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Die heilige Ketzerin: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Die heilige Ketzerin: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Titel: Die heilige Ketzerin: Historischer Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Domeier
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verliebt. Wo die Liebe halt hinfällt.
    Ludolf konnte sich zum Glück besser beherrschen. »Bitte verzeiht uns, aber eine letzte Frage haben wir noch. Wie alt war Maria, als sie hier ins Haus kam?«
    Jutta hatte sich wieder gefangen. »Sie war so etwa dreizehn oder vierzehn. Sie wusste nicht, wann genau sie geboren worden war.«
    »Und der Ulrich von Engern und sein Bruder waren nie vorher in Italien? Erst zum Krieg gegen Venedig?«
    »Vorher waren sie immer im Norden gewesen.«
    Ludolf und Agnes bedankten sich herzlich bei der Magd für ihre Geduld und für ihre Unterstützung bei den Nachforschungen.

Kriegsbeute
    Lass uns gleich zu Kuniberts Eltern gehen«, schlug Agnes vor und eilte los. »Wie die Magd sagte, wohnen die genau nebenan.«
    Kaum hatte Ludolf Ulrichs Hof verlassen, blieb er stehen und kratzte sich gedankenverloren am Kinn.
    »He, du Traumtänzer! Hast du keine Lust mehr?« Verdutzt blieb auch Agnes stehen. »Was ist los?«
    Er schaute sie mit abwesendem Blick an. »Wie fandest du die Erklärungen dieser Jutta?«
    »Worauf willst du hinaus?«
    »Was sie von Ulrich und seinem Bruder erzählte, wie die als Söldner unterwegs waren. Bis zu dem Punkt, wo Ulrich mit seiner Nichte wieder nach Rinteln kam.«
    Agnes kam langsam näher. »Klang ganz vernünftig. Oder?«
    Ludolf schüttelte den Kopf. »Für mich aber nicht.«
    Dann erzählte er vom Krieg der Hanse gegen Dänemark. »Dieser begann im Frühjahr des Jahres 1368 und ging bis Ende 1369. Offiziell wurde der Krieg mit dem Frieden von Stralsund 1370 für beendet erklärt. Zur Sicherung des Friedens behielt sich die Hanse aber das Recht vor, die dänischen Festungen für die nächsten fünfzehn Jahre zu besetzen. Mit der Zeit wurden die Besatzungen immer weiter reduziert. Im letzten Jahr hörten sie dann ganz auf.«
    Agnes staunte nicht schlecht. Über so etwas wurde im Kloster so gut wie nie geredet. Zum Glück hatte Ludolf ein Ohr dafür. »Und was ist mit Italien?«
    »Ulrich und Wolter waren im sogenannten Chioggia-Krieg. Jutta sagte, dass sie gegen Venedig gekämpft haben. Also waren sie auf der Seite Genuas. Genua griff die mit Venedig verbündete Stadt Chioggia 1379 an. Die Rückeroberung war ein Jahr später.«
    »Dann waren Ulrich und sein Bruder wahrscheinlich schon vor Ende der Besatzungen aus dem Norden zurück.«
    »Nehme ich an. Ihnen fehlte vielleicht der Kampf. Nur auf den Festungen herumzusitzen, war ihnen auf die Dauer zu langweilig.«
    »Und ...« Agnes rieb die Finger aneinander, »wahrscheinlich nicht erträglich genug.«
    »Genau das.«
    Gerade wollte Agnes spitz nachfragen, was an diesen Überlegungen so wichtig war, als ihr die Worte im Halse stecken blieben. Sie stand mit offenem Mund vor Ludolf und riss erstaunt die Augen auf.
    Er lächelte spitzbübisch. »Klappe zu! Es zieht!«
    Langsam kam wieder Leben in Agnes. »Wenn die beiden früher immer in Dänemark waren und erst nach 1379 in Italien, dann ...« Sie stockte wieder.
    »... kann Maria nicht Ulrichs Nichte sein«, ergänzte Ludolf den Satz. »Maria ist sein kleines Mitbringsel aus dem Krieg, seine hübsche Beute, sein kleines, persönliches Spielzeug, weil seine arme Frau doch so krank war.«
    Wütend stampfte Agnes auf den Boden. »Dieses elende Schwein!«, schimpfte sie laut. »Dieser alte Hurenbock! Dieses Miststück! Dieser ...«
    »Agnes, so kenne ich dich ja gar nicht!«
    Beschämt legte sie ihre Hand auf den Mund. Sie schaute sich verlegen um, ob jemand ihren Ausbruch mitbekommen hatte. Zum Glück war niemand in der Nähe.
    »Darum ist Maria auch so eigenartig! Sie ist missbraucht worden. Ulrich hat sie seelisch verletzt!«
    Ludolf nickte. »Das denke ich auch.«
    Die Nonne zappelte aufgeregt hin und her. »Aber eines versteh ich nicht. Warum hat Ulrich sie dann mit dem Nachbarssohn verheiratet?«
    »Um den Schein zu wahren? Sonst wäre es mit der Zeit für alle Nachbarn offensichtlich geworden, dass sie nur für ihn da war.«
    Agnes konnte sich nicht beruhigen. Sie war so aufgewühlt, so wütend wie schon lange nicht mehr. »Und mit diesem Scheusal sollen wir zusammenarbeiten?«
    »Können wir sicher sein, dass diese Überlegungen auch der Wahrheit entsprechen?«
    Sie blieb plötzlich erstaunt vor ihm stehen. »Was ist denn jetzt mit dir los? Du hast doch damit angefangen. Welche andere Erklärung gibt es denn stattdessen? Ihr Kerls nehmt euch doch immer, was ihr wollt.«
    Er versuchte, ihr in die Augen zu schauen, aber Agnes kam nicht zur Ruhe. So sagte er

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