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Die Heidehexe - Historischer Roman

Die Heidehexe - Historischer Roman

Titel: Die Heidehexe - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gloria Frost
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auf dem Gewissen?“
    „Und wie viele Tilly mit dem Heer des Kaisers?“, stellte Isabella die Gegenfrage, auf die sie keine Antwort erhielt. V ielmehr trieb Luigi die Pferde zur Eile an, vermied jede weitere Unterhaltung.
    Als die Dämmerung hereinbrach, hielt er vor einer heruntergekommenen Kaschemme an. Ein zerlumpter, zahnloser Kerl öffnete nach dreimaligem Klopfen die Tür. Seine runzlige Lederhaut hatte anscheinend zeitlebens kein Wasser gefühlt, das vor Dreck starrende Haar und der struppige Vollbart nie einen Kamm erblickt. Isabella erschrak und fragte den Onkel, was los sei.
    „Nichts ist los. Die Pferde brauchen eine Ruhepause und Futter. Rigobert ist ein guter Gastwirt, bei dem wir jedes Mal einkehren, wenn wir vorbeikommen. Hast du noch zwei Fremdenzimmer frei?“, wandte Luigi sich an den schmuddeligen Gesellen.
    „Na klar. Für dich immer. Aber ob es der jungen Dame behagt?“  
    „Die wird nicht gefragt. Kann froh sein, dass ich sie abhole.“
    „Protestantin?“, fragte besagter Rigobert und bekreuzigte sich.
    „Besser, du weißt nicht zu viel, mein Guter.“ Luigi überließ dem Kneipenbesitzer Wagen und Pferde, die er sofort ausspannte und mit frischem Wasser und Hafer versorgte. Unterdessen betraten Onkel und Nichte die schummrige Spelunke. An der Theke lehnten ein paar Gestalten, denen man nicht im Mondschein begegnen mochte, schütteten becherweise Branntwein in sich hinein.
    „Hola, guapa senorita“, sagte einer der Männer und pfiff anerkennend durch die Zähne.
    Auch das noch, durchfuhr es Isabella siedend heiß, Spanier. Womöglich Soldaten aus den Heeren Cordobás oder Spinolas, den Verbündeten des Kaisers. Katholisch sind sie ja alle, die Spanier. Sie ging nicht auf den Gruß der Fremden ein, sah aber, dass sie die Köpfe zusammensteckten und offensichtlich über sie tuschelten.
    Luigi winkte sie zu seinem Tisch, bestellte bei der Wirtin Rühreier mit Speck. Am liebsten hätte Isabella nichts von den unsauberen Tellern gegessen. Da der Onkel jedoch grimmig schaute, stopfte sie den ersten Bissen in den Mund und stellte fest, dass er vorzüglich schmeckte. Gut gewürzt und mit verschiedenen Kräutern vermengt. Jetzt erst merkte sie, wie hungrig sie war und aß mit gutem Appetit.  
    Nach dem Mahl ließen sie sich die Zimmer zeigen, legten sich zur Ruhe, denn morgen stand ihnen ein langer Reisetag bevor.
    Isabella erwachte von einem Geräusch an der Tür, schnellte hoch, saß kerzengerade im Bett. Sie hörte, wie die Klinke behutsam heruntergedrückt wurde, und kalte Schauer liefen ihr über den Rücken. Nichts rührte sich. Und doch wusste sie, dass hinter der Tür etwas lauerte, das ihr nicht wohlgesinnt war.
    Minuten vergingen, die ihr als Ewigkeit vorkamen. Krampfhaft überlegte sie, welcher Gegenstand zur Verteidigung dienen könnte. Leise angelte Isabella den Nachttopf unter dem Bett hervor, hielt ihn gleich einem Schutzschild vor ihre Brust, lauschte angestrengt. Sachte öffnete sich die Tür einen Spaltbreit, durch den ein Lichtschein ins Zimmer fiel.
    Schatten sprangen mit lodernden Fackeln auf Isabellas Bett zu. Die holte aus, traf mit dem Nachttopf eine der Silhouetten am Kopf, sodass sie mit einem Schmerzenslaut zu Boden sank. Damit hatte das Mädchen sich den Zorn der Spanier, denn um keine anderen handelte es sich, in vollem Umfang zugezogen.
    Wie gereizte Stiere stürmten sie auf Isabella ein, stopften ihr gleichzeitig einen Knebel in den Mund, verbanden die Augen und fesselten die Arme mit den Beinen zu einem lebendigen Paket. Das Kind in ihrem Leib strampelte wegen der unbequemen Lage. Isabella liefen Tränen die Wangen hinab. Fünf stämmige Burschen gege n eine schwangere Frau. Wie verwerflich ist das denn, dachte sie.  
    Schweigend hoben die Spanier das Paket an und trugen es auf Zehenspitzen ins Freie, verluden es in eine Kutsche und ab ging es über harschen Schnee und Glatteis.
    Die Fahrt dauerte nicht allzu lange. Das Versteck musste sich also in der Nähe des Gasthofes befinden. Wieder wurde Isabella gepackt und zahlreiche Stufen hinabbefördert. Es war kalt und roch muffig in dem Verlies. Ein Keller, folgerte sie messerscharf.
    Man verfrachtete sie auf einen Strohsack, band ihr die Fesseln los. Nur die Füße verknoteten die Spanier mit Seilen an einem Eisenhaken in der Wand. Augenbinde und Knebel entfernten die Burschen.
    Als die Männer bemerkten, dass Isabella fror, hängte ihr einer seinen Pelzmantel um.
    „Was wollt ihr von mir?“, traute sie

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