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Die Hebamme

Die Hebamme

Titel: Die Hebamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cantz Kerstin
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Herzschlag so heftig wie ihrer. Sie sah ihm entgegen, sah, wie ihm eine helle Haarsträhne in die Stirn fiel.
    »Ich muss gehen«, wollte sie sagen, oder sagte sie es? Was immer sie tat, ihre Lippen jedenfalls streiften bereits die seinen.
    Ein gellender Pfiff brachte sie zur Vernunft, dann das Gelächter. Die Studenten näherten sich wie ein dichter Schwarm Kolkraben, weit ausschreitend in ihren schwarzen Röcken, und spöttisch.
    Mit einem Schritt entfernte Clemens sich von ihr, seine Hände verschwanden hinter dem Rücken, als hätten sie sich niemals auf ihrer Haut befunden. Die Studenten stoben zwischen ihnen hindurch, drängten sie auseinander. Ein Arm traf sie, ein Arm, der sich hob, um den Hut vor dem Doktor zu lüften, versetzte ihr einen Stoß, einen sehr leichten und möglicherweise unbeabsichtigten. Für sie eine letzte Aufforderung, diesen Ort endgültig zu verlassen.

    Wieder so ein verweintes Gesicht, dachte Marthe. Doch nicht schon wieder!
    »Man sagte mir, dass dies das Haus der Gottschalkin ist.«
    Wie dieser grauäugige Blick am Fachwerk des Hauses hinaufkletterte, sprach ja nun wirklich Bände.
    »Ich müsste sie sehr dringend sprechen, wenn dies möglich wäre.«
    »Wer bist du?«
    »Gesa Langwasser. Ich kenne sie, die Gottschalkin, meine ich, und sie …«
    Die junge Frau musste ihr Bündel aufschnüren, um ein Schnäuztuch hervorzuholen.
    »Sie ist nicht da.«
    Am besten, sie redete gar nicht lange mit ihr.
    »Könnte ich nicht vielleicht auf sie warten?« Sie sah anrührend aus, viel zu sehr. Der Schlag sollte den treffen, der sie zum Weinen brachte.
    »Nein«, sagte Marthe. Streng schloss sie die Tür. Streng doch vor allem auch zu sich. »Nein«, sagte sie noch ein-, zweimal vor sich hin, als sie zurück in die Küche ging, wo sie das Geflügel salzen und mit Kräutern füllen wollte, um es heute noch in den Rauchfang zu hängen.
    Nein. Sie konnte und durfte nicht mehr die Tür öffnen für jedes arme Ding, das vor dem Haus Tränen vergoss, das brachte die Gottschalkin in Schwierigkeiten. Wenn es nicht bereits schon geschehen war. Sei ihr gnädig, Gott. Sei uns allen gnädig.
    Sie war so ruhig geblieben, als man sie ins Haus des Richters rufen ließ. Diese Ruhe, dachte Marthe, das war auch nicht immer gut.

    »Hören Sie«, sagte Malvine beschwörend, die Elgin in einem der zierlichen Sessel des Homberg’schen Salons gegenübersaß, »was mit Bettina ist, das will mir so gar nicht gefallen. Es bringt Unruhe ins Haus und eine erdrückende Stimmung. Ich bin froh, dass Sie sofort kommen konnten, denn die Männer sind seit heute aus dem Haus, Homberg und Götze. Es kam mir sehr entgegen, dass mein Mann den Landgrafen aufzusuchen hat, auf dessen Einladung hin. Was ein gutes Zeichen ist im Hinblick auf das Amt des Bürgermeisters. Obwohl – das ließ Homberg mich wissen – drei der vier Räte für ihn votieren, so ist doch letztlich das Wort des Landgrafen ausschlaggebend. Aber darum geht es nun gar nicht, Gottschalkin, liebe Freundin.«
    Sie unterbrach ihre atemlose Rede und legte den Stickrahmen fort, den sie seit dem Beginn ihrer Unterredung tatenlos im Schoß gehalten hatte.
    »Ich brauche Ihr Wort, dass mit dem Mädchen alles seine Ordnung hat.«
    »Seine Ordnung? Nun, Sie berichten von Blutungen … Ich muss Bettina sehen und sie gründlich dazu befragen, bevor …«
    »Es hat sich ein gewisser Verdacht entwickelt«, sagte Malvine, »das kommt nun davon, wenn Männer vertraulich zueinander sprechen.«
    »Der Richter ist vertraulich mit seinem Diener?«
    Irgendwo im Haus waren die hellen Stimmen der Mädchen zu hören, der durchdringende Schrei kam eindeutig vom kleinen Bruder, und es folgte Gelächter darauf, das Malvine ein kurzes Lächeln abgewann.
    »Natürlich nicht«, sagte sie. »Doch umgekehrt hat es sich ergeben. Mein Gatte bemerkte an Götze eine gewisse Abwesenheit, ja eine Verdüsterung des Gemüts. Zunächst schenkte er dem keine Beachtung, doch nachdem es sich Tage hinzog, dass er die verhangene Miene des Mannes betrachten musste, stellte er ihn zur Rede. Wenn man diese dienstbaren Geister nun immer in seiner Nähe hat, da möchte man doch lieber in fröhliche Gesichter blicken als in vergrämte.«
    »Sollte ich nicht jetzt nach Bettina sehen?«
    Malvines Stirn verzog sich unter den drapierten Locken.
    »Unbedingt, Gottschalkin, ich will Sie sofort zu ihr lassen, doch ich muss eine Sache zuvor noch deutlicher benennen.«
    Sie raffte den Chiffonschal, dessen Farbe sich

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