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Die heilige Ketzerin: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Die heilige Ketzerin: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Titel: Die heilige Ketzerin: Historischer Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Domeier
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schließlich nur: »Habe ich das auch getan? Habe ich mir auch einfach genommen, was ich wollte?«
    Jetzt hielt sie inne. Endlich fanden sich ihre Blicke. Einen endlos langen Moment standen sie sich still gegenüber und schauten sich nur an.
    Leise antwortete Agnes: »Nein. Du bist eine Ausnahme. Und darüber bin ich auch glücklich.«
    »Ich liebe dich.«
    Sie nickte und blickte unangenehm berührt zur Seite. »Ich weiß.«
    »Und du?« Ludolf wartete gespannt auf ihre Antwort. Er hoffte, er flehte, dass sie ihm ihre Liebe endlich offen eingestehen würde. Weswegen hatte sie ihn überhaupt holen lassen, wenn nicht aus dem Grund?
    Agnes drehte sich mit weichen Knien zur Seite. Ihre Stimme zitterte: »Ich denke, wir sollten jetzt mit Kuniberts Eltern sprechen. Wir haben heute noch viel vor.« Dann eilte sie schnell los, damit er nicht ihre Tränen sehen konnte.

    Als Ludolf Agnes endlich eingeholt hatte, stand sie schon vor einer kleinen, windschiefen Kate. Das Gebäude machte einen erbärmlichen Eindruck. An verschiedenen Stellen fiel der Lehm aus dem verrottenden Fachwerk. Den Fensterläden und der Eingangstür sah man ihr Alter deutlich an. Aber interessanterweise schloss die Mauer um Ulrichs Haus auch dieses mit ein. Kuniberts Eltern wohnten also auf dem Besitz des Herrn von Engern.
    Agnes klopfte. Schon nach einem kurzen Augenblick öffnete ein älterer Mann die knarrende Tür. Er ging leicht gebückt und schaute die Besucher mit misstrauischem Blick an.
    Agnes begrüßte ihn mit einem Knicks.
    »Was wollt ihr?«, fragte er, ohne die höfliche Geste zu erwidern.
    »Im Auftrag des Bürgermeisters untersuchen wir den Tod eures Sohnes Kunibert.«
    Das Antlitz des Mannes verfinsterte sich noch mehr. »Wir wollen nichts wissen. Mein Sohn ist tot. Daran ist nichts mehr zu ändern. Eure Schnüffelei bringt uns nur Scherereien ein. Geht endlich!« Dabei machte er eine müde Handbewegung, als wollte er eine lästige Fliege verscheuchen.
    Aus dem Dunkel des Hauses war nun die Stimme einer Frau zu hören: »Lass uns sie wenigstens anhören.«
    Über die Schulter warf er bissig nach hinten: »Du weißt doch gar nicht, was du da verlangst, Weib!«
    Agnes versuchte, Kuniberts Vater zu überzeugen: »Werter Herr, ich verstehe sehr gut, welche Trauer ihr jetzt gerade zu erdulden habt. Aber wollt ihr nicht wissen, wer der Mörder eures Sohnes ist? Sind wir ihm das nicht schuldig?«
    »Nein, nein.« Er schüttelte heftig den Kopf und machte eine abwehrende Handbewegung. »Lieber nicht. Das bringt nur Unglück. Wir sind zu alt, um neu anzufangen. Lasst uns endlich in Ruhe.«
    »Falls ihr vor jemandem Angst habt, können wir euch helfen. Wir sorgen für euren Schutz!«
    Doch da wurde ihnen die Tür mit einem Knall vor der Nase zugeschlagen. Ludolf und Agnes hörten, wie der Riegel vorgeschoben wurde und wie sich Kuniberts Eltern stritten. Dann wurden die Stimmen wieder leiser und verstummten schließlich.
    »Was war das denn?« Agnes schaute Ludolf verwundert an. »So etwas habe ich ja noch nie erlebt. Die eigenen Eltern wollen nicht wissen, warum ihr Sohn sterben musste?«
    »Das sah mir ganz nach Furcht aus.«
    »Und wovor?«
    »Vor dem Mörder. Vielleicht wissen sie, wer es war. Oder ahnen es wenigstens.«
    »Dann sind sie verpflichtet, es zu sagen!« Agnes war sauer. »Man darf doch keinen Mörder frei herumlaufen lassen. Der ist doch eine Gefahr für alle anderen! Dem muss so schnell wie möglich das Handwerk gelegt werden!«
    »Vielleicht sollten wir noch einmal zur Magd Jutta oder zu der einen Nachbarin von Maria. Möglich, dass die wissen, was mit Kuniberts Eltern los ist«, schlug Ludolf vor.
    Agnes stimmte dem zu: »Wahrscheinlich ist es das Beste, was wir machen können. Aber ...« Sie legte die Hände auf den Bauch. »Ich habe Hunger. Können wir nicht kurz etwas essen?«
    »In Ordnung. Der Domdekan und mein Vater wollten sich heute Mittag im Möllenbecker Burghof treffen. Wollen wir ihnen Gesellschaft leisten?«
    Die junge Nonne lächelte dankbar. »Gute Idee.«

Gibt es Wunder?
    Nach dem Essen blieben Johannes vom Domhof, Johann von Rottorf, Agnes und Ludolf noch einen Moment sitzen. Die jungen Leute hatten von ihren Erlebnissen am Vormittag berichtet und überlegt, welches ihre nächsten Ermittlungsansätze waren: der Hinweis auf die Holzdiebstähle und das geheimnisvolle Schweigen von Kuniberts Eltern. Agnes konnte ihren Ärger über die Verschleppung Marias durch Ulrich von Engern nicht vergessen. Man kam aber

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