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Die Heidehexe - Historischer Roman

Die Heidehexe - Historischer Roman

Titel: Die Heidehexe - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gloria Frost
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das sein, sagte eine Stimme in ihr. Ihr gruselte. Und dann hörte sie den kehligen Singsang.
     
    „Ich komme zu dir in der Nacht,
    wenn rings um dich nur Angst noch wacht.
    Dein Herz zerbricht.
    Vergiss mich nicht!“
                  
    Mit einem Schlag war Isabella auf den Beinen, zerrte die Zeltwand zur Seite, hörte den Nachtwind einen neuen Morgen herbeilocken, der sich für den kommenden Tag rüstete. Von Schweinen und ihrer Hirtin keine Spur.
    „Sie war da“, sagte die Gräfin im Brustton tiefster Überzeugung zu sich selbst. „Und ihr Erscheinen bedeutet Unheil. Was wollte sie mir mit ihrem Gruselgesang andeuten?“
    „Wer war da?“, fragte der Mansfelder. „Ich habe niemand gesehen. Seit Stunden laufe ich durchs Lager. Jeder Eindringling wäre mir sofort aufgefallen.“
    „Seid Ihr wieder nüchtern, Graf?“
    „Nüchtern wie ein Katholik, vorm Empfang der heiligen Hostie.“         
    „Der Witz ging daneben, Mansfelder. Ihr seid mir ein Rätsel. Im Innersten habt Ihr Euren Glauben nicht aufgegeben.“
    „Muss ich das?“
    „Immerhin kämpft Ihr aufseiten der Protestanten.“
    „Aber nicht gegen den katholischen Glauben, sondern damit jeder das Recht hat, in aller Öffentlichkeit, sich zu seiner Konfession zu bekennen, ihr nicht abschwören zu müssen.“ Er machte eine Pause, bevor er stichelte: „Ihr, Zigeunerin, seid doch weder katholisch noch protestantisch. Haltet Jahrhunderte nach Einführung des Christentums stur und steif am Götzenglauben der Germanen fest.“
    „Nicht nur wir Zigeuner, Mansfelder. Hütet Eure Zunge.“
    Der Graf lenkte ein. „Seht Ihr, das ist es, was mir vorschwebt. Es soll jedem unbenommen bleiben, sein Recht auf Religionsfreiheit auszuüben. Sogar wenn er sich zum römischen Jupiter oder griechischem Zeus hingezogen fühlt.“
    „Träumt weiter. Das wird nie der Fall sein. Aber Eure Gesinnung ehrt Euch. Kommt, setzt Euch ein wenig zu mir. Ich braue uns rasch einen starken Tee aus geheimen Pflanzen, die uns stark und unbesiegbar machen.“ Isabella lachte, füllte aus etlichen Tiegeln Prisen von zermahlenen Kräutern in Krüge und goss kochendes Wasser darüber, das auf kleiner Flamme stets einsatzbereit vor sich hinköchelte.
    „Trinkt“, ordnete sie an, „und Ihr werdet Euch zwanzig Jahre jünger fühlen.“
    „Der Graf gehorchte und schüttelte sich nach dem ersten Schluck. „Brrr, das Gesöff zieht einem sämtliche Gedärme zusammen. Bitter wie Galle, die Scheiße.“
    „ Hauptsache, sie wirkt.“
    „Gib mir auch einen Humpen voll von deinem Wundergebräu. Zwanzig Jahre jünger möchte ich gern sein“, sagte Richard Sanders, der mit Bernhard hinzukam. Übermüdet wirkte er mit den dunklen Augenringen und der grauen Haut. Anscheinend nervte ihn auch Bernhard, der ihm beständig am Hosenbein hing und mit hündischer Ergebenheit auf Schritt und Tritt folgte.
    „Kann sich nicht ausnahmsweise mal jemand anders um deinen Bruder kümmern, Isabella? Er raubt mir die letzten Nerven.“
    Sie goss ihm dampfenden Tee ein, den er mit Todesverachtung schlürfte, holte aus ihrem Gepäck mehrere verwurstelte Haufen Wolle und reichte sie Bernhard. „Schau, was ich hier habe. Isabella will dir einen warmen Pullover stricken. Vorher musst du das Gewirr entknoten und zu einem runden Knäuel aufwickeln. Das kannst du doch, mein Liebling, nicht wahr?“
    Der Bruder nickte eifrig. „ Klar … Bernhard … kann das.“ Er vertiefte sich in seine Aufgabe, und die drei hatten Ruhe vor ihm.
    „Was ist mit dem Herzog?“, fragte Sander unverblümt. „Ich habe läuten hören, dass er verschwunden ist. Gebe zwar nicht viel auf Gerüchte, die sich wie Lauffeuer verbreiten. Meistens haben sie allerdings einen wahren Kern.“
    „Wer wird denn gleich die Pferde flüchtig machen? Der Braunschweiger hat sich eine kleine Auszeit genommen. Mir scheint, er ist nach der schweren Verletzung noch nicht richtig auf dem Damm, was der Bursche nicht zugeben will. Kuriert sich vermutlich in einem weichen Federbett aus. Sollte mich nicht erstaunen, wenn ihm eine hübsche Jungfer dabei Gesellschaft leistet.“ Der Mansfelder versuchte, die Angelegenheit herunterzuspielen.
    Isabella wurde fuchsig. „Glaub ihm kein Wort, Onkel Richard “, zischte sie. „Jeder weiß, wie sehr Christian die Pfalzgräfin liebt. Es muss sich gestern im königlichen Park etwas zugetragen haben, was ihn völlig aus der Bahn geworfen hat. Wir haben keine Zeit zu verlieren, müssen ihn suchen. Ich

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