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Die Heidehexe - Historischer Roman

Die Heidehexe - Historischer Roman

Titel: Die Heidehexe - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gloria Frost
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er. Ist er. Und die Schweinehirtin mit den fetten Schweinen im Juliwind …“
    „Es war nur ein Traum“, unterbrach die Freundin den hysterischen Redeschwall. „Wir haben tiefsten Winter. Schon allein daran kannst erkennen, dass du lediglich träumtest.“
    „Ein Albtraum. Ein schrecklicher Albtraum“, winselte Isabella und rieb sich die Augen. „Aber er schien so echt.“ Sie blickte sich im Zimmer um. „Wo ist Victor?“
    „Er ist mit Christian und dem Brandmeister zu der alten Mühle vor der Stadt geritten. Sie wollen das Unikum den Flammen übergeben.“ Wie von der Tarantel gestochen, sprang Isabella aus dem Bett, schlüpfte ungewaschen in ihre Kleider. „Komm schnell, Barbara. Wir müssen sie daran hindern. Sonst wird uns Schreckliches widerfahren!“
    Barbara amüsierte sich, dass die Freundin ihrem Traum so viel Bedeutung beimaß, folgte ihr aber zu den Stallungen, wo sie sich von Soldaten der Kavallerie Pferde ausliehen, und preschte mit ihr zum Tor hinaus. Sie kamen zu spät. Das gesamte Gehöft war bis auf die Grundmauern niedergebrannt. „Was habt ihr getan?“, rief Isabella entsetzt.
    „Beruhige dich. Die Mühle galt doch nur als Schandfleck für das Umland“, versuchte Christian sie zu beschwichtigen. Sowohl er als auch Victor erlagen jedes Mal aufs Neue der Faszination des Feuers. Ihre Augen leuchteten hell, obwohl die Flammen erloschen waren.
    „Wo sind die Schweinehirtin, ihre Enkelin und der schwarze Priester? Etwa verbrannt?“, keuchte Isabella.
    „Keine Menschenseele befand sich in der Ruine“, verteidigte der Heeresführer sich. Im gleichen Augenblick trieb die Alte ihre Schweine auf der anderen Seite des Pfades an blattlosen Bäumen entlang. Isabella erkannte das Weib aus ihren Träumen. Doch es schlurfte schweigend an ihnen vorüber, sah die Gräfin aus hasserfüllten Augen an.
    „Hast du in der Mühle gewohnt“, fragte Victor die Greisin. Als diese den Kopf schüttelte, lachte Barbara. „Na, also. Du siehst schon Gespenster.“ Isabella aber wusste, dass sie sich vor der Rache der Schweinehirtin in Acht nehmen musste, und packte noch am selben Tag ihre Kiepe.
    „Pavor!“, rief sie nach dem im kahlen Geäst einer Buche sitzenden Raben. „Flieg zu Großmutter. Sie soll mich hier fortholen. Bitte Pavor, beeile dich!“
    „Geht in Ordnung“, knarzte der Vogel und verschwand in den Lüften.
    „Du willst zu den Zigeunern?“ Victors Stimme klang traurig.
    „Ich will nicht. Muss. Das Kind in meinem Bauch bedarf des Schutzes, den es im Kriegsgemetzel nicht hat. Wenn es auf der Welt ist, komme ich wieder.“
    „Wer weiß, wo wir dann sind.“
    „Ich finde dich, Balder, egal, wo du bist.“
    „Falls du nicht bleiben magst, was ich durchaus verstehe, so bring unser Kind im Schloss zur Welt. Drost Sommerling wird aufpassen, dass dir nichts geschieht.“
    „Ich fürchte mich dort ohne dich. Es wimmelt zwar vor Dienerschaft und Wachen. Trotzdem sind deine Mutter, Schwester und Braut ermordet worden. Nein, Victor, der Platz ist mir nicht geheuer. Nicht einmal Alwin ist im Schloss geblieben, nimmt lieber die Strapazen des Krieges auf sich, obwohl er die Schlacht verabscheut. Mein Entschluss steht fest.“
    „So geh mit Gott, meine Liebste.“ Sie umarmten sich schweigend, klebten förmlich aneinander, küssten sich ohne Unterlass.
    Zwei Tage dauerte es, bis Onkel Luigi mit seinem bunten Zigeunerwagen erschien. Isabella hatte Zeit genug gehabt, sich von Christian, Alwin, Bernhard, Barbara und den Freunden zu verabschieden. Die Trennung fiel allen schwer, nur Barbara sprach ihr Trost zu: „Es ist das Beste für Dich und deine Leibesfrucht. Sieh zu, dass du ein gesundes Kind bekommst, auf das dein Mann stolz sein kann.“
    „Ich werde mein Möglichstes tun“, lächelte Isabella und dankte der Freundin für die Aufmunterung. Nachdem Rinaldo und Fernando ihr die Pferde weggeholt hatten und außer Karina niemand von der Familie zu ihrer Hochzeit gekommen war, fühlte sie sich nicht sonderlich wohl in ihrer Haut. Onkel Luigi war alles andere als gesprächig und das Gegenteil von freundlich. Er reichte Isabella die Hand, ohne sie anzusehen.
    „Hast du Pavor nicht mitgebracht?“, fragte die Nichte.
    „Er ist völlig erschöpft. Eine Zumutung, den Vogel solch weite Strecke fliegen zu lassen, damit die Gnädigste abgeholt wird. Wäre es nach mir gegangen, könntest du bei der wilden Horde versauern. Plündern und brandschatzen im Namen des Glaubens. Wie viele Menschen habt ihr wohl

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