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Die Heidehexe - Historischer Roman

Die Heidehexe - Historischer Roman

Titel: Die Heidehexe - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gloria Frost
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längst vorbereitet. Braunschweiger Infanterie lag mit Musketen in den Stellungen, um die verbittert gekämpft wurde. Doch der Feind besaß Artillerie, während Christians Truppen nur über drei Kanonen verfügten. Eine trafen die Feinde gleich zu Anfang des Gefechts, die zweite explodierte.
    Schutzlos den drei Heeren ausgesetzt, zogen sich die Braunschweiger Regimenter langsam zurück, setzten vorsorglich das ganze Dorf in Brand, um vor den Verfolgern sicher zu sein. Das Schreien der in den Flammen Verbrennenden trug der Wind mit sich fort.
    Großer Gott, dachte Alwin inmitten der Kriegswirren, welch ein Wahnsinn. Hätte ich bloß die Macht, dem Schrecken ein Ende zu setzen. Wie traurig alles ist, wenn Recht und Gesetz nichts gelten, sondern nur der Sieg des Stärkeren gilt. Unglaublich, wie schnell aus zivilisierten Menschen reißende Bestien werden.
    Infanterie und Reiter kämpften gemeinsam gegen die zahlenmäßig überlegenen und mit Artillerie bestens  ausgerüsteten Katholi ken an. Sie schlugen sich tapfer, immer darauf bedacht, die seit Stunden den Main überquerenden Wagen nicht zu gefährden, Zeit zu schinden, um Beute, Proviant und Munition über den Fluss zu schaffen.
    Hätte die Liga sofort entschlossen angegriffen, wäre von Christians Heer nichts, aber auch gar nichts übrig geblieben. Doch die Generäle zauderten zunächst, vergewisserten sich erst, dass Mansfelds Truppen den Herzog nicht unterstützten, bevor sie mit voller Härte ein regelrechtes Gemetzel begannen.
    Fast alle Fußsoldaten der Braunschw eiger mussten ihr Leben lassen. Ein nasses, kaltes Grab empfing die Sterbenden. Der Rest flüchtete auf die Brücke, auf der sich nur noch der Tross der Heimatlosen befand. Sämtliche Wagen waren unbehelligt hinübergelangt. Die Kavallerie erreichte die Furt, wo es zum Kampf Mann gegen Mann kam. Und hier musste die Liga Verluste einstecken, bis sie sich geschlagen gab. Dennoch behaupteten Tilly, Cordoba und Anholt später, sie hätten die Schlacht gewonnen.
    Schlimm sah es inzwischen auf der Holzbrücke aus. Sie hielt dem Gewicht der angstvoll drängelnden Menschen nicht länger stand, stürzte ein, begrub die verz weifelt um ihr Leben Ringenden in den Fluten des Mains. Manche sanken eng umschlungen in den schwarzen Strudel, versuchten aneinander Halt zu finden, hofften noch im Angesicht des Lebensschnitters auf ein Wunder. Ein Wunder, das nicht geschah.
    Alwin war gefangen in der Aura des Todes, die er sogar in den Augen der Ertrinkenden sehen konnte. Kaskaden aus Licht und sumpfgrünem Rauch waberten über das Wasser, raubten die Seelen aus leblosen Gebeinen, flohen mit ihrer unsichtbaren Beute als finstere Wolken dem Firmament entgegen.    
    Der Grafensohn befürchtete, beim Anblick des unheimlichen Szenarios, seinen Verstand zu verlieren. Tief prägten sich die Irrwische in sein Innerstes ein, verfolgten ihn durch sein ganzes Leben. Oft war er nahe daran, fahnenflüchtig zu werden, einfach zu fliehen, egal, wohin. Aber der Krieg wütete überall. Es gab kein Entkommen.
    Chr istian, der zu recht erbost über die Unzuverlässigkeit des Mansfelders war, wurde von diesem und dessen Offizieren abgekanzelt, als sie sich auf der Südseite des Flusses vereinigten, weil er nicht Hals über Kopf mit seinen Soldaten vor der feindlichen Übermacht Reißaus genommen, sondern aus falsch verstandener Ritterlichkeit, um bloß nicht als feige zu gelten, den Kampf David gegen Goliath ausgefochten und dadurch fast die gesamte Infanterie geopfert hatte.
    „Es war Hinhaltetaktik“, knurrte der Herzog zornig. „Sollten wir den Katholiken unsere Kriegsbeute in den Rachen werfen? Ich nehme an, das wäre nicht in Eurem Sinn gewesen, habt Ihr doch Euren Truppen seit Monaten keinen Sold bezahlt. Wir sind aus Westfalen hermarschiert, um Euch zu unterstützen und die von uns erbeuteten Güter auszuhändigen, damit Ihr die Soldaten bezahlen könnt, und werden derart undankbar empfangen. Ginge es nicht um die Pfalzgräfin, würde ich Euch auf der Stelle ohne einen Groschen sitzen lassen.“
    Die Stimmung unter den Verbündeten war denkbar schlecht, was sich nicht änderte, als Friedrich V. sein Kommen ankündigte. Im Gegenteil. Je näher der Tag seines Eintreffens rückte, desto gereizter wurde die Laune der beiden machtgierigen Streithähne.      
    Da Christians Kriegsbeute nicht ausreichte, um Mansfelds Truppen den schuldigen Sold auszuzahlen, übersäte ihn dieser mit Vorwürfen, was wiederum den Herzog in Rage

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