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Die Heidehexe - Historischer Roman

Die Heidehexe - Historischer Roman

Titel: Die Heidehexe - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gloria Frost
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auch du dich gleich von mir lossagen wirst. Doch ich muss reinen Tisch machen, bevor mir die Paderborner das Lebenslicht ausblasen. Ich höre, dass sie bereits im Anmarsch sind.“
    Vorm Schlosstor waren sch were Schritte und lautes Geschrei zu vernehmen.
    „ Hört ihr? Sie kommen, um mich zu töten. Ich folge Christian, meinem einzigen wirklichen Freund und Verbündeten, vor dem ich keine Geheimnisse hatte, der über mein Leben Bescheid wusste und nichtsdestotrotz zu mir hielt. Er wusste, dass ich mit ihm in den Tod gehen werde. Gehen muss. Denn au0er ihm wird niemand Verständnis für mich aufbringen. Für mich und das, was ich getan habe. Und es ist gut so. Wahre Freundschaft geht über das Leben auf Erden hinaus. In wenigen Minuten werde ich in seinen Armen liegen. Dann kann uns nichts mehr trennen.“
    Alwin schloss ihn noch enger in die Arme, drückte ihm einen Kuss auf die bleiche Stirn. „Warum sprichst du solche Worte? Auch ich werde jederzeit Verständnis für Dich haben, Ganz gleich, welche Taten du begangen hast. Sogar einen Mord würde ich dir verzeihen, wenn du ihn bereust, mein geliebtes Bruderherz.“ Er vermochte sein Schluchzen nicht länger zu unterdrücken.
    Victor blickte ihn ernst an. „Was ich getan habe, übersteigt deine Vorstellungskraft, Alwin. Und dennoch werde ich euch allen jetzt reinen W ein einschenken, da meine Schlächter jeden Moment das Schloss stürmen können. Also muss ich sprechen, denn nach meinem Tod ist keiner mehr vorhanden, der euch die Wahrheit berichten könnte.“  
    Der Lärm, der vom Hof heraufdrang, wurde lauter, die Schritte kamen näher.
    „Mir bleibt nicht viel Zeit. Machen wir es kurz. Ich bin nicht der Sohn deiner Mutter, Alwin. Oh, nein, ich habe sie so sehr gehasst, wie man einen Menschen überhaupt hassen kann, musste trotzdem gute Miene zum bösen Spiel machen. Rubina war mein liebes Mütterlein, das mich mit dem Thronfolger vertauscht hat. Sie wollte, dass ich, der leibliche Erstgeborene unseres Vaters, den Thron erbe, nicht Bernhard, der wenige Tage nach mir von deiner Mutter geboren wurde. Wir sind Halbbrüder, haben alle drei denselben Vater, aber ich bin der Stammhalter. Mir gebührt der Thron, nicht dem schwachsinnigen Bernhard, der aus dem Inzest zwischen Onkel und Nichte ersten Grades entstanden ist.“
    Drost Elias Sommerling, der bisher schweigend gelauscht hatte, brüllte: „Du Bastard einer Zigeunerin scheust dich nicht, Ans prüche auf den Thron zu erheben? Einen Grafenthron, den nur ein Adeliger besteigen darf. Würden dich nicht die Paderborner in wenigen Minuten erschlagen, stürbest du durch meine Hand, elender Hochstapler.“
    Alwins Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen, sprühten Victor giftige Funken entgegen. Es bedurfte eines leichten Schubses seiner Rechten gegen die Schulter des Einbeinigen, und er verlor das Gleichgewicht, fiel zu Boden, versuchte vergeblich, wieder aufzustehen, wand sich zu Füßen der blaublütigen Hoheiten. Isabella rannte auf ihn zu, wollte ihm helfen, doch er war zu schwer. Da setzte sie sich neben ihn auf die kalten Marmorfliesen, hob seinen Kopf an, bettete ihn in ihren Schoß.
    „Meine Liebste, ich danke dir“, stöhnte Victor unter heftigen Schmerzen, die der Sturz verursacht hatte. „Verzeih mir, dass auch wir in Blutschande gelebt haben, da du meine Halbschwester bist. Deshalb gebarst du unsere verkrüppelten Zwillinge, und darum war deine Sippe, die ja auch die meine ist, gegen unsere Hochzeit. Sie haben mit allen Mitteln zu verhindern versucht, dass wir uns vermählten. Aber unsere Liebe war stärker. Großmutter und die Familie haben mir vergeben. Ich kenne alle von Kindheit an, habe, im Gegensatz zu dir, viele Stunden mit unserer Mutter und den Verwandten im jenem Haus verbracht, das Graf von Grimmshagen seiner rechtmäßigen Braut als Liebesnest schenkte. Durch den Geheimgang schlich ich abends zum Mütterlein, wenn ich nicht einschlafen konnte und mich nach ihr sehnte. Sie war immer für mich da.“
    Isabella s kleines Gesichtchen schien sich in Tränen aufzulösen. Sie warf sich über den Leib ihres Bruders und Ehemannes, zog die Zwillinge zu sich herab, umarmte ihre Lieben. „Ich bin die Schuldige. Habe dich durch mein Pendel hypnotisiert, dass du dich in der gleichen Leidenschaft nach mir verzehrst wie ich nach dir. Ahnte nicht, dass wir Geschwister sind.“
    „Meinst du, da s weiß ich nicht, meine Walküre? Ich liebe dich unsagbar, werde dich über den Tod hinaus lieben, kleine

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