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Die Heilerin von Lübeck

Die Heilerin von Lübeck

Titel: Die Heilerin von Lübeck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kari Köster-Lösche
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Ständen umzusehen. Die Händler packten die nicht verkauften Eier ein. In den Vogelkäfigen sangen einzelne Vögel traurige Lieder.
    Mit sorgfältig ausgesuchten Singvogelpasteten aus Amsel, Star und Lerche, dekoriert mit einem dünnen Vogelknöchelchen, kam Taleke in die Wohnung zurück. Nicolaus war schon wach. Er stützte sich auf einen Ellbogen und sah ihr entgegen. »Ich bin hungrig wie ein Bär. Was hast du uns gekauft?«
    »Pasteten«, antwortete sie gleichgültig.
    »Gut. Ist dir eine Laus über die Leber gelaufen?«
    Taleke ließ die in Platanenblätter verpackten Pasteten fallen. Sie platzten vor Nikolaus’ Nase auf und verstreuten ihren Inhalt über den Fußboden. »Warum hast du mir vorgelogen, Hengist verkauft zu haben? Ich habe ihn heute im Marstall am Osttor gesehen.«
    Nicolaus fasste sich schnell. Sein Lächeln drückte Spott und eine schmale Dosis Mitleid aus. »Ich habe ihn verkauft.«
    »Er wurde von einem Ausländer gegen Futtergeld und Betreuung im Stall eingestellt und wird jede Woche von seinem Besitzer bewegt.«
    »Na und?«
    »Du hast mich auch da belogen. Verstehst du nicht?«
    Nikolaus holte mit gelangweilter Miene Luft und warf sich auf den Rücken. »Ich kenne den neuen Besitzer nicht. Ich bin es nicht. Lass es dir gesagt sein.«
    Taleke brodelte vor Wut. Nie war Nicolaus zu fassen. Aber sie war sich sicher, so sicher. Ein Pferd im Mietstall würde erklären, warum er gelegentlich sehr derbe Haare an der Kleidung nach Hause brachte.
    »Warum erkundigst du dich in Marställen nach Pferden? Glaubst du, es wäre besser, Paris zu verlassen? Willst du abhauen?«
    »Nein«, sagte Taleke eisig. »Wie käme ich denn dazu? Mir scheint hingegen, dass du dich zuweilen in Gefahr begibst und deshalb für einen Fluchtweg gesorgt hast.«
    »Wer von uns beiden wurde verhaftet? Wer saß im königlichen Gefängnis? Wer ist den Polizisten des Königs aufgefallen?«
    Taleke schluckte.
    »Na also.« Nicolaus richtete seine Aufmerksamkeit endlich auf die zerfallenen Pasteten. Sein Gesicht verzog sich vor Ekel. »Das sind ja kleingehackte Piepmätze! Du weißt, dass ich diesen Fraß nicht will!«, brüllte er, sprang auf und stürmte zur Tür hinaus.

Kapitel 16
    Weißt du, wann das Fest der Kreuzerhöhung stattfindet?«, fragte Nicolaus streng.
    »Am vierzehnten des Witumanoth«, antwortete Taleke prompt.
    »Und was haben wir heute?«
    »Den vierzehnten im Brachmanoth. Warum?«
    »Noch genau ein Vierteljahr, dann jährt sich der Tag, an dem der König den Haftbefehl für die Templer unterzeichnet und gesiegelt hat.«
    Taleke fragte Nicolaus erst gar nicht, was der heutige Tag damit zu tun hätte, als er sich mit einem prallen Schlauch Wein im Arm aufmachte, ohne zu sagen, wohin er ging und wann er wiederkäme. Offenbar war es für ihn ein Gedenktag. Inzwischen kümmerte sie sich nicht mehr darum. Er führte sein Leben und sie ihres. Solange sie ihres behalten durfte, war alles in Ordnung.
     
    Zu Talekes Verwunderung hatte ihr die Verhaftung in den Augen der Frauen der Umgebung nicht geschadet. Täglich kamen mehrere Hilfesuchende, unter ihnen auch einige nicht ganz Mittellose.
    Taleke half mit Ratschlägen, wo sie konnte, und erhielt als Dank Kupfermünzen und auch mal zwei Eier oder einen Kohlkopf. Sie hatte sich inzwischen von ihrem Verdienst sogar einen kleinen Pflanzenvorrat zum Anfertigen von Arzneien anlegen können, zum einen, um betrügerischen Apothekern zu entgehen, zum anderen, um auf der Stelle behandeln zu können. Taleke war selbstkritisch genug, um zu wissen, dass ihre Ausdrucksmöglichkeit in der Landessprache noch nicht gut genug war, um alles vermitteln zu können, was gesagt werden musste.
    Eine Besucherin, die Taleke noch nicht kannte und deren Leibesumfang den zweier Frauen in Umständen überstieg, keuchte die Treppe hoch. Auf halber Höhe verweilte sie, um zu verschnaufen. »Heilpraktikerin Taleke?«
    Taleke nickte und reichte ihr die Hand, um ihr die letzten Stufen hochzuhelfen.
    Ihr Gast sank auf den Hocker und sah sich gründlich im Zimmerchen um. »Du lebst sehr ärmlich hier. Ich könnte dir zwei Zimmer zu ebener Erde vermitteln. Der Zulauf von Ratsuchenden würde sich verdoppeln, was sage ich, verdreifachen!«
    »Danke. Noch möchte ich das nicht.« Taleke musterte die Frau unauffällig. Kam sie wegen des Wassers in ihren Beinen? Die Knöchel, die unter dem Rocksaum sichtbar waren, waren geschwollen, und die Haut glänzte rötlich blau wie bei einem abgeschuppten Karpfen.
    »Du

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