist das Kind meiner Schwester«, platzte es da aus Jessica heraus, »vor Wochen nach langen, schweren Wehen von ihr geboren.«
    Jessica klang so überzeugend, dass Hannahs Herz einen kleinen Sprung tat. Würde der Richter ihr glauben?
    »Sie weiß nur zu gut, dass das eine Lüge ist«, sagte Jacopo.
    Jessica richtete das Mieder ihres

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