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Die Heidehexe - Historischer Roman

Die Heidehexe - Historischer Roman

Titel: Die Heidehexe - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gloria Frost
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Erde von dir gabst, einander versprochen wurden. Meine Mutter war bei deiner Geburt, die hier im Schloss stattfand, anwesend, leistete Hilfe, holte dich aus Rubinas Schoß, wiegte dich als Erste. In jener Minute schworen sich beide, dass für den  kleinen herzoglichen Prinzen Christian und die süßeste aller Gauklertöchter später die Hochzeitsglocken läuten würden. An dir wollten sie gutmachen, was der alte Graf von Grimmshagen an Rubina verbrochen hatte. Deshalb wollte deine Mutter dich an ihrem Sterbetag meiner Mutter übergeben. Doch sie mochte nicht einfach mit dir hereinspazieren und sagen: ‚Hier hast du meine Tochter. Nimm sie in deine Obhut, bis zur Hochzeit mit deinem Sohn.’ Nein, sie hoffte, dass meine Mutter dich auf Anhieb erkennen und in ihre Arme schließen würde. Deshalb die Geheimniskrämerei ihrerseits und deine Kostümierung. Durch das Auftauchen des Kürassiers ist leider alles anders gekommen.“
    Isab ella schaute Christian an. „Das hat mir deine Mutter längst erzählt. Nur glaubte ich ihr nicht, war sie doch zu dem Zeitpunkt schon verwirrt.“
    „Und ob das wahr ist. Du ahnst nicht, wie glücklich meine Mutter war, als sie dahinterkam, dass ich mich als blutjunger Bursche unsterblich in dich verliebt habe. Die Bediensteten berichteten ihr brühwarm, wenn ich mich wieder einmal stundenlang vor der Hütte deiner Zieheltern versteckte und dich bei deinen Tänzen beobachtete. Ich konnte nicht eher nach Hause, bevor du sie beendet hattest und im Haus verschwandest. Nachts lag ich im Bett, rief mir jede einzelne Bewegung deiner grazilen Glieder ins Gedächtnis. Welch wundersame Tage der ersten Liebe.“
    „Mir ging es ebenso, wenn ich dich auf deinem Rappen vorbeireiten sah, und dein schwarzes Haar und der rote Umhang im Wind flatterten. So schön und unerreichbar. Ich kämpfte gegen diese Schwärmerei an, ahnte nichts von deinen Gefühlen, wusste nur, dass ich nicht so vermessen sein durfte, von der Verbindung zu einem Prinzen zu träumen. Ich arme, kleine Zigeunermaid.“
    Christian unterbrach sie. „Jetzt kommt nämlich mein bester Freund Victor ins Spiel, dem ich meine heimliche Liebe zu dir anvertraut hatte. Er scheute sich nicht, mir an jenem Tag, als du vor den Mördern deiner Mutter flohst, zu eröffnen, dass er es verhindern würde, dich als meine Braut zu sehen. Einfach so. Aus heiterem Himmel. Ich wusste nicht, wie mir geschah. Eine Welt stürzte für mich ein. Wahrscheinlich habe ich im Unterbewusstsein aus Trotz die Liebe meiner Base, der verheirateten Pfalzgräfin, gesucht.“
    Isabella biss sich auf die Unterlippe. Sollte sie ihm verraten, dass sie Victor hypnotisiert hatte, der Ihre zu wer den, weil ihr Herz eben an dem besagten Tag zu ihm, ihrem Gott Balder, Feuer gefangen hatte und sie alles daran gesetzt hatte, ihn zu gewinnen? Dass ihr jedes Mittel recht gewesen wäre? Besser nicht. Darum sagte sie nur: „Das stimmt nicht, Christian. Es war vom Geschick so gewollt. Victor trifft keine Schuld.“
    „Nenn es, wie du willst. Eigentlich ist es auch egal. Ich weiß nur, dass alles anders gekommen wäre, wenn wir beide, wie es auch der Wunsch unserer Mütter war, ein Paar geworden wären. Dann läge ich heute nicht einarmig hier, um mich aufs Sterben vorzubereiten. Das Schlimmste ist, dass er wenige Monate nachdem er mich beschwor, von dir abzulassen, dich selbst zum Traualtar führte. Verteidige ihn ruhig, Isabella. Ich stehe zu meiner Überzeugung, dass er wie ein Schuft gehandelt hat.“
    Der Gräfin wurde immer unwohler in ihrer Haut. Nervös trat sie von einem Bein aufs andere, knetete die Finger unablässig ineinander und überlegte, wie sie dem letzten Gespräch mit Christian auf dieser Welt eine versöhnlichere Wendung geben könnte.
    „Du magst glauben, was du willst. Eins ist sicher, Victor liebt dich mehr als seinen eigenen Bruder.“
    Der Fürst lachte schallend. Hätte ihn ein Fremder belauscht, würde er niemals in Betracht ziehen, dass in dem zerwühlten Bett ein Todgeweihter lag.
    „Dazu gehört wahrlich nicht viel“, höhnte er, und Isabella befürchtete bei seinen Worten, dass er bereits den Verstand verlor en hatte. „Das verstehe ich nicht. Victor und Alwin sind ein Herz und eine Seele“, sagte sie.
    „Nicht mehr lange, meine Schöne, nicht mehr lange.“
    „Was willst du mit deinen Bemerkungen andeuten? Sag es mir geradeheraus.“
    Christian schüttelte den Kopf. „Das wird er dir selbst beichten, falls ihm noch so viel Zeit bleibt. Vergiss

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