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Die Heidehexe - Historischer Roman

Die Heidehexe - Historischer Roman

Titel: Die Heidehexe - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gloria Frost
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müssen.“
    „Also wirklich, Christian“, mahnte Ulrich, „wenigstens auf dem Sterbebett solltest du das Fluchen unterlassen.“
    „Ich fluche wann und wo ich will. Habe wahrlich genug Grund dazu. Aber nun ist die Leidenszeit ja vorbei. Auf mich wartet die Freiheit. Jene grenzenlose Freiheit, nach der ich mich mein ganzes Leben gesehnt habe. Mutter erschien mir jede Nacht seit ihrem Tod, versprach, mich nachzuholen. Und wie ihr seht, hält sie ihr Versprechen, wie sie all ihre Versprechen immer gehalten hat.“ 
    Die Geschwister hatten zwischenzeitlich die dunklen Vorhänge beiseite geschoben und die Fenster geöffnet. H elles Sonnenlicht flutete ins Zimmer, brachte den Geruch des Frühjahrs und der Rosen im Garten mit sich.
    Christian atmete tief ein und aus, pumpte die Lungen voll mit dem Duft nach Jugend, Tollkühnheit, Abenteuern und erster Liebe. Mit jedem Atemzug röteten sich seine Wangen, gewannen die Augen an Leuchtkraft. Suchend irrte sein Blick durch den Raum, vorbei an Geschwistern, Onkeln, Tanten, Basen und Vettern. Sein Gesicht erhellte sich, als er Isabella in einer Ecke gewahrte, die rot geweinten Augen mit einem Taschentuch bedeckend. Gatte und Schwager an ihrer Seite.
    „Ich danke euch, die ihr so zahlreich erschienen seid, um mich noch einmal lebend zu sehen. Die letzte Ehre könnt ihr mir in ein paar Tagen auf meiner Beerdigung geben. Jetzt heißt es Abschiednehmen. Hoffentlich werden wir uns alle im Himmel wiedersehen. Ich gehe nur voraus. Früher oder später folgt jeder der Anwesenden dem Weg, den ich nun einschlagen werde. Victor, mein schöner Freund, du lässt mich nicht lange warten. Da bin ich mir sicher. Kann meine schützende Hand nicht länger über dich halten. Und die Geier warten, das weißt du.“
    Victor errötete. „Ja, das ist mir bekannt. So, wie wir seit Kindheitstagen verbunden waren, wird es bleiben. In wenigen Stunden sind wir wieder vereint.“
    Ein jeder schaute von Christian zu Victor und wieder zurück. Was sollten diese mysteriösen Andeutungen? Was bedeutete das lausbubenhafte Lächeln, das sie auf den Lippen trugen? Unheimlich, diese Geheimnistuerei. Es wurde noch unheimlicher, als Christian sie mit heiterer Gelassenheit bat, nun den Besuch zu beenden, da er genügend Zeit mit ihnen verbracht habe und gern einen ihm angemessenen schönen Tod haben würde.
    „Was soll das, Christian?“, weinten seine Schwestern und umarmten ihn. „Schick uns nicht weg. Lass uns bei dir bleiben in deiner Sterbestunde.“
    Christian erwiderte die Umarmungen der Geschwister, drückte jedem der Verwandten die Hand, als sie in einer Schlange wie bei einer Prozession an seinem Bett entlangschritten.  
    Es fehlten noch Isabella, Victor und Alwin. Den beiden Männern winkte er zu, das Zimmer zu verlassen, die Gräfin hielt er fest. „Bleib noch ein We ilchen“, flüsterte er. „Dein Gemahl wird nichts dagegen einzuwenden haben, oder Victor?“ Ohne Antwort verließen die Brüder den Saal.
    Isabella schämte sich, dass ihr Gatte so rüde von Christian weggeschickt wurde und sie nicht, wie es sich gehörte, mit ihm und Alwin ging.
    „Keine falsche Scham, meine Traumtänzerin.“
    „Was sollen die Leute denken?“
    „Viel zu lange haben wir uns um die Meinung anderer geschert. Jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, sich der falschen Moralvorstellungen zu entledigen. Morgen werde ich nicht mehr unter den Lebenden weilen. Ist es nicht das Recht eines jeden Sterbenden, dass ihm sein letzter Wunsch erfüllt wird, Isabella?“
    „Ach wie gern würde ich dir diesen Wunsch erfüllen. Aber soll ich weiterhin auf dieser Welt herumwandern, mit dem Makel der Ehebrecherin? Wie kann ich Victor je wieder unter die Augen treten? Er wird es mir nie verzeihen, wenn ich ihn mit seinem besten Freund in dessen Sterbestunde betrüge.“
    „Es war Victor, der die Treue gebrochen hat. H at Verrat an dir begangen und an mir, was ich ihm nie vorgeworfen habe aber auch nie verzeihen konnte.“ Christian überfiel der Jähzorn wie in früheren Zeiten, sodass Isabella einen Schritt zurückwich. Er griff nach ihrer Hand, gab sie nicht frei.
    „Hör mir zu, kleine Zigeunerin. Dann kannst du deine Entscheidung fällen, ob du meine Sehnsucht stillst oder nicht. Wie sie auch ausfallen mag, ich werde sie akzeptieren. Einverstanden?“
    Sie nickte zögerlich.
    „ Du weißt, dass unsere Mütter beste Freundinnen waren. Was du nicht weißt, ist, dass wir beide von dem Moment, als du deinen ersten Schrei auf dieser

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