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Die Heidehexe - Historischer Roman

Die Heidehexe - Historischer Roman

Titel: Die Heidehexe - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gloria Frost
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Unterfangen. Der Park war riesig und von Gärtnerhand durch Bäume und Büsche so angelegt, dass die einzelnen Parzellen, hermetisch in sich geschlossen, keinen Blick in angrenzende Abschnitte gewährten. Ein Irrgarten, in dem man sich als Besucher unweigerlich verlief. Christian hatte keine Augen für die Schönheiten der Natur, deren Herbstblumen, meisterlich angeordnet, in Hülle und Fülle zum Verweilen aufforderten.
    Rastlos stromerte er umher, bog Äste und Zweige der bis zum Boden reichenden Silberweiden auseinander, zertrampelte mit schweren Stiefeln blühende Beete, riss Rosen und Astern achtlos nieder. Bedrängt von enthemmtem Verlangen.
    Als er die Gräfin endlich unter einer Linde sitzen sah, d en Kopf zärtlich an die Brust des Gatten gelehnt, stockte sein Schritt. „Sie liebt ihn“, schimpften die Stimmen in seinem Kopf. „Was willst du hier, unreifer Narr? Bist längst vergessen von ihr.“
    „Das ist nicht wahr“, wies Christian die verhassten Dämonen laut zurecht. Das Grafenpaar schreckte bei seinem zornigen Ausruf hoch, erhob sich zögerlich. Elisabeth strich errötend ihre Röcke glatt, setzte ein gequältes Lächeln auf. Friedrich V. eilte ihm mit gespielter Freundlichkeit entgegen, reichte ihm jovial die Hand. „Mein lieber Braunschweiger. Müssen wir Euch als Invaliden wiedersehen? Euer Schicksal dauert uns aufrichtig. Hättet ihr damals aufgegeben, als ich Euch aus meinen Diensten entließ, wärt Ihr noch im Vollbesitz Eurer Glieder.“ Er räusperte sich, klopfte Christian auf die Schulter. „Übrigens, eine großartige Prothese, die Ihr tragt. Alle Achtung. Wie sie funkelt im Licht der Herbstsonne!“
    „Sie ist schon etwas Besonders, nicht wahr? Da würdet Ihr sicher gern tauschen, edler Reichsgraf? Oh, ich vergaß, dass Ihr mittlerweile sogar dieses Amtes enthoben seid. Hat der Kaiser sein Versprechen nicht erfüllt, Euch für den Verrat an mir und dem Mansfelder wenigstens einen Titel zu belassen? Böser, böser Ferdinand.“ Der Zynismus seiner Stimme fraß die friedliche Stimmung des Nachmittages. „Kein böhmischer König, kein Pfalzgraf. Schlimm, schlimm. Wie verkraftet denn die werte Frau Gemahlin, dass Ihr und Eure ständig größer werdende Kinderschar dem Holländer zur Last fallt?“
    Er wandte sich an Elisabeth, die sich verlegen hinter dem Gatten versteckte. „Königstochter, stolze. Kommt ruhig hervor. Senkt nicht den Blick. Schaut es Euch an, das eiserne Prunkgebilde des Ritters, der seinen Arm gab, weil seine Liebste ihn zu dem verhängnisvollen Schwur erpresste, bis zum letzten Blutstropfen für ihre Ehre zu kämpfen.“
    Elisabeth trat aus dem Schatten ihres ahnungslosen Mannes. Sie fürchtete, Christian könne ihm noch deutlicher zu verstehen geben, dass er um ihretwillen den Kampf gegen die Katholiken focht. Bleich bis in die Zehenspitzen, vermochte sie dennoch der Stimme einen festen Klang zu verleihen: „Mein armer Vetter. Mich schmerzt Eure Verwundung. Ebenfalls die damit einhergehende Verbitterung. Gerade ne ulich sagte ich zu meinem lieben Gatten, wie leid Ihr mir tut, nicht wahr, Friedrich?“
    „In der Tat. Sie beklagte das Schicksal, das Euch so übel mitgespielt hat. Ich konnte sie nur beruhigen, indem ich ihr immer wieder beteuerte, dass es keine Frau der Welt verdient, für sie in den Krieg zu ziehen. Ein Narr, der sich aus irgendwelchen privaten Gründen in höchste Gefahr begibt. Ausschließlich die Liebe zur Freiheit und dem Vaterland rechtfertigen den hohen Einsatz.“       
    „Das Mitleid konnte er mir hingegen nicht nehmen, mein bedauernswerter Vetter.“         
    Ungeniert befingerte sie währenddessen die Prothese. Christians Haut wurde fahl wie der Septemberabend, den die Sonne verlassen hatte, und der nun kalte Herbstdunkelheit über sich hereinbrechen fühlte.
    „Wie oft wollt Ihr noch betonen, dass ich Euer Vetter bin, Elisabeth? Ich kenne unseren Verwandtschaftsgrad seit meiner Geburt sehr wohl. Ist das alles, was Ihr mir zu sagen habt? Euer Mitleid brauche ich nicht. Schenkt es Eurem verweichlichten Kindervater. Zu mehr als Nachwuchs zeugen taugt er nicht. Und selbst das besorgen unsere Bullen auf der Weide besser. Geht mit Friedrich in die Kammer und lasst Euch begatten. Mir aber gebt lieber meinen Arm zurück! Denn ich bin ein Recke, geschmiedet aus Erzen und Eisen, dessen Herz nicht wegen der Liebeslüge einer Dirne zerbricht. Lebt wohl. Auf Nimmerwiedersehen!“
    Er drehte sich ru ckartig um, rannte ziellos in die

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