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Die Heidehexe - Historischer Roman

Die Heidehexe - Historischer Roman

Titel: Die Heidehexe - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gloria Frost
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Religionszugehörigkeit niemand kannte, egal war, unter wessen Flagge er kämpfte.
    Wenn auch aus ihnen kaum Freunde werden würden, war  doch beiden bewusst, dass einer ohne den anderen nur die Hälfte wert war, sie gemeinsam dagegen fast unschlagbar blieben. Sie ergänzten sich auf unnachahmliche Weise. Ernst von Mansfeld, der erfahrene, besonnene Stratege und Christian, als waghalsiger, unerschrockener Angreifer, der  Tod und Teufel nicht fürchtete. Ein Gespann, das zusammengehörte.
    Für den Braunschweiger bedurfte es keiner weiteren Frage, als er sah, dass auch Moritz von Oranien als Dienstherr zur Verfügung stand. Die Holländer wurden arg vom spanischen Heer Spinolas in die Zwickmühle genommen.
    Der Fürst hüpfte vor Freude, konnte er doch sicher in absehbarer Zeit seiner Herzenskönigin begegnen, die mit ihrem Gemahl und den Kindern die Gastfreundschaft des Niederländers in Anspruch nahm. Den Pfalzgrafen verachtete er, aber bei dem Gedanken an die schöne Gräfin schnellte sein Puls bis zu den Wipfeln der Lothringer Tannen.
    Für den Mansfelder war Moritz von Oranien ebenfalls der Favorit, und so beschlossen sie, sich in wenigen Tagen auf den Weg von der Maas durch den habsburgischen Süden der Niederlande zu begeben, um die spanische Belagerung von Bergen op Zoom zu beenden.  
    Lasst kommen, was da kommen will“, sagte der Mansfelder und grinste, „heute Nacht wird gefeiert, dass sich die Balken biegen. Das haben wir uns redlich verdient.“     
     
     
    32
     
    Im April verließen die Gaukler ihr Winterquartier, brachen auf zu ihrer Reise durch die Lande. In jeder größeren Ortschaft gaben sie Vorstellungen, die in den vergangenen Jahren meistens ausverkauft gewesen waren. Diesmal blieb das Zelt fast leer. Die Menschen hatten weder Geld noch Interesse an Belustigungen und Attraktionen, gleich welcher Art. Der Krieg zermürbte sie. Wessen Haus und Hof noch nicht ausgeraubt und geplündert oder abgefackelt war, der hielt seine Habe zusammen, denn die Kriegstreiber, egal ob katholisch oder protestantisch, lauerten überall. Besser man versteckte sich mit den Seinen.
    Weil Großmutter wohlweislich mit den bunten Zirkuswagen dem Feldzug der Braunschweiger folgte, kamen sie hauptsächlich durch verwüstete Orte zu Leuten, die kaum einen Pfennig auf der Naht besaßen. Die Pferde hatten Hunger, brauchten Futter. Es half nichts. Die Alte musste eiserne Reserven angreifen, um ihre große Familie und die vielen Tiere zu ernähren.
    Tagsüber streiften alle Frauen und Mädchen durch Wald und Flur, auf der Suche nach Heilpflanzen, die sie abends zu Salben und Säften verarbeiteten. Eine mühselige aber lohnende Aufgabe.
    Im April blühten Haselwurz, Leberblümchen, Scharbockskraut, Immergrün und Sumpfdotterblumen.
    Der Mai bescherte Bärlauch, Salomonsiegel, Akelei, Schöllkraut, Günsel, als Wichtigstes den begehrten Schlafmohn mit seinem weißen Milchsaft, der wild auf den Feldern wuchs. Aus ihm gewannen die Kräuterweiber Morphin, das in der richtigen Dosis selbst den stärksten Schmerz für Stunden vertrieb, Codein war ein bewährtes Hustenmittel sowie zur Schmerzbekämpfung geeignet, Papaverin zum Lösen von Krämpfen, Narcein als Hustenstiller.    
    Juni schenkte Natternkopf, Hecken-Kälberkopf, Baldrian zur Beruhigung, Johanniskraut gegen Angst und Schwermut, Fingerhut als hochwirksames Mittel bei schwerer Herzkrankheit. Die Liste ließe sich weiterhin fortsetzen, doch kam es auf das fachkundige Wissen über die genauen Mischungsverhältnisse verschiedener Pflanzen und die exakte Dosierung an. Eine Prise zu viel konnte tödlich wirken, zu wenig das erwünschte Resultat verweigern. Nur einige Kräuterfrauen beherrschten die Heilkunst perfekt. Zu ihnen hatte Rubina gehört, die ihre Rezepturen für Isabella aufgeschrieben bewahrte, sodass sie beinahe ebenso kundig wie die Mutter war. Halina zählte ebenfalls dazu. Die Begnadetste aber blieb Großmutter, die ihren Töchtern die Geheimnisse, sogar in aussichtslosen Fällen Genesung herbeizuführen, weitergegeben hatte. Eine jede von ihnen galt als Meisterin auf diesem Gebiet.
    Die Leute kamen nicht in den Zirkus, demnach tingelten die Gaukler von Haus zu Haus, priesen ihre Kräutersalben, Öle, Säfte und Pasten an, erkannten auf den ersten Blick, welche Krankheit den jeweiligen Bewohner peinigte und hielten das passende Mittel parat.
    Merkwürdig, dass sämtliche Ausgeplünderten irgendwo ein Geheimfach besaßen, in dem sie noch ein paar

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