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Die heilige Ketzerin: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Die heilige Ketzerin: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Titel: Die heilige Ketzerin: Historischer Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Domeier
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nur die Augenbrauen hoch und schüttelte ganz sacht den Kopf. Sein eisiger Blick sagte schon genug. Sie sollte es bloß nicht wagen, den Mund aufzumachen.
    Aber sie war sich ihrer aussichtslosen Situation bewusst. Wozu sollte sie noch länger schweigen? Warum sich die restlichen Tage bis zur Hinrichtung unnötig schwer machen? Mit fester und vernehmlicher Stimme antwortete sie: »Arnold sagte mir, man sollte der alten Tratschtante Martha auf der Stelle den Hals umdrehen, bevor sie noch mehr ausplauderte. Er wollte die Sache selbst in die Hand nehmen. Mir war sofort klar, was er damit gemeint hatte.«
    »Du blöde Ziege!«, schrie Bassenberg. »Warum kannst du nicht wenigstens einmal deine dreckige Klappe halten?«
    In der gleichen Lautstärke fauchte Greta von Hattelen zurück: »Du Schwein! Du hast uns alle wie Dreck behandelt! Die ganzen Jahre lang! Mich, die Mädchen, deine Gemeinde! Was war ich doch dumm!«
    »Halt endlich deine Klappe!«
    »Ruhe!« Mit hochrotem Kopf stand der Bürgermeister mitten im Raum und brüllte den Priester an. »Ich will nichts mehr von den Abscheulichkeiten hören. Meine Frau und meine beiden Töchter waren bei euch zur Beichte. Ich mag mir gar nicht vorstellen, was ihr ihnen angetan habt.«
    Bassenberg lachte laut auf: »Haha! Deine fetten Weiber nähme ich noch nicht einmal geschenkt!«
    Rasend vor Zorn stürzte sich Jaspar Prutze auf den gefesselten Priester und schlug mit aller Kraft zu. Noch ehe jemand den Bürgermeister aufhalten konnte, hatte er seinen wehrlosen Gegner zu Boden geworfen. Über ihm kniend drosch er unablässig auf ihn ein. Bassenberg versuchte sich zur Seite zu drehen, um sein Gesicht zu schützen. Doch aus Lippen und Nase quoll bereits Blut. Ein Ratsherr und der Domdekan rissen den Wüterich zur Seite. Noch im Zurückweichen versetzte er dem am Boden Liegenden Fußtritte.
    Im Rathaussaal herrschte Chaos. Jaspar Prutze konnte sich nur schwer wieder beruhigen. Seine Kollegen redeten auf ihn ein und hielten ihn zurück, damit er sich nicht wieder auf den Priester stürzte. Bassenberg seinerseits schrie und fluchte, spie jedem, der ihm zu nahe kam, seinen blutigen Speichel ins Gesicht. Alles lief und redete durcheinander. Außer Maria – sie hatte sich in eine Ecke gestohlen – und Agnes und Ludolf. Sie standen am Fenster und betrachteten kopfschüttelnd das Schauspiel.

Wunder ...
    Schließlich verschaffte sich die Gräfin lautstark Gehör und verlangte, dass endlich wieder Ruhe einkehre. Ganz allmählich ließ das Stimmengewirr nach, und die aufgebrachten Herren blickten erwartungsvoll auf die energische Mathilde von Braunschweig. Nur der Priester lag noch am Boden, aber inzwischen hatte er die Aussichtslosigkeit seiner Lage akzeptiert und schwieg notgedrungen.
    »Wer ist denn nun der Mörder von Kunibert? Der Mönch, der Engern oder Bassenberg? Oder ist es am Ende gar die von Hattelen?« Die Gräfin hatte ihre Arme vor der Brust verschränkt und erwartete eine Antwort.
    Stattdessen öffnete sich die Tür. Alle Blicke wandten sich um, um zu sehen, wer denn nun wieder störte. Ludolfs Vater kam außer Atem herein und überreichte seinem Sohn einen ledernen Beutel. Der junge Mann bedankte sich herzlich und stellte die Sachen vorsichtig an die Wand. Dann kramte er kurz darin. Er nahm einen kleinen Gegenstand heraus und hielt ihn in der geschlossenen Hand verborgen.
    Im freundlichsten Ton sprach Ludolf weiter: »Zum Mörder kommen wir gleich. Vorher sollten wir noch etwas anderes klären.«
    Er konnte sich das Grinsen nicht verkneifen. So ernst und so wichtig diese Besprechung auch war – schließlich war ein Mord geschehen –, aber er freute sich schon auf die überraschten Gesichter, wenn er die unerwartete Lösung präsentierte. Er liebte es, wenn er Leute verblüffen und sprachlos machen konnte, wenn er sie mit seinem Wissen und seinen Studien beeindrucken konnte.
    »Pater Bassenberg, ihr habt wirklich ein glückliches Händchen für wundersame Dinge. Zwei Kruzifixe, die weinen, wenn jemand davor betet, der von Gottes Geist erfüllt ist. Und dies hier.«
    Er hob kleine gläserne Ampulle in die Höhe, sodass alle sie nun sehen konnten. Etwas Rotes war darin, das aber nicht genau zu erkennen war. Die Anwesenden reckten neugierig die Hälse und kamen näher. Er gab das Gefäß dem Bürgermeister
    »Was ist das wohl?«, fragte Ludolf.
    Prutze drehte die Phiole hin und her, schüttelte sie. »Das sieht mir ganz nach einem Klumpen rotem Wachs aus«, meinte er und

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