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Die Hebamme

Die Hebamme

Titel: Die Hebamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cantz Kerstin
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Elgins Ärmel.
    »Es bedeutet der Glückliche. Ein schöner Name«, sagte Elgin. »Aber du solltest noch nicht fortgehen, solange du keine Milch hast. Du wirst zu essen bekommen und gestärkt sein. Es ist für euch beide besser.«
    »Nein.« Lene ging auf die Knie, hielt sich weiter an ihr fest. Das Mädchen konnte ihr Kind nicht ungestraft zur Taufe tragen. Dem Pfarrer würde es nicht genügen, sie des unehelichen Beischlafs zu bezichtigen und vom Abendmahl auszuschließen, denn die Kirche führte den Kampf gegen die Unsittlichkeit Hand in Hand mit den landesherrlichen Obrigkeiten. Er konnte sie anzeigen, um ihr zusätzlich eine weltliche Geld- oder Leibesstrafe auferlegen zu lassen. Für Lene bedeutete dies, einen Jahreslohn zu entrichten, über den sie nicht verfügte, oder mehrere Monate Kerker.
    »Wenn Ihr meinem Kind diesen Namen gebt, dann weiß ich, dass er uns Glück bringt. Auch wenn es schwach ist.« Lene schob das Kind in Elgins Arme. »Und es ist doch schwach, nicht?«, wiederholte sie flüsternd. Sie faltete die Hände. Sie senkte den Blick, sobald die ruhige, dunkle Stimme der Hebamme anhob, das Gebet zu sprechen.
    Elgin Gottschalk benetzte die Stirn des neugeborenen Jungen mit dem Wasser aus einem silbernen Klistier, das sie für den Fall einer Nottaufe immer bei sich trug, und segnete das ungewöhnlich stille Kind. Es öffnete die Augen, kaum dass es seinen Namen erhalten hatte.

    Konrad kam es vor, als hätte es den Ärger, der noch vor wenigen Momenten an ihm gefressen hatte, nie gegeben. Leise zog er sich zurück. Der dürre Körper des Hausierers juckte vor Aufregung, bis hinauf zum Kopf, und dass ein paar Läusenester in seinen verfilzten Haaren ihren Anteil daran hatten, kümmerte ihn nicht.
    Das eingebildete Weib hatte ihn angefaucht, obwohl er im dunklen Flur auf sie gewartet hatte, sodass ihn niemand sah. Nach einer Weile war das ihre Abmachung gewesen, Konrad hatte sich stets daran gehalten, nicht nur weil sie gut zahlte.
    Die Geheimnistuerei war Teil des Geschäfts, wenn er ihr die Mittel brachte. Sie wollte es so, weil sie vor nichts mehr Angst hatte, als sich dem allgemeinen Spott preiszugeben. So gut kannte er sie. Er hatte nicht geahnt, dass sie ihn dafür hassen würde.
    Solche Sachen passten nicht in seinen sturen Schädel; da gab es genug, mit dem er sich zu befassen hatte. Er musste sehen, wo er seine Waren billig kriegte oder anders herschaffen konnte. Die Eisenwaren, Sensen, Sicheln und Futterklingen. Konrad sammelte außerdem Lumpen oder ließ sich damit bezahlen, wenn einer nichts hatte. Bei den Papiermühlen konnte er noch immer einen Gewinn damit machen. Wenn man ihn darum fragte, trieb er auch magische Mittel auf, für die er meist einen guten Preis erzielte, weil er sie unter der Hand verkaufte. Er konnte sich was drauf einbilden, wie gut er wusste, was die Dörfler brauchten und was er den Städtern bieten musste.
    Und dann musste er noch seinen Bruder im Zaum halten, Frieder, der Kräfte hatte, die seine weit überstiegen. Aber nur in Armen und Beinen, deshalb ließ er ihn den Karren ziehen. Ein Mordskerl, im Kopf zappenduster. Doch es hatte sein Gutes, denn er tat, was man ihm sagte. Er wartete auch an der Kirche, wenn er hier im Haus des Töpfers zu tun hatte oder sonstwo unterwegs war. Frieder mochte die heilige Elisabeth, er fand sie schön und glotzte sie gern an. Niemand konnte was dagegen haben.
    Aber sie, dieses hochnäsige, blöde Weib hatte was gegen Frieder. Sie konnte ihn nicht aushalten und fand, dass er stank. Herrgott, er selbst stank schlimmer, aber ihm traute sie sich das nicht zu sagen, denn er brachte ihr die Mittel.
    Bis heute. Konrad hatte sich die Mühe gemacht, eine echte Alraunwurzel aufzutreiben, ein haariges Ding, von dem man sich erzählte, es würde vor Schmerzen schreien, wenn man es aus der Erde zog. Das hatte Eindruck auf sie gemacht. Er kriegte sie immer mit diesen Geschichten, selbst wenn er schon manches Mal gedacht hatte, sie glaubte ihm nicht mehr. Aber sie musste. Es blieb ihr nichts anderes übrig. Bis heute.
    Sie hatte ihn angefaucht wie ein Frettchen, wenn man es am Wickel hatte. Er solle sich nie wieder hier blicken lassen.
    Als er sein Geld verlangte, hatte sie mit den Polizeiknechten gedroht. Er war klug genug, zu verschwinden. Aber die Wut war durch ihn hindurchgerast, dass er wünschte, Frieder wäre hier.
    Doch dann, draußen hinter dem Haus, war er froh, dass Frieder nicht da war. Er hätte nie so leise sein können wie

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