Die Heidehexe - Historischer Roman
aufwallendes Begehren sich an der knisternden Glut meiner Küsse entzünden und die brodelnde Lava in meinen Schoß ergießen. Nimmermehr wird dein Körper den kühlen Maikristall finden und doch durch meine flammende Lohe zu brennen beginnen, um taumelnd im Feuer des Vulkans zu versinken. Nimmermehr nach verzückter Ekstase himmlische Erfüllung finden.“
„Nimmermehr“, wiederholte der Graf und schubste Barbara von sich. „Bleib, Isabella, bleib und verzeih mir.“
Doch die Zigeunerin machte auf dem Absatz kehrt, lief hastig in Richtung der Kutsche, wo Feuerblut und Herzgestein geduldig mit den Hufen im Sand scharrten.
Verloren, hämmerte es in ihrem Hirn, habe ich sein Herz wirklich an die Schlange verloren, vor der mich Großmutter warnte? Sie sah, wie das Leben sein Rosengewand ablegte, ins Lagerfeuer schleuderte und wieder jenes Dornenkleid überstreifte, das sie aus der Kindheit kannte. Wohl dem, der nie geboren wurde, dachte sie. Tränen schossen ihr in die Augen.
„Schämt euch“, schimpfte Pavor und kauerte sich auf Isabellas Schulter.
„Warte!“, rief Alwin und eilte der Schwägerin nach, baute sich vor ihr auf, hinderte sie am Vorbeigehen. „Bitte bleib, Isabella. Du weißt nicht, wie sehr ich mich freue, dass du wieder hier bist. Habe dich schrecklich vermisst.“
„Und wir erst“, posaunte Christian ihr entgegen. Richard Sander und Bernhard kamen angestürmt und einer umarmte sie fester als der andere.
Isabella erwiderte die herzliche Begrüßung nicht, starrte auf den Mond am sternenglitzernden Himmel, weinte lautlos. „Er leuchtet für eine andere“, raunte sie.
„Was meint die Gräfin?“, fragte Sander die Umstehenden.
„Sie pflückte Victor die Sterne vom Himmel, schenkte ihm den Mond. Er aber hat gelacht und sie seiner neuen Liebsten als Pfand gegeben“, antwortete Alwin feierlich.
„Ja, seid ihr denn alle nicht gescheit? M an kann keine Sterne pflücken. Herr, hilf. Lass Hirn regnen“, schimpfte Richard. „Ich kenne Isabella von Geburt an, weiß um ihre Spinnereien. Aber dass ihr solchen Unsinn nachplappert, ist für mein schlichtes Soldatengemüt zu hoch.“ Er wandte sich an Christian: „Ich bitte Euch, holt das Mädchen zurück in die Wirklichkeit.“
Christian schluckte, verstand er doch Isabellas Seelenpein nur zu gut. Dennoch zwang er sich zu einem resoluten Ton, als er die Gedemütigte ansprach: „Du marschierst mit uns nach Bergen-op-Zoom. Das ist ein Befehl. Ohne deine Heilkunst sind wir verloren. Mit deinem Wissen können sich weder Feldscher noch Kräuterweiber messen.“
„Na na, alter Schmeichler“, schwächte Isabel la ab. „Ich habe euch auch vermisst. Aber versteht mich doch. Mir wurde soeben das Herz gebrochen. Es blutet aus tausend Wunden. Wie soll ich hierbleiben, wenn Barbara mir den Mann gestohlen hat? Sie war meine Vertraute. Hat gut gespielt, bis sie ihn mir aus Freundschaft raubte.“ Ihre Stimme klang bitter.
„Willst du kampflos das Feld räumen, Isabella? Ihr den Triumph deiner Niederlage gönnen? Nein, das ist nicht unsere Isabella, die Walküre, die aus dem gleichen Holz wie ich geschnitzt ist “, sagte Christian. „Dein gesamtes Vermögen hast du für den gerechten Feldzug gegen die kaiserlichen Truppen geopfert, warst genauso fanatisch wie wir. Und jetzt willst du unsere Träume verraten? Wegen einer mannstollen Nymphe, die dir das Wasser nicht reichen kann?“
„Ich bleibe“, erwiderte Isabella nach kurzem Überlegen. „Aber nur euretwegen, meine Freunde, und wegen unserer heiligen Aufgabe, die Feinde zu besiegen. Victor werde ich nicht nachlaufen. Er hat sich für Barbara entschieden. Und ich bin des Kämpfens müde, obwohl mein Herz blutet. Aber es blutet bei meiner Familie nicht weniger als hier.“
„ Bravo, Mädchen. Du bist eine echte Patriotin. So kennen und lieben wir dich“, schnaufte Richard gerührt. Und jetzt gehe ich die Pferde ausspannen und füttern. Komm mit, Bernhard.“
„Und ich richte dir dein Lager. Wa s hältst du davon?“, neckte Christian sie. Isabella lächelte unter Tränen und trottete hinter ihm her.
Nachts suchte Alwin sie auf. Er wirkte bedrückt, wusste nicht recht, wie er beginnen sollte.
„Was hast du mir zu sagen? Sprich es aus“, sagte das Mädchen.
„Ich habe dich schluchzen gehört, ahne, was in dir vorgeht. Und trotzdem bitte ich dich, meinem Bruder zu verzeihen. Er liebt nur dich.“
„Warum sollte ich ihm verzeihen? Du w eißt, dass ich ihn verloren habe. Und mit
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