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Die Heidehexe - Historischer Roman

Die Heidehexe - Historischer Roman

Titel: Die Heidehexe - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gloria Frost
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Isabella sagen, dass sie in jenem Winter die schönste Zeit ihres Lebens erleben durfte. Noch ahnte sie nichts vom Neid der Götter.
     
     
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    Derweil die Grafenfamilie in absoluter Harmonie ihr Dasein genoss, führte Christian an vorderster Front einen aussichtslosen Kampf. Zwar stritt sein Onkel, der Dänenkönig, Seite an Seite mit ihm, aus Holland war endlich 
    Nachschub an Waffen eingetroffen und in Wolfenbüttel hatte Ulrich fünftausend frische Soldaten für seinen Bruder rekrutiert, aber bereits in Goslar gelang dem Heer die Überrumpelung der Stadt nicht. Die Dunkelheit der Nacht, in der sie das das Stadttor erstürmen wollten, bot keinen Schutz.
    Vertrieben von den Bürgern, die von der Torwache alarmiert wurden, flohe n sie gedemütigt nach Paderborn. Von dort beobachtete Christian die Truppen des Herzogs Georg von Lüneburg, der sich mittlerweile mit dem Kaiser verbündet hatte und in Hessen Truppen anwarb. Bevor er auch Göttingen in Beschlag nehmen konnte, attackierten Christians Mannen die Umgebung, besetzten die Gebiete an der Werra.
    Nur noch ein Schatten seiner selbst, wollte Christian sich nicht eingestehen, dass er am End e seiner Kräfte war. Mit dem Mut der Verzweiflung marschierte sein Heer in Hessen und im Eichsfeld ein, raubte Schlösser der katholischen Landesherren aus, setzte sie in Brand.
    Immer noch nicht mochte er wahrhaben, dass er , der tolle Halberstädter, für den Kampf der Glaubensfreiheit seiner Protestanten endgültig verloren war, obwohl die hessischen Bauern, aus Rache gegen die Schikanen der adligen Katholiken, sich seinen Soldaten anschlossen und plünderten, was es zu plündern gab.
    Erst als der Prinz fiebernd zusammenbrach, gestattete er Richard Sander und Bernhard, mit ihm ins heimatliche Wolfenbüttel zurückzukehren, um im Schloss seiner Ahnen den letzten Atemzug zu tun. Tränenreich verabschiedete er sich von seinem dänischen Onkel, der ihm in die Hand versprach, den Kampf des Neffen bis zum eigenen Tod weiterzuführen.
    Geschlagen an Leib und Seele erreic hte Christian im Mai 1626 den elterlichen Palast, vermochte nicht allein der Kutsche zu entsteigen. Diener kamen herangestürmt, trugen ihren jungen Herrn in seine Gemächer.
    Ulrich ließ sämtliche Geschwister, Verwandten und Freunde zusammentrommeln, um Christian Lebewohl zu sagen.
    Am sec hsten Mai versammelten sich die Eingeladenen im Sterbezimmer des Feldherrn, der noch keine siebenundzwanzig Lenze zählte. Isabella, Victor und Alwin standen etwas abseits der Verwandten, die sich um Christian geschart hatten und ihrer Trauer freien Lauf ließen.
    „Mein lieber Bruder, du stehst in der Blüte deiner Jugend und musst uns verlassen. Ich fasse es nicht. Nein, großer Gott, ich fasse es nicht. Warum ausgerechn et du? Der tapferste Recke unter der Sonne?“, schluchzte seine Schwester Hedwig und küsste ihm die bleiche Stirn.

„Eben darum konnte er nicht alt werden. Hat Raubbau mit seinem Körper getrieben . Jetzt bekommt er die Rechnung präsentiert“, sagte Ulrich mit belegter Zunge, kämpfte gegen den Kloß in seiner Kehle an.
    „Ich weiß es besser“, unterbrach ihn Dorothea. „Wen Gott liebt, den holt er früh in sein Reich, damit ihm der Herbst des Lebens erspart bleibt.“
    „Aber er hat doch noch viel Zeit bis zum Herbst. Steht mitten im Frühling, dem ein herrlicher Sommer folgen könnte“, piepste Anna Auguste dazwischen, deren Stimme versagte.
    „ Ich werde nach dem Pastor schicken lassen, damit er ihm Beistand leistet, wenn er die Schwelle zur anderen Welt überschreitet“, mischte sich Ulrich erneut ein.
    „Keinen Pastor“, vernahmen sie die matte Antwort Christians und schraken zusammen, waren sie doch im festen Glauben gewesen, dass er nichts mehr wahrnahm. „Ich war der Bischof von Halberstadt und soll nun einen einfachen Landpfarrer für mich beten lassen? Nein, meine Lieben. Mit dem Herrgott spreche ich selbst.“
    Dorothea fasste sich als Erste ein Herz. „Bruder, du redest im Fieberwahn. Du kannst mit dem Herrn über Leben und Tod nicht auf Augenhöhe sprechen.“
    „So? Weshalb nicht? Habe ihm lange Jahre treu gedient, in seinem Auftrag gegen die scheinheiligen Katholiken gekämpft, die unseren Glauben vernichten wollen.“ Mit jeder Silbe bekamen seine Worte einen festeren Klang. „Und jetzt zieht die verdammten Vorhänge auf und öffnet weit die Fenster, damit wir dem Tod einen würdigen Empfang bereiten. Er soll nicht durchs Schlüsselloch kriechen

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