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Die heilige Ketzerin: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Die heilige Ketzerin: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Titel: Die heilige Ketzerin: Historischer Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Domeier
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Und mit ihm seine Geliebte aus dem Kloster und sein abgerichtetes Medium. Alle drei sollen auf dem Scheiterhaufen enden!«
    »Einen Moment bitte!« Agnes fuhr dazwischen. »Maria trägt keine Schuld.«
    »Sie war’s doch, die uns mit ihren Spinnereien an der Nase herumgeführt hat! Ihr habt’s doch selbst gesagt!«
    »Ich sagte aber auch, dass diese sogenannten Visionen durch ihre schrecklichen Erinnerungen ausgelöst wurden. Bassenberg hat sich nur ihrer bedient. Ansonsten ist Maria völlig unschuldig.«
    Ärgerlich wandte sich der Bürgermeister ab. »Für mich ist und bleibt sie eine Ketzerin, die den Tod verdient hat. Der Mönch hatte schon recht, sie ist die Hure Babylon.«
    Agnes zuckte hilflos mit den Schultern, jetzt war nicht der richtigen Augenblick, um über solche Dinge zu diskutieren. Sie fuhr in ihren Erläuterungen fort: »Der Priester Bassenberg hat wohl durch Zufall entdeckt, dass Maria auf dieses sogenannte Wunder reagiert. Er benutzte ihre Erinnerungen, um sie als Heilige mit bedrohlichen Visionen zu missbrauchen. Aber irgendwann sah er auch, wie aggressiv Maria wird, wenn sie unter starkem Druck steht – so wie wir das eben miterlebt haben – oder wenn etwas Außergewöhnliches geschieht.«
    Nun ergriff Ludolf das Wort: »Als Maria hereinkam, fiel mir auf, dass sie keine Wunden an den Händen hatte.«
    Prutze wurde ungeduldig. »Na, und?«
    »Wenn man sich gegen einen Angreifer, der einen mit einem Messer töten will, verteidigt, streckt man seine Hände aus, um den Gegner abzuwehren.« Er demonstrierte es, sodass jeder es sehen konnte. »Also bekommt man Schnittwunden besonders an den Handflächen. Maria hatte aber nur Wunden an den Armen.«
    »Was bedeutet das?«, fragte der Domdekan.
    »Maria hat sich beim Kampf mit ihrem Mann selbst verletzt. Wahrscheinlich aus Versehen – nicht mit Absicht. Sie tötete ihren Mann Kunibert.«
    Ausrufe des Erstaunens erfüllten den Raum. Keiner wollte glauben, dass diese zarte, verletzliche Frau ihren eigenen Mann ermordet haben sollte.
    Mathilde von Braunschweig fragte ganz aufgelöst: »Warum?«
    »Er war zum falschen Zeitpunkt am falschen Ort. Ihr habt vorhin gesehen, was passiert, wenn Maria die Nerven verliert, und unter extremen Umständen kann es noch schlimmer ausgehen.«
    »Es war nicht ihre erste Bluttat«, warf Agnes nun ein. »Wir bekamen einen Hinweis von Ulrichs Schwägerin. Und zwar ging es um den Tod seiner Frau Katharina.«
    Der Herr von Engern hatte bisher schweigend zugehört. Nun rief er erregt: »Was soll das heißen? Maria hat meine Katharina getötet?«
    »Ja.«
    »Oh, nein! All die Jahre habe ich mit einer Mörderin unter einem Dach gelebt.« Der Mann sackte in sich zusammen. Der Soldat neben ihm musste ihn stützen, damit er nicht zu Boden fiel.
    Agnes blickte in die Runde. Alle hingen wie gebannt an ihren Lippen. »Die Schwägerin Helene Lampe erzählte uns auch, dass der Priester kurz vor dem Tod Katharinas dort zu Besuch war. Wahrscheinlich hatte er sein neues Medium besucht und das Kruzifix präpariert. Aber er wusste damals nicht, dass Maria auf Gewitter besonders extrem reagiert. Blitz und Donner sind schon für viele normale Menschen erschreckend. Was sie bei einer labilen und verletzten Seele anrichten, könnt ihr euch sicherlich vorstellen. Ich habe erlebt, wie Maria durchdreht, wenn lediglich die Flammen im Herd zu hoch lodern.«
    »War denn damals ein Gewitter?«, fragte die Gräfin.
    »Ja. Der Priester hat den Anfall Marias bei Katharina miterlebt und – wie wir vermuten – vor Schreck nicht eingegriffen. Katharinas Tod war ein Zufall, ein tragischer Unfall. Er war nicht geplant. Bassenberg wollte Maria nur in Trance versetzen. Vielleicht wollte er sehen, wie er sie dann weiter manipulieren konnte.«
    Im Saal herrschte für einen Moment Schweigen. Die Zuhörer stellten sich diese dramatische Szene bildlich vor.
    »Also trifft beide, Maria Nachtigal und Arnold Bassenberg, nur eine geringe Schuld«, stellte Johann von Rottorf fest. »Sie hatte keine Kontrolle mehr über ihren Geist, und er hat beim Spiel mit dem Feuer aus Versehen die ganze Scheune abgebrannt.«
    Agnes nickte. »So kann man das sagen.«
    »Und hat das etwas mit Kuniberts Tod zu tun?«
    Sie lächelte befriedigt. »Katharinas Tod war das Vorbild für den Mord an Kunibert Nachtigal. Diesmal war es kein Versehen. An Kuniberts Todestag sah man schon am Nachmittag, dass es bald ein Gewitter geben würde. So hatte Bassenberg dann mit Hilfe von Ulrich von

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