Die Heimkehr des Prinzen

Schultern gepackt, und Hitze brannte ihm durch den ganzen Körper. Die Augen des Priesters glühten hell auf und verdunkelten sich dann wieder zu ihrer normalen grünen Farbe. Justice fühlte, wie ihn eine Welle neuer Energie durchflutete und die Schmerzen in seinem Kopf und diejenigen seiner Dolchwunde über der Brust nachließen. Er umklammerte Alarics Arm in einer Geste der Dankbarkeit und des Abschieds, dann schimmerte er durchsichtig, löste sich zu Wasserdunst auf und schwebte durch die Luft davon, in dieselbe Richtung, die auch die Vampire eingeschlagen hatten.
    Die Zukunft von Atlantis ruht auf meinen Schultern, nach all den Jahren der Anonymität, dachte er, als er über den Baumwipfeln davonzog.
    Das ist unser Untergang.

26
    In der Hütte
    Ven wartete, bis Jack und Quinn nach draußen gegangen waren, um in der Umgebung zu patrouillieren, bevor er Erin den Teller mit dem unberührten Essen aus der Hand nahm. »Das packen wir in eine der dichten Plastiktüten im Regal und nehmen es mit«, sagte er. »In einem Nationalpark darf man keinen Müll hinterlassen.«
    Â»Machst du dir wirklich Sorgen um den Müll?«, fragte Erin müde. »Wir überleben das vielleicht gar nicht, und wer bringt dann die Plastiktüten aus dem Nationalpark raus?«
    Â»Im Moment ist vor allem eines wichtig, und das ist genügend Schlaf. Wahrscheinlich hast du im Kampf gegen Lillian all deine Energie verbraucht.«
    Sie schüttelte den Kopf.
    Im Feuerschein glänzten ihre blonden Haarsträhnen, sodass er ihr gerne übers Haar gestreichelt hätte. Am liebsten hätte er sie von Kopf bis Fuß gestreichelt.
    Â»Nein, habe ich nicht. Ich habe die Wildlingsmagie aufgerufen, und zum allerersten Mal gab es dabei keinen Rückschlag. Ich bin mir nicht so sicher, ob ich darüber froh sein soll oder nicht.«
    Er setzte sich neben sie und nahm ihre Hand. Er brauchte dringend Körperkontakt mit ihr, musste ihre Haut spüren, wenn auch nur auf diese bescheidene Weise. »Erzähl mir davon. Erzähl mir von der Wildlingsmagie und warum sie verboten ist. Ich kann einfach nicht verstehen, warum du zur Selbstverteidigung nicht jede Art von Magie einsetzen darfst, die dir zur Verfügung steht.«
    Sie schwieg so lange, dass er dachte, dass sie ihm gar nicht antworten wollte.
    Â»Ist das so eine Art Hexengeheimnis? Etwas, worüber nur ihr Bescheid wissen dürft und kein Außenstehender?« Er grinste sie aufmunternd an. »Ich schwöre dir, dass ich ein Geheimnis für mich behalten kann.«
    Ein schwaches Lächeln kräuselte ihre Lippen, verschwand aber sofort wieder. »Nein, das ist es nicht. Es ist kein Geheimnis. Es ist nur so, dass ich gerade erst anfange zu denken, dass die traditionelle Art, wie wir damit umgehen, ganz falsch ist. Die Wildlingsmagie darf deshalb nicht angewendet werden, weil es eine dunkle Magie ist. Wenn man sie benutzt, könnte das bestimmten dunklen Mächten Tür und Tor öffnen, die Magie der Hexen an sich zu reißen.«
    Er beugte sich vor und schob ihr eine widerspenstige Locke hinters Ohr, während er über ihre Worte nachdachte. »Und das glaubst du jetzt nicht mehr?«, fragte er schließlich.
    Â»Ich weiß nicht mehr, was ich glauben soll. Meine Absichten sind rein, das weiß ich. Ich bin mir sicher, dass ich die schwarze Magie mit allem, was mir zu Gebote steht, bekämpfen würde. Aber ich weiß auch, dass ich – zu Recht oder Unrecht – gerade einen Menschen getötet habe. Eine Frau, die ich immer als eine Art Familienmitglied betrachtet habe.«
    Â»Das war doch aber in Notwehr. Sie hätte dich eiskalt ermordet. Sie hat dir sogar gesagt, dass sie dich umbringen will. Sie hat deine Schwester auf dem Gewissen und Berenice – als Opfer für die dunkle Magie. In dir ist nichts, rein gar nichts, von dunkler Magie, Erin.« Er suchte verzweifelt nach überzeugenden Argumenten, aber es fiel ihm nichts Rechtes ein, um sie von dem zu überzeugen, was er für wahr und richtig hielt. Das primitivste Naturgesetz – töten oder getötet werden – hatte sich auf brutale Weise in ihr Leben gedrängt, und zu ihrem eigenen Schutz blockierten ihre Gefühle ihr den Zugang zur Realität.
    Das war vernünftig, doch in Anbetracht der Umstände leider nicht sehr hilfreich.
    Sie entzog ihm ihre Hand und sprang auf. Unruhig lief sie in der engen Hütte hin und