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Die Heidehexe - Historischer Roman

Die Heidehexe - Historischer Roman

Titel: Die Heidehexe - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gloria Frost
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bist doch noch ein Kind, hast nichts in den Betten von Männern verloren. Marsch, in dein Zimmer“, räsonierte er.
    „Ich bin drei zehn und habe einen Sohn. Andere Mädchen mit solchem Los sind dann verheiratet.“
    „Mag sein. Aber mir steht der Sinn nicht nach kleinen Mädeln“, sagte Christian. Er wollte ihr nicht anvertrauen, dass er bei allen Huren und Marketenderinnen, mit denen er die Nächte verbrachte, stets das Gesicht der Pfalzgräfin vor Augen sah. Erstens ging es Barbara nichts an und zweitens war sie ihm zu schade, als Lückenbüßerin herzuhalten. Er begleitete sie in ihr Gemach.
    „Schlaf gut, meine Kleine. Eines Tages kommt auch für dich dein Märchenprinz. Heb dich für ihn auf“, flüsterte der Fürst und drückte ihr einen Kuss auf die Stirn. Im Korridor hielt er inne, lauschte den tiefen Atemzügen, die aus den Räumen seiner Freunde drangen, und wartete, bis er durch  Barbaras Wände ebenso gleichmäßige Schlummergeräusche vernahm.
    Alle schlafen dem morgigen Kampf entgegen, dachte Christian und begab sich auf sein Lager zurück. Doch hier irrte der Feldherr, Isabella und Victor lagen dicht aneinander gekuschelt und der Graf fragte: „Was hat dich bloß dazu getrieben, ohne mich Paderborn zu besichtigen? Hättest du nur einen Ton gesagt, dann wäre ich mitgekommen.“ „Ich weiß, mein Liebster. Verzeih. Aber ich brauchte den heutigen Nachmittag, um mit mir selbst ins Reine zu kommen und zu überlegen, wie es weitergehen soll.“
    „Du sprichst geheimnisvoll. Womit wolltest du ins Reine kommen?“
    „Ach, Victor, kannst du dir das nicht denken? Ich bin guter Hoffnung und überlege, ob es für das Kind in meinem Leibe gut ist, zwischen Kanonendonner und Musketenhagel das Licht der Welt zu erblicken.“
    „Wir … wir bekommen ein Kind? Ich weiß nicht, was ich sagen soll vor Freude. Ist das herrlich. Ein Götterkind, gezeugt von Balder und Skögull.“ Victor, der sich früher immer dagegen gewehrt hatte, wenn Isabella ihn Balder nannte, zweifelte nicht mehr daran, Odins Sohn zu sein. Übermütig rief er: „Hört, ihr Bewohner von Walhall. Bald wird ein weiterer Gott unter uns weilen!“ Er bedeckte   Isabellas Leib mit Hunderten von Küssen, und sie gab sich ihm erneut hin. Liebestrunken schlief seine Gemahlin danach in Victors Armen ein.
    Kaum eingenickt, bemächtigte sich ihrer ein unheimlicher Traum. Sie sah sich außerhalb der Stadttürme auf einer saftigen Wiese. Es war Sommer und der Duft von Blumen und Kräutern lockte Isabella in die Nähe einer rostigen, verfallenen Mühle, an der ein ebenso zerklüftetes Wohnhaus lehnte. Wie ausgestorben wirkte das von wildem Efeu umrankte Gehöft. Aus den Stallungen trug der Juliwind Schweinegrunzen zu ihr herüber. Sie verharrte und schaute durch die blinden Fenster des Gemäuers. Spinnweben un d bläulich schillernde Fliegen an den Scheiben versperrten ihr die Sicht. Knarrend öffnete sich die Stalltür und eine verhutzelte Greisin trieb die Tiere vor sich her ins Freie.
    Noch nie hatte Isabella solch gigantische und vor Fett strotzende Schweine gesehen.
    „Was suchst du hier?“, fragte die Alte und schlug mit der Reisiggerte nach ihr. „Ach ich weiß schon, wer du bist. Die Heidehexe. Sag dem tollen Halberstädter, er soll nicht wagen, unsere Mühle anzuzünden. Sonst wird es euch allen schlecht ergehen. Meine Enkelin Gunhilda lebt dort mit ihrem Geliebten, dem schwarzen Pfarrer. So denken die Leute. Aber er ist kein Priester, sondern der Fürst der Hölle. Hat mein elternloses Großkind nach der Beichte verführt. Nun ist sie ihm hörig.“ Die Alte ist kindisch, dachte Isabella und fragte neugierig: „Sagt mir, gute Frau, warum Eure Schweine so groß und dick sind.“ 
    „Da staunst du, Heidehexe, was? Bin eben eine gute Schweinehirtin. Meine Tiere bekommen nur das beste Futter. Fressen jeden Tag die gefallenen Soldaten. Gibt genug davon. Sie können gar nicht so viel zerkauen, wie ich ihnen vorwerfe. Trägst ein Kind im Balg. Wenn du nicht dafür sorgst, dass unsere Mühle erhalten bleibt, wird der schwarze Pfaffe dir eine Missgeburt bescheren. Dir und dem Grimmshagener.“ Dabei berührte sie Isabellas Bauch mit dürren Knochenfingern, und hinter einem der Fenster lugte grinsend die Fratze Luzifers hervor.
    Schreiend erwachte die Schwangere. Das Bett neben ihr war leer. Barbara erschien im Türrahmen. „Endlich ausgeschlafen?“, erkundigte sie sich. „Du hast ja geschrien, als sei dir der Satan begegnet.“
    „Ist

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