Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die heilige Ketzerin: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Die heilige Ketzerin: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Titel: Die heilige Ketzerin: Historischer Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Domeier
Vom Netzwerk:
zusammen.
    Und Ludolf ergänzte: »Aber wer kann uns mehr dazu sagen?«
    Die weiteren Überlegungen wurden durch einen Streit abgewürgt, der von irgendwo aus der Nähe zu ihnen herüberschallte. Sie eilten um das Rathaus herum – von der Seite beim Marktplatz zu der beim Kirchplatz. Vor dem Portal von St. Nikolai standen sich Arnold Bassenberg und der Bettelmönch gegenüber und schrien sich an. Immer mehr Schaulustige kamen herbei und folgten dem lautstarken Gezänk.
    »Maria ist eine Ketzerin«, schrie der Mönch immer wieder, während der Pater dagegenhielt, dass sie eine Heilige sei. Der eine behauptete, die Wunder seien von Satan hervorgebracht, sodass alle Bewohner nun verflucht seien. Der andere erklärte, dass die Wunder ein Zeichen von Gott und ein besonderer Segen seien. Gott habe die Wunder geschickt, um den Glauben aller Menschen zu stärken.
    »Lass uns hier abhauen«, schlug Agnes vor. »Ich habe keine Lust, wieder mitzuerleben, wie sich die Leute gegenseitig an die Kehle gehen.«
    Ludolf nickte nur stumm. Wo sollte dieser Streit enden? Nikolaus Binder und Mathilde von Braunschweig hatten schon recht, wenn sie sich um Ruhe und Ordnung in Rinteln sorgten.

Konrad Silixen
    Ihr da! Mitkommen!«
    Agnes und Ludolf wirbelten erschreckt herum. Ein Stück hinter ihnen stand der edel gekleidete Verwalter Konrad Silixen und machte ein Gesicht, als hätte er einen ganzen Krug Essig trinken müssen. Seine Geringschätzung zeigte sich in jedem Blick, in jeder Bewegung. Abfällig schaute er sie an.
    »Zum Bürgermeister! Aber zügig!«, knurrte er voller Verachtung.
    Agnes funkelte ihn ärgerlich an. Sie hasste es aus tiefstem Herzen, wenn jemand jegliche Höflichkeit vergaß und ihr ohne Gruß Befehle erteilte. Wo blieben die Freundlichkeit, der Anstand? Unter solchen Umständen konnte sie auch auf stur stellen.
    »Was wollt ihr denn?«, fauchte sie zurück.
    »Stellt keine Fragen und kommt endlich mit!«
    Agnes wollte sich schon herumdrehen und davonstürmen, aber Ludolf hielt sie am Ärmel fest.
    »Bitte warte«, raunte er ihr zu.
    Wütend blieb sie stehen und schüttelte missmutig seine Hand ab.
    Der junge Mann wandte sich nun mit einem Lächeln an den Verwalter: »Ich wünsche euch auch einen wunderschönen Tag, werter Herr Silixen. Würdet ihr uns freundlicherweise sagen, worum es geht, wir sind nämlich sehr beschäftigt. Wir haben einen Mord zu untersuchen.«
    Der Verwalter klappte überrascht den Mund auf – er war es nicht gewohnt, dass man ihm widersprach. Nach einem kurzen Augenblick hatte er sich wieder gefangen. »Ihr sollt zum Bürgermeister ins Rathaus kommen. Er hat euch was zu sagen.«
    »Seht ihr, es geht doch.« Ludolf lächelte breit und stupste Agnes an, die nun selbst ein Grinsen nicht unterdrücken konnte.
    Wutentbrannt stapfte Silixen in Richtung des Rathauses. Agnes und Ludolf folgten ihm beschwingten Schrittes. Bei einem zufälligen Blick nach oben sahen sie Jaspar Prutze hinter einem der Fenster des Gebäudes stehen. Er hatte die Szene auf dem Kirchplatz genau beobachtet.

    In einem kleinen Raum des Rathauses standen einander nun auf der einen Seite der Bürgermeister und der gräfliche Verwalter und auf der anderen Seite die jungen Leute aus Möllenbeck gegenüber. Die Mitte des Zimmers nahm ein wuchtiger Tisch voller Papiere und Folianten in Anspruch. An den Wänden standen einige Regale, die mit verschiedenen Pergamenten und Papieren gefüllt waren. Dies war offensichtlich das Arbeitszimmer des Bürgermeisters. Von hier aus schaute man genau auf das Kirchenportal. Hinter einem der beiden Fenster hatte noch vor wenigen Augenblicken Prutze gestanden.
    Silixen begann ohne weitere Vorrede: »Euer gestriger Besuch bei der gnädigen Frau Gräfin war alles andere als erfreulich. Sie war äußert ungehalten, mit welcher Frechheit und Respektlosigkeit ihr sie belästigt habt. Mit welchem Recht erhebt ihr solch unverschämte Beschuldigungen?«
    Und der Bürgermeister ergänzte die Strafpredigt: »Ihr habt eindeutig eure Kompetenzen überschritten. Eine Befragung der gräflichen Familie war nie vereinbart worden. Die Herrschaften sind für euch tabu. Ist das klar?«
    Agnes zupfte nervös am Saum ihrer Kleidung. »Das war aber nicht so abgesprochen. Wenn wir den Fall untersuchen sollen, brauchen wir freie Hand.«
    »Dann ist das ab sofort geändert!« Prutze haute mit der Faust auf den Tisch. »Wir wollen die gräfliche Familie nicht verärgern.«
    Und Silixen ergänzte: »Ich will ab sofort

Weitere Kostenlose Bücher