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Die heilige Ketzerin: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Die heilige Ketzerin: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Titel: Die heilige Ketzerin: Historischer Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Domeier
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summte leise und wiegte sich von einer Seite auf die andere.
    Wie Agnes mit Erleichterung feststellte, ging es der jungen Witwe heute besser. Der Schock des Überfalls ließ also allmählich nach. Hoffentlich war sie jetzt auch in der Lage, sich an Einzelheiten zu erinnern, die halfen, den Mörder ihres Mannes zu finden.
    Vorsichtig fragte die Nonne: »Ist euch eingefallen, was passiert ist, als ihr überfallen wurdet?«
    Das Summen verstummte, und Maria antwortete: »Ulrich war am Nachmittag da. Kunibert sollte schnell zu ihm kommen. Als Kunibert aus dem Wald kam, habe ihm das gesagt. Er ging los. Aber bis zum Gewitter war er noch nicht zurück.«
    Schon wieder dieser Ulrich. Agnes hatte solch eine Abscheu gegen den Mann entwickelt, dass selbst die Nennung des Namens ihr Sodbrennen verursachte. Man musste den Kerl so schnell wie möglich überführen und dem Richter übergeben. »War euer Onkel lange da?«, fragte sie.
    »Wie immer«, war die leise Antwort.
    »Was heißt: wie immer?«
    »Bis er fertig war.«
    Agnes zog erstaunt die Augenbrauen hoch: »Womit fertig war?
    Maria schwieg.
    Mit einer dunklen Vorahnung fragte die Nonne weiter. »Habt ihr nur mit ihm gesprochen oder war auch noch etwas anderes?«
    »Auch noch anderes.«
    »Was hat euer Onkel denn noch getan?«
    Sie schwieg wieder.
    Aber Agnes ließ nicht locker. Sie hatte einen schrecklichen Verdacht: »Hat er euch angefasst?«
    Doch Maria waren keine Worte zu entlocken. Sie stierte weiter auf die Zimmerwand.
    »Ihr müsst keine Angst haben. Ich werde euch ganz bestimmt helfen, egal was kommt. Ich bin eure Freundin.«
    Schließlich kam doch noch eine Antwort: »Es ist ein Geheimnis.«
    »Was für ein Geheimnis? Ist es etwas Schlimmes?«
    Maria verbarg ihr Gesicht.
    Also wirklich missbraucht, schoss es Agnes durch den Kopf. Dieser verdorbene Heuchler konnte seine dreckigen Finger selbst dann nicht von Maria lassen, als sie schon längst verheiratet war. Selbst dann hatte er noch Kuniberts Abwesenheit genutzt, um sich an ihr zu vergehen. War ja auch logisch! Ulrichs beiden anderen Lieblinge waren doch hochschwanger. Aber wenn er schon zwei Nonnen schwängern konnte, hatte er bestimmt auch Zugriff auf weitere. Wieso brauchte er dann Maria? Wahrscheinlich der guten, alten Zeiten wegen. Dieses gemeine Schwein!
    Agnes musste sich zur Ruhe zwingen. Die Wut durfte ihren Verstand und ihr Denkvermögen nicht außer Kraft setzen. Sie atmete mehrfach tief durch und schloss die Augen, um sich zu beruhigen. Falls die junge Witwe im Moment redseliger als sonst war, durfte diese günstige Gelegenheit nicht ungenutzt verstreichen.
    »Maria, was passierte, als Kunibert wieder heimkam?«
    Die Angesprochene hob den Kopf. »Ich weiß nicht mehr.«
    »Ist euch vielleicht noch etwas anderes eingefallen? Etwas, das uns hilft, Kuniberts Mörder zu finden?«
    Die junge Frau schüttelte schwach den Kopf.
    Agnes war verzweifelt und erschöpft. Was konnte sie noch unternehmen? Leider war aus Maria doch nicht so viel herauszubekommen, wie sie gehofft hatte. Ihr blieb nichts anderes übrig, als ihr Glück am nächsten Tag wieder zu versuchen.
    »Kann ich noch etwas tun?«
    Maria schüttelte wieder müde den Kopf.
    Agnes verabschiedete sich und ging. Morgen musste dringend etwas gegen diesen Ulrich unternommen werden. Doch solange Maria nichts sagte, konnte er nicht angeklagt werden. Und die Sache mit Adelheid und Ursula musste zwangsläufig warten. Ludolf hatte schon recht gehabt, sie konnten jetzt nicht durch die eine Tür ins Haus fallen, sodass sich der Mörder durch die andere verdrücken konnte. Alles eins nach dem anderen, Schritt für Schritt. Erst Kuniberts Mörder, dann war Ulrich an der Reihe.

Ulrichs Unterstützung
    Freitag, 10.8.1386
    Am Morgen holte Ludolf Agnes bei ihrem Onkel Barthold ab. Aufgeregt berichtete sie ihm, was Maria ihr über Ulrich erzählt hatte, und forderte: »Wir müssen mit dem Bürgermeister sprechen und ihm die Gründe darlegen, warum dieser Grobian bei den Untersuchungen nicht weiter mithelfen darf.«
    »Haben wir Beweise?«, warf Ludolf ein.
    »Es ist doch offensichtlich, was für ein abartiger Kerl das ist!«
    Ludolf war stehen geblieben und zupfte an seinem Ohr.
    »Was ist?« Als sie sein skeptisches Gesicht sah, schwante ihr schon wieder Schlimmes. Gleich würde er bestimmt wieder versuchen, ihr ihr Vorhaben aus irgendwelchen lächerlichen Gründen auszureden.
    »Bitte entschuldige. Ich weiß, dass du anderer Meinung bist ...«
    »Ist das etwas

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