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Die heilige Ketzerin: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Die heilige Ketzerin: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Titel: Die heilige Ketzerin: Historischer Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Domeier
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Kopf nach links. »Kunibert war schon immer sehr freundlich und nett zu Maria gewesen. Sie sprach sogar mit ihm, obwohl sie sonst immer eine Abneigung gegen Männer hat.«
    Agnes nickte. Sie erinnerte sich nur zu gut daran, wie abfällig Maria »Männer« gesagt hatte. So voller Abscheu und Feindseligkeit. »Woher kam wohl diese Abneigung?«, fragte sie.
    »Ich nehme an, von ihrer Mutter. Das muss mit der Erziehung zusammenhängen. Wer weiß, was die ihrer Tochter eingetrichtert hat. Richtig abscheulich find ich das.«
    »Hat Maria mal etwas darüber gesagt?«
    »Ich habe versucht, mit ihr zu reden. Ich wollte ihr erklären, dass Kunibert bestimmt auch so nett ist wie ihr Onkel. Aber sie wollte nichts davon hören. Nix zu machen.« Die Magd legte ihren Kopf zur Seite und machte ein resigniertes Gesicht.
    Agnes holte tief Luft. Langsam bekamen sie ein umfassenderes Bild von der jungen Witwe und ihrem Leben. Ob dies alles mit dem Mord an Kunibert zusammenhing, stand auf einem anderen Blatt.
    Ludolf kam auf etwas anderes zu sprechen: »Maria ist Ulrichs Nichte. Die Tochter seiner Schwester, seines Bruders oder von wem?«
    »Sie ist die Tochter seines Bruders Wolter. Beide Brüder von Engern zogen vor Jahren als Söldner los. Der Herr Ulrich war schon geraume Zeit verheiratet. Der Bruder war jedoch ein ganz schlimmer Leichtfuß.« Jutta zwinkerte anzüglich. »Wolter starb in Italien im Kampf und Marias Mutter an Fieber. So brachte der Herr Ulrich das Mädchen mit nach Rinteln. Zu Anfang war Maria kaum zu verstehen. Die muss irgendwo im Süden aufgewachsen sein. Da in Bayern oder so. Die sprechen da ja alle so komisch. Das kennt man ja.«
    »Hat der Herr von Engern eigentlich eigene Kinder?«
    »Nein. Seine Frau war kränkelnd und hatte mehrere Fehlgeburten. Nach jedem Unglück wurde sie schwächer. Irgendwann war sie kaum noch in der Lage zu gehen.«
    »War der Herr denn schon immer Söldner?«, hakte Ludolf nach.
    »Nein. Eigentlich sind er und sein Bruder Zimmermannsleute. Aber sie hielten sich kaum über Wasser. Sie waren wohl nie richtige Handwerker. Dann sind sie aber Söldner geworden, und Herr Ulrich kam wohlhabend aus dem Krieg zurück. Er hat sich Land gekauft und lebt nun vom Ertrag der Bauern, die seine Felder bestellen. Und hin und wieder kümmert er sich auch um arme Schlucker. Er leiht ihnen freundlicherweise Geld, damit sie wieder auf die Beine kommen. Eine Seele von Mensch.« Bei diesen Worten glänzten die Augen der Magd. Ihr entschlüpfte ein tiefer Seufzer, als wäre sie unsterblich in ihren Herrn verliebt.
    »Und wenn die Schuldner nicht pünktlich zurückzahlen können?«
    »Der Herr hilft, wo er nur kann, und gewährt gerne Aufschub.«
    Ludolf und Agnes schauten sich fragend an. Konnte das wirklich wahr sein? War Ulrich wirklich ein barmherziger Samariter? Sie erinnerten sich nur zu gut an das, was die Nachbarin vorhin erzählt hatte. Wie er die Schuldner ausbeutete und noch weiter ins Unglück trieb. Bei der Magd hier klang das aber ganz anders. Es kam halt immer auf die Sichtweise des Betrachters an, oder auf welche Weise man selbst beteiligt war oder profitierte. Was hätten wohl die Juden gesagt, gegenüber denen Ulrich keine Gnade kannte?
    Agnes schauderte bei dem Gedanken und fragte deshalb: »Wo hat der Herr Ulrich denn gekämpft?«
    »Zuerst war er zusammen mit seinem Bruder im Krieg gegen Dänemark. Er kämpfte sogar in Kopenhagen, wie er sagte. Als die Hansestädte Soldaten suchten, meldete er sich sofort. Zwischendurch war er immer für ein paar Wochen hier, war dann aber bald wieder mit seinem Bruder unterwegs.«
    »Und wie ging es dann weiter?«
    »Später gingen sie nach Italien. Ich glaube, sie kämpften gegen dieses barbarische Venedig.«
    »Wer hat sich in der Zeit eigentlich um seine Frau gekümmert? Ihr?«
    »Durch den guten Sold gab es immer ausreichend Geld für Mägde.«
    »Und der Herr hat nach dem Tod seiner Frau nicht wieder geheiratet? Er ist doch noch jung genug, oder?«
    Die Magd lief plötzlich ganz rot an und schaute verlegen zu Boden. Nervös knetete sie wieder ihre Schürze. »Nun ja ...« Sie stockte. »Einige Frauen hätten ihn wohl gerne genommen. Er hat sich seitdem aber nur noch um seine Nichte gekümmert.« Schnell wischte sie sich eine einsame Träne von der Wange.
    Agnes hüstelte kurz und konnte so unauffällig die Hand auf den Mund legen. Schließlich sollte Jutta nicht ihr verschmitztes Lächeln sehen. Die Magd war doch tatsächlich in ihren Herrn

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