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Die heilige Ketzerin: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Die heilige Ketzerin: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Titel: Die heilige Ketzerin: Historischer Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Domeier
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zusätzlichen Ärger aufbürden. Fürs nächste Mal nahm er sich vor, vorsichtiger in seiner Wortwahl zu sein.
    Er wandte sich noch einmal zum Kruzifix um und betastete es vorsichtig. Was sollte hier weinen? Er konnte es beim besten Willen nicht glauben. Die Statue fühlte sich kühl an. Eigenartig war das schon. Heute war es doch gar nicht kalt – auch hier im Zimmer nicht. Im Gegenteil. Es war Sommer, und die Sonne sorgte für angenehme Wärme. Sollte doch etwas an den Wundern dran sein?
    Agnes kam wieder. »Ich kann das Messer nicht finden. Kunibert hatte nur die leere Scheide am Gürtel.«
    »Vielleicht haben die Angreifer es mitgenommen.«
    »Muss wohl so sein.«
    Die beiden standen ratlos im Raum und schauten sich noch einmal um, ob sie nicht noch etwas übersehen hatten. Doch hier gab es im Moment nichts mehr, was ihnen bei der Suche weiterhelfen konnte.
    »Wo machen wir jetzt weiter?«, fragte Ludolf.
    »Lass uns zu Kuniberts Zieheltern gehen. Die sollten uns einiges sagen können.«
    »Weißt du, wo die wohnen?«
    »Nein. Fragen wir doch einfach die Frau in der unteren Wohnung.«

Aufruhr
    Ludolf und Agnes stiegen gerade die Treppe hinunter, als sie von draußen laute Stimmen und Rufe hörten. Neugierig traten sie aus dem Haus.
    Eine kleine Menschenmenge hatte sich vor der Tür versammelt. Knapp zwei Dutzend Leute standen um jemanden herum und beschimpften ihn, drohten mit den Fäusten. Aus der Mitte der Gruppe war immer wieder eine Stimme zu vernehmen, die sich gegen die Angriffe zur Wehr setzte.
    »Warte hier«, raunte Ludolf Agnes zu und kämpfte sich dann durch die Menschenmenge.
    Ein Mönch mit Tonsur und in grauer Kutte wetterte gegen Maria. Immer wieder wurde er durch Stöße und Zwischenrufe gestört, aber trotzdem hielt er eisern seine Predigt.
    »Liebe Brüder und Schwestern, seht ihr es noch immer nicht? Der Tod des Mannes ist Gottes Fluch! Diese Frau da, die frech behauptet, Eingebungen von Gott zu haben, ist nichts anderes als die Hure Babylon aus der Apokalypse. Hört die mahnenden Worte des Offenbarers:
Und die Frau war in Purpur und Scharlach gehüllt und war mit Gold und kostbaren Steinen und Perlen geschmückt und hatte in ihrer Hand einen goldenen Becher, der voll von abscheulichen Dingen und den Unreinheiten ihrer Hurerei war. Und auf ihrer Stirn war ein Name geschrieben, ein Geheimnis: Babylon die Große, die Mutter der Huren und der abscheulichen Dinge der Erde
. 14 Jeder von euch, liebe Brüdern und Schwestern, der etwas mit ihr zu tun hat, wird zusammen mit ihr sterben. Denn dies sind die mahnenden Worte:
Und ich hörte eine andere Stimme aus dem Himmel sagen: Geht aus ihr hinaus, mein Volk, wenn ihr nicht mit ihr teilhaben wollt an ihren Sünden und wenn ihr nicht einen Teil ihrer Plagen empfangen wollt. Die zehn Hörner, die du sahst, und das wilde Tier, diese werden die Hure hassen und werden sie verwüsten und nackt machen und werden ihre Fleischteile auffressen und werden sie gänzlich mit Feuer verbrennen. Denn Gott hat es ihnen ins Herz gegeben, seinen Gedanken auszuführen
. 15 Jeder, der ihren Wundern vertraut, gehört Satan an. Diese Wunder sind nur ein Dämonenspiel, um euch Gläubige vom rechten Glauben abzubringen. Und auch die Herrscher – all die Ritter, Grafen und Könige – werden nichts dagegen tun können. 16 «
    Die nächsten Worte gingen in lauten Beschimpfungen und wüsten Drohungen unter. Wenn der Mönch nicht aufhörte, würden die Leute ihm in nicht allzu langer Zeit eine saftige Abreibung verpassen. Der Kerl sollte lieber so schnell wie möglich seine Klappe halten und das Weite suchen.
    Doch die Stimmung kippte, als nun auch einige Leute herbeiströmten, die die Ansicht des Mönchs teilten. Innerhalb kurzer Zeit hatten sich zwei Gruppen gebildet, die sich keifend und unversöhnlich gegenüberstanden.
    Ludolf wühlte sich so schnell wie möglich aus dem Mob und rettete sich zu Agnes hinüber. Mit Erstaunen stellten sie fest, wie Marias Visionen ansonsten friedliche Nachbarn zu Feinden werden ließen. Die Leute wohnten seit Jahren nebeneinander und halfen sich gegenseitig. Aber nun beschimpften sie sich wegen unterschiedlicher Auslegungen ihres Glaubens.
    »Sind die jetzt ganz von Sinnen?« Agnes war erschüttert und klammerte sich an Ludolfs Arm.
    Er konnte nur müde lächeln und seinen Kopf schütteln. »Die haben einen Sparren locker.« Und tippte sich dabei an die Stirn.
    »Einen? Da müssen schon mehrere locker sein.«
    Da jagten plötzlich fünf

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