Die Heimkehr Der Tochter
Frühstück die Berichte durchgehen."
„Kein Problem. Es gibt nichts, das nicht warten könnte."
„Ich hole Ida Lou", bot Laurel an. Doch sie hatte noch nicht ausgesprochen, als die Haushälterin auch schon erschien.
„Was ist denn nun los? Sie sind ja völlig erledigt. Wir bringen Sie nach oben."
„Ich habe ihn." Dan nahm Jacob auf die Arme, als sei er ein Fliegengewicht, und schritt mit ihm hinaus.
Maggie sah ihnen nach und biss sich auf die Unterlippe. „Oh Gott, es bricht mir das Herz, ihn so krank und schwach zu sehen", sagte sie leise.
„Na klar! Dabei macht es dir überhaupt nichts aus! Sonst wärst du wohl schon eher nach Haus gekommen."
Maggie seufzte tief. „Weißt du, kleine Schwester, ich habe langsam genug von deinen Querschüssen. Denkst du denn, ich hätte nicht heimkommen wollen? Glaubst du, ich hätte mich nicht nach meiner Familie gesehnt? Es hat mich beinah umgebracht, euch nicht besuchen zu können. Aber ich hatte keine Wahl. Inzwischen müsstest du wissen, dass Daddy mich vor sieben Jahren hinausgeworfen und mir verboten hat zurückzukommen. Er toleriert meinen Aufenthalt jetzt nur Mom zuliebe."
„Ja, und ich weiß auch, warum er dich rausgeworfen hat!" schrie sie und sprang so plötzlich auf, dass ihr Stuhl hintenüberkippte. Wutentbrannt starrte sie Maggie an, das junge Gesicht gerötet vor Empörung, Kränkung und Verwirrung. „Jeder in der Stadt weiß es! Es ist so demütigend! Ich weiß gar nicht, wie Laurel deine Gegenwart erträgt!"
Mit diesem letzten Aufbegehren fuhr sie herum, rannte aus dem Zimmer und hinterließ beklommenes Schweigen.
Die beiden Schwestern standen wie erstarrt da, während Jo Beths Schritte auf der Treppe und dann auf dem oberen Flur verhallten. Einige Sekunden später schlug ihre Schlafzimmertür zu.
Maggie seufzte wieder und sah Laurel bedauernd an. „Es tut mir sehr Leid, ich wollte das wirklich nicht."
Laurel hielt sich kerzengerade, als hätte sie einen Stock verschluckt, und starrte mit kummervoller Miene auf den Boden. Sie schüttelte den Kopf. „Es macht nichts."
„Doch, es macht sehr viel. Sonst würdest du nicht aussehen, als wärst du geohrfeigt worden. Laurel, findest du nicht, es ist an der Zeit, dass wir uns aussprechen? Das haben wir nie getan."
Laurel riss den Kopf hoch, und in ihren geweiteten Augen stand das blanke Entsetzen. „Nein!" Sie schüttelte wieder den Kopf, diesmal so heftig, dass die Spange, die ihr Haar hielt, herausfiel. „Wozu sollte das noch gut sein, Maggie? Es gibt nichts, worüber wir reden müssten."
„Nichts, worüber wir reden müssten? Verdammt, Laurel, jene Nacht hat mein Leben verändert. Sie hat unser aller Leben verändert. Ich würde sagen, es gibt eine Menge, worüber wir reden müssten, und das ist längst überfällig."
„Nein, es ist vorbei und erledigt, und ich will einfach nur vergessen, dass es je geschehen ist."
„Laurel..."
„Ich muss gehen. Sag Mom Gute Nacht, ich rufe sie morgen an."
Ehe Maggie protestieren konnte, eilte Laurel an ihr vorbei aus dem Esszimmer.
„Laurel, warte!"
Laurel schob die Fliegendrahttür auf, doch ehe die wieder zuschlagen konnte, drückte Maggie sie auf und folgte Laurel auf die Veranda. Die Tür fiel hinter ihr zu, doch das Geräusch war über dem Lärm des Gewitterregens kaum zu hören.
Draußen tobte ein Wolkenbruch. Die Tropfen platschten und tanzten auf Gehweg und Verandageländer und zerstoben zu feinen Tröpfchen, die sich wie ein zarter Nebel unter dem Vordach sammelten.
Zunächst konnte Maggie ihre Schwester nicht sehen. Sie blieb in dem Rechteck aus Licht stehen, das durch die Drahttür hinausfiel, und sah sich um. Wohin konnte Laurel so schnell verschwunden sein? Plötzlich jagte ein zackiger Blitz über den Himmel. In seinem Schein erkannte sie Laurel, die im Dunkeln nach dem Regenschirm tastete, den sie vorhin dort abgestellt hatte.
Sie fand den Schirm, spannte ihn auf und ging zu den Verandastufen, als ein Donnerschlag mit solcher Gewalt krachte, dass der Boden vibrierte. Maggie eilte zu ihr und versperrte ihr den Weg.
„Laurel, hör mir zu. Ich habe in jener Nacht nicht versucht, Martin zu verführen. Das schwöre ich. Mein Gott, Laurel, wir standen uns immer sehr nahe. Wie konntest du nur glauben, dass ich so etwas tun würde?"
„Martin sagte, du hättest darauf spekuliert, dass ich die Hochzeit abblase, falls du ihn dazu bringst, mit dir zu schlafen. Und du hattest doch gerade versucht, mich von der Hochzeit
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