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Die Heidehexe - Historischer Roman

Die Heidehexe - Historischer Roman

Titel: Die Heidehexe - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gloria Frost
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Mutter erlernten geheimen Rezepturen das Leben gerettet, unerträgliche Schmerzen gelindert. War an vorderster Front dabei, um Verletzte zu bergen und zu versorgen. Später hat sie Christians Mutter bis zu ihrem Tod aufopferungsvoll gepflegt. Wo blieben denn da die Kinder der Fürstin und ihre Verwandten? Glänzten durch Abwesenheit. Konnten das Leiden der Herzogin nicht mit ansehen, Aber es gab ja Isabella. So lehnte sich jeder entspannt in samtenen Sesseln zurück, besuchte weiterhin rauschende Bälle, gab große Empfänge für die honorige Gesellschaft des Landes. Wie oft hat die Fürstin die Namen ihrer Kinder gerufen? Keiner besuchte sie.“
    „Moment!“, rief Ulrich dazwischen. „Ich habe meine Mutter jede Woche besucht, und auch meine Schwestern weilten oft an ihrer Seite. So einseitig, wie du die Situation beschreibst, können wir sie nicht stehen lassen.“
    Seine Gemahlin mischte sich ein und kreischte: „ Ulrich hat Christian, auf Drängen seiner Mutter hin, ein Heer von zwanzigtausend Mann zur Verfügung gestellt, Unmengen von kostbarem Familienschmuck veräußert, damit er den Sold bezahlen konnte, ihm praktisch die gesamte Regierungsgewalt übertragen. Er konnte nach Gutdünken schalten und walten. Graf von Grimmshagen, wir haben getan, was in unseren Kräften stand und darüber hinaus. Stellt unsere Familie also nicht als lieblos hin.“
    Die Schwestern waren erstaunt, mit welcher Inbrunst die Schwägerin die Ehre der Familie verteidigte, rückten näher zusammen.
    „Nichts liegt mir ferner, als Euch zu unterstellen, die Herzogin auf ihrem Krankenlager nicht genügend liebkost zu haben. Aber die Tränen hat Isabella getrocknet, ihre Körperausscheidungen weggeschafft, sie gewaschen, gesalbt und gepudert, die Speisen mundgerecht zerkleinert, sie gefüttert und dafür gesorgt, dass die Fürstin genug trank. Nächtelang wachte sie an ihrem Bett, hörte zu, wenn sie unsinniges Zeug faselte, mit den Toten sprach, weckte sie auf, sobald Albträumen ihr die Kehle zuschnürten. Und was ist Euer Dank? Sagt mir, wie dankt ihr alles Gute, das sie getan hat?“
    „Es reicht, Grimmshagener. Deine Lobhudelei geht uns auf die Nerven. Solltest du nicht der Erste sein, der sich verletzt von seinem treulosen Weib abwendet?“ Ulrich war außer sich, hatte sich nicht mehr in der Gewalt.
    „Schweig, Ulrich. Meine Gemahlin ist nicht treulos. War es nie gewesen. Ich weiß, dass sie mich über alles auf der Welt liebt, wie auch sie das Liebste ist, das mir für eine kurze Zeitspanne geliehen wurde.“
    „Deine Worte triefen vor Schmalz, Victor. Im Nebenzimmer liegt mein einziger Bruder, den sie in seiner Todesstunde verführte, statt mit ihm für sein Seelenheil zu beten.“ Ulrich stürzte auf Victor zu, wollte ihn am Schlafittchen packen, ihn hin- und herschütteln. Entgegen seiner Gewohnheit, keinem Streit aus dem Wege zu gehen, trat dieser drei Schritte zurück, dass der Herzog ins Leere lief.
    Voll innerer Ausgeglichenheit sagte Victor: „Ich verstehe deinen Zorn, Ulrich, wie ich auch die Empörung sämtlicher Anwesenden verstehe. Oh, ja, sie geht mir zu Herzen, aber noch besser verstehe ich Isabella und Christian, die bereits von Kindheit an von unseren Müttern füreinander bestimmt waren, nie zueinander finden durften, weil ich Christian die große Liebe vor der Nase wegschnappte und sie heiratete. Das Ehegelöbnis ist bindend. Von dem Zeitpunkt an, wagten sie sich nicht, einander in noch so unschuldiger Zärtlichkeit zu nähern, obwohl sie ihre Liebe nicht einfach so auslöschen konnten, wie man eine abgebrannte Kerze löscht. Erst beim Abschied für immer ließen sie ihren Gefühlen freien Lauf. Und das war rechtens. Denn ich bin der Übeltäter. Ich allein trage die Verantwortung, für alles.“
    Die Trauergäste drehten ihm den Rücken zu. Selbst Isabella schlug die Augen auf, die sie bisher verschämt zu Boden gesenkt hatte. Lediglich Alwin und Bernhard standen wie Zinnsoldaten mit unbeweglichen Gesichtern zu ihm. Und seine armen behinderten Zwillinge klammerten sich mit ihren kleinen, verkrüppelten Klauen an Vaters Hosenbeine.
    „Teurer Bruder“ , sagte Alwin, jede einzelne Silbe betonend. „Was die Mütter der beiden vor Urzeiten abgesprochen haben, zählt nicht. Unsere Mutter hat gewiss nicht mit ihnen gesprochen. Isabellas Mutter war ihre Todfeindin.“
    „Ich weiß“, erwiderte Victor beklommen. „Ich liebe dich, wie man seinen Bruder nur lieben kann. Deshalb tut es mir besonders weh, dass

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