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Die Hebamme

Die Hebamme

Titel: Die Hebamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cantz Kerstin
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Marthe, nicht rausgeworfen.«
    »Wie auch immer. Vertan und vertanzt.«
    Rasch warf Elgin zwei Kräutersäckchen ins Feuer, die sie zuvor aus ihrem Wäscheschrank entfernt hatte, und im gleichen Moment kam es ihr vor, als zelebriere sie ein lächerliches Ritual.
    »Der junge Fessler hat nach Ihnen gefragt.«
    Elgin wandte sich um, ohne zu antworten. Unter der weißen Haube lag Marthes Gesicht in feinen Fältchen, nur die rot geäderten Wangen waren glatt und fühlten sich vermutlich weich an, wenn man sie berührte. Jetzt bebten sie unter den schnellen Bewegungen, mit denen sie das Wiegemesser über Dill und Fenchel führte.
    »Wohl sah er nicht eben aus, das muss ich schon sagen.«
    »Das musst du nicht, Marthe, du musst gar nichts von ihm sagen.«
    Und ich werde ihm nicht länger ausweichen, dachte sie, während sie ihrer Magd zusah, wie sie die Gurken in einen steinernen Topf füllte, mit Essig begoss und Pfefferkörner darüber streute. Ohnehin musste sie die Apotheke aufsuchen. Sie brauchte einige Mittel und auch Kräuter, jetzt, da der Regen alles, was nicht bereits geerntet war, in den Gärten verfaulen ließ.

    Obwohl sich zwischen den grauen Wolken einige lichte Flecken zeigten, ließ der Blick in den Himmel keine Hoffnung zu, dass es mit dem Wetter gänzlich vorbei war. Noch immer fielen hier und da dicke Tropfen herab, von den Häuserdächern und Bäumen, von den mit Leinwand überdeckten Marktständen. Nachdem der Regen an diesem Morgen ausgesetzt hatte, bevölkerte sich der Marktplatz zügig. In dem Gedränge war es unmöglich, den Pfützen auszuweichen, und die Leute hatten anderes zu tun, als darauf zu achten. Sie kauften, was es zu kaufen gab, denn jeder wusste, dass die Ernte dieses Jahres verdorben war. Die Preise hatten bereits angezogen, und die lauten Stimmen an den Ständen klangen gereizt.
    Zum wiederholten Mal tastete Gesa nach den Münzen, die sie, in ein Tuch eingebunden, unter ihrer Schürze trug. Sie fühlte sich noch immer unbehaglich mit der neuen Aufgabe, die man ihr übertragen hatte. Nicht, dass sie die Verantwortung scheute, nein, Tante Bele hatte sie das Wirtschaften wahrhaftig gelehrt. Was Gesa nicht behagte, war, dass die Textor sie nun hasste. Auch die anderen bekamen ihre Wut zu spüren. Lotte scherte sich nicht darum, sie wusste der Alten zu wechseln, doch Pauli wirkte fahrig, seine Haut war eine einzige entzündete Fläche. Gesa hatte darauf bestanden, ihn mit zum Markt zu nehmen, obwohl es nicht zwingend notwendig war.
    Der Junge trottete vor ihnen her und trug in beiden Händen Körbe für die Hühner, was ihn davon abhielt, ständig sein Gesicht zu befingern. Irgendetwas schien Pauli Sorge zu bereiten, doch Gesa fand nicht heraus, was es war. Sie würde ihn damit beschäftigen, im Hof hinter der Küche einen Verschlag für die Hühner zu bauen. Vielleicht konnte ihn das ablenken von dem, was seine Pusteln zum Blühen brachte.
    Es war eine Überraschung gewesen, dass der Professor die Einkäufe und das Führen des Haushaltsbuches vorerst in Gesas Hände legte. Vor einigen Tagen nämlich hatte es im Auditorium ein Gespräch mit dem Professor gegeben, in dem er Mitteilungen machte, die für Unruhe im Haus sorgten.
    »Offenbar ist unsere gute Frau Textor damit zu sehr belastet, zumal sie unter rheumatischen Schmerzen zu leiden hat. Da die Schülerin Langwasser nicht nur auf mich einen verlässlichen Eindruck macht, wollen wir uns auf diesen Versuch mit ihr einlassen.«
    Während die Textor nach Luft schnappte, hatte der Professor nicht etwa ihr, sondern Doktor Heuser zugenickt, und Gesa hatte begonnen zu schwitzen. Vermutlich tat Clemens Heuser, der dieser Unterredung wortlos beiwohnte, das Gleiche, denn er errötete.
    »Wenn Blicke die Luft in Brand setzen könnten, dann wärst du nur noch ein Häufchen Asche«, hatte Lotte zu flüstern gewagt und Gesa ins Ohr gepustet. Zu mehr kam sie nicht, denn der Professor hatte begonnen, von anderen Dingen zu sprechen, die Lotte gründlich die Laune verdarben.
    »Im Übrigen will ich hoffen, dass Frau Textor sich bald wieder ihren vornehmlichen Aufgaben als Haushebamme zuwenden kann, aber es liegt nahe, dass es dazu einiger Voraussetzungen bedarf«, hatte er erklärt und sein Auf-und-ab-Schreiten vor den Schränken beendet.
    »Die schwangeren Frauen müssen den Weg in unser Haus finden. Und ihnen diesen zu weisen – wer sollte besser dazu geeignet sein als eine Frau? Oder zwei?«
    Seine Rede war ausschließlich an Gesa und Lotte

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