Die Heimkehr des Prinzen

sie sich nicht wie vereinbart abmelden.« Er schob die Dolche und sein Schwert in die Futterale, die er am ganzen Körper trug, und zog den langen Ledermantel darüber, sodass nichts mehr davon zu sehen war.
    Â»Gut, dann machen wir uns eben Sorgen«, sagte sie grimmig. »Aber das ändert nichts. Wir müssen heute trotzdem das Nereidenherz finden und zwar jetzt, solange die Sonne hoch am Himmel steht und die Vampire am schwächsten sind.«
    Er schritt zum Fenster hinüber und spähte durch die Ritzen zwischen den Brettern, mit denen es zugenagelt war. »Ich kann niemanden sehen, aber das bedeutet gar nichts. Jeder Metamorph, der sein Fell wert ist, wird sich in den Bäumen verstecken und nicht auf der ungeschützten Ebene herumsitzen.«
    Er ging zur Tür, hielt inne und sah sie dann lange an. Schließlich fing er an, eine bösartig klingende Flut von Worten auszustoßen. Die Sprache konnte sie zwar nicht verstehen, aber die Bedeutung war ihr ziemlich klar.
    Â»Ven, hör schon auf zu fluchen wie ein New Yorker Taxifahrer. Sag mir lieber, was in deinem fünfhundert Jahre alten Kopf vorgeht«, sagte sie und versuchte ein Lächeln.
    Â»Ich bin noch nicht fünfhundert, und wahrscheinlich werde ich es auch nie, wenn ich so weitermache«, brummelte er. »Hör mir zu, Erin, ich glaube, ich kann das einfach nicht.«
    Â»Was denn?«
    Â»Dir erlauben, dass du dein Leben riskierst. Warum sagst du mir nicht einfach, wie man diesen Rubin findet, und dann bewegst du deinen hübschen kleinen Arsch wieder nach Seattle zu deinen Leuten?«
    Bei »dir erlauben«, war ihr der Unterkiefer heruntergeklappt.
    Â»Entschuldige bitte?«
    Er sah sie irritiert an. »Wieso entschuldigst du dich? Du musst dich doch nicht entschuldigen.«
    Â»Ich weiß, dass ich mich nicht entschuldigen muss, du … du … herrschsüchtiger atlantischer Dickschädel. Wenn man Entschuldigung sagt, dann ist das nur eine andere Art wie bitte? zu sagen – oder in anderen Worten: Wovon zum Teufel redest du eigentlich?«
    Â»Ich seh schon, du bist sauer auf mich, aber …«
    Sie schnürte den anderen Stiefel zu und stand auf. »Nur zwei Wörtchen, mein Lieber. ›Dir erlauben‹. Denk mal drüber nach.«
    Als sie sich den Mantel überzog, durchquerte er den Raum, fasste sie um die Taille und hob sie hoch, bis sie ihm auf gleicher Höhe ins Gesicht sehen konnte. »Ich habe die Wahl zwischen folgenden Optionen, Melodine«, sagte er. »Ich kann dich in diese Unternehmung führen, die wahrscheinlich zum Selbstmordkommando wird, um einen Rubin von unschätzbarem Wert zu finden, der irgendwo mitten in Caligulas Quartier versteckt sein soll.«
    Â»Stell mich auf den Boden zurück. Sofort.«
    Â»Okay.«
    Er blitzte sie wütend an, stellte sie dann aber wieder auf ihre Füße. Doch nun drängte er sie so lange rückwärts, bis sie mit dem Rücken zur Wand stand.
    Â»Oder, als Alternative«, seine Augen verengten sich und an seinen Kinnbacken zuckte ein Muskel, »kann ich dich von hier weg in Sicherheit bringen und versuchen, den Rubin ohne dich zu finden.«
    Â»Das wäre total verrückt, Ven. Marie hat mir gesagt, dass nur eine Melodine das Nereidenherz finden kann. Es liegt ja nicht einfach so am Boden herum, und man wird nicht mit Wegweisern hingeführt, auf denen steht: ›Bitte hier entlang zum kostbarsten Rubin von Atlantis‹.«
    Sie legte ihm die flachen Hände auf die Brust und drückte ihn weg, aber es war, als versuche sie einen Betonblock wegzuschieben.
    Â»Richtig. Dann bleibt mir nur als Alternative, dich zu beschützen, das Nereidenherz zu vergessen, und dann werden Riley und das Kind wahrscheinlich sterben.«
    Die düsteren Worte hingen sekundenlang in der Luft zwischen ihnen. Schließlich nahm sie sein Gesicht in ihre Hände. »Kein Mann sollte gezwungen sein, solch eine Wahl treffen zu müssen, Ven, und schon gar kein Krieger, der dafür lebt, andere zu beschützen. Aber hör mir jetzt zu: Hier geht es nicht darum, welche Wahl du triffst. Hier geht es um eine Entscheidung, die ich treffen muss und auch schon getroffen habe. Ich hoffe inständig, dass Jack und Quinn irgendwie durchkommen, aber wir können uns im Moment nicht um sie kümmern. Wir müssen den Rubin finden, und wenn wir dabei noch Caligula vernichten können, dann tun wir das auch, ganz