Die Heimkehr des Prinzen
her. »Woher willst du das wissen? Woher soll ich das wissen? Wie kann ich es jemals wissen? Ist es nicht wie im Fall von Wahnsinn? Die wirklich Wahnsinnigen wissen nicht, dass sie den Bezug zur Wirklichkeit verloren haben, nicht wahr? Und so könnte es doch passieren, dass die dunkle Magie einen schon in ihrer Gewalt hat, bevor man es überhaupt merkt.«
»Vielleicht gilt das aber auch umgekehrt? Vielleicht ist schon die Tatsache, dass du dich fragst, ob du der dunklen Macht anheimgefallen bist, ein konkreter Beweis dafür, dass dem nicht so ist«, konterte er.
Sie blieb stehen und wandte sich ihm zu. »Keine Ahnung, Ven. Ich weià nur, dass ich den Halt verloren habe und nicht mehr unterscheiden kann, was gut und was böse ist. Mein einziger Lebenszweck war es, Caligula zu zerstören und meine Familie zu rächen. Und jetzt, wo ich ihm bald gegenüberstehe, stellt es sich heraus, dass bedeutend mehr auf dem Spiel steht. Er hat meine Schwester in der Gewalt. Er hat vielleicht das Nereidenherz, das ich brauche, um Riley und das Kind zu retten. Und ganz plötzlich kann ich ohne Schwierigkeiten eine Energie aufrufen, die mir mein ganzes Leben lang verboten war. Es ist wie ein Schachspiel gegen einen Schachmeister, bei dem alle Regeln geändert wurden.«
»Vielleicht. Vielleicht stimmt das alles, was du sagst. Aber du hast mich an deiner Seite. Ich spiele den Springer zu deiner Dame. Jack und Quinn sind deine Bauern, oder eher die Läufer. Jack würde sich wohl nicht damit begnügen, ein Bauer zu sein«, sagte er, als er sich den Gesichtsausdruck des Tigers vorstellte, wenn man ihn einen Bauern nennen würde. »Du musst dich jetzt ausruhen, Erin. Wir verfolgen ihn morgen â bei Tageslicht. Und wir werden gewinnen.«
Er durchquerte den Raum und zog sie in seine Arme. »Wir werden gewinnen, weil es keine Alternative dazu gibt. Jetzt müssen wir ruhen, bis ich dran bin mit Wachehalten. Ich will nichts weiter, als dich im Arm zu halten, während du schläfst. Wirst du mir das gewähren?«
Sie hob den Kopf und schenkte ihm ein spitzbübisches Lächeln. »Wirklich? Nichts weiter? «
Er stöhnte und schob seine Hände an ihre Hüften. Dann zog er sie näher an sich und lieà sie den sich erhärtenden Beweis ihrer Wirkung auf ihn spüren. »Ich glaube, du weiÃt sehr wohl, wie es um mich steht. Aber du brauchst jetzt deinen Schlaf, und dann haben wir ja noch das Problem, dass es eine Rebellin und einen Wertiger gibt, die jeden Augenblick hereinplatzen können. Wenn wir erst mal deine Schwester gerettet und den Rubin gefunden haben, wenn wir Riley und dem Kind geholfen haben und im sicheren Atlantis sind, werde ich dir zeigen, was ich mit dir mehr als alles andere tun will. Wahrscheinlich werde ich dir das mehrere Tage und Nächte hintereinander zeigen müssen.«
Ihr leises Lachen brachte eine Saite in seiner Brust zum Klingen; es war ein Gefühl, das er gleich wieder verdrängte. Erin brauchte einen Krieger, und er war einer der besten.
So einfach war das.
Alles, was nicht so einfach war, musste warten, bis er sich das Vergnügen gegönnt hatte, Caligula den Kopf abzureiÃen. Ven vergrub das Gesicht in ihrem Haar, damit sie seinen blutrünstigen Blick nicht sehen konnte. Er war vielleicht ein Monster, aber es brauchte ein Monster, um ein Monster zu besiegen. Wenn seine Mission beendet und die Geliebte in Sicherheit war, dann würde er genug sanfte Worte finden, liebevolle Reden und was sie sonst noch von ihm wollte.
Er hob sie hoch und trug sie auf die Pritsche zurück. Als sie sich neben ihm unter der Decke zusammenrollte, spürte er die Gewissheit in sich aufsteigen, dass er sie, ganz gleich, wen er töten müsste, um sie zu beschützen, ganz gleich, was er tun müsste, um sie zu behalten, nie wieder würde gehen lassen.
***
Quinn zitterte vor Kälte. »Hör zu, Jack. Ich trage keinen Pelz, und diese Eiderdaunenjacke bringt es einfach nicht. Ich denke, wir haben ihnen genügend Zeit gegeben, um zu schmusen und darüber zu diskutieren, was passiert ist, oder was sie sonst noch tun wollten. Soll doch der Atlanter mal eine Weile patrouillieren. Vielleicht kann er sogar seine Super-Wassermagie dazu verwenden, ein wenig Schnee zu schmelzen und eine Wanne mit heiÃem Wasser zu füllen.«
Der Tiger stieà sie mit seinem riesigen Kopf an, ging ein paar Schritte voraus und
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