Die Heimkehr des Prinzen
ragte.
Er sprang leichtfüÃig die Treppen herunter und kam auf sie zu. »Es gibt noch etwas, was du wissen solltest, bevor du auf die eine oder andere Art wieder den König heraushängst«, fügte er hinzu, machte einen Bogen um Ven und ging direkt auf Conlan zu. Dann hielt er an und sah jedem von ihnen ins Gesicht, wohl um die Dramatik noch weiter zu steigern.
Aber an Erin war diese theatralische Finesse vollkommen verloren, denn etwas ganz Unvorhergesehenes trat nun ein. Der Bernstein an ihren Fingern hatte einen immer schriller werdenden Warnton an sie ausgesandt, als Justice auf sie zukam; nun war er so laut geworden, dass Justiceâ Worte fast untergingen. Der Bernstein schrie zu ihr von Gefahr und Bedrohung und mächtiger, dunkler Magie.
Sie zeigte mit dem Finger auf Justice und sprach das Urteil aus, dessen Vollstreckung sie zehn Jahre lang geübt hatte. Diesmal war sie es, die die formelle Sprache benutzte. »Todesmagie. Du stinkst nach Todesmagie, Atlanter, und es ist meine heilige Pflicht, dich zu töten.«
15
Ven versuchte, den Arm um Erin zu legen, aber sie warf ihm einen warnenden Blick zu, und da er sich an die Auswirkungen ihrer Magie bei dem hölzernen Pavillon erinnerte, hielt er sich grinsend zurück. Keine Sekunde lang glaubte er, dass sie Justice wirklich töten würde, aber dem alten Blauschopf würde es ganz gut tun, mal von seinem hohen Ross heruntergeholt zu werden.
Riley trat nun plötzlich dazwischen, die Einzige im Raum, die keinerlei Macht besaÃ, auÃer der zarten Gabe emotionaler Empathie. Sie stand da und bezwang sie alle mit ihrem Blick.
Nie hatte Ven sie mehr verehrt als in diesem Augenblick.
»Das reicht jetzt. Schluss damit«, rief sie laut genug, um durch diese ganze latente Magie, die im Raum vibrierte, zu dringen. »Ihr hört jetzt alle sofort mit diesem ganzen Unsinn auf. Das kann nicht gut sein für das Kind.«
Justice verbeugte sich tiefer vor Riley, als Ven ihn sich je hatte verbeugen sehen, und trat dann zwei Schritte von ihr zurück. »Ich würde Eure Gegenwart niemals mit Streit und Disharmonie verunreinigen wollen, Lady Riley«, sagte er aalglatt, mit einem Seitenblick auf Erin.
»Stimmt«, schnappte Erin. »Du bringst nur die Todesmagie. Nach Atlantis, sogar in einen Tempel. Und in die Nähe einer schwangeren Frau. Du bist der reinste Engel, nicht wahr?«
Marie erschien aus einem der Korridore, die zu den anderen Räumen des Tempels führten.
»Was ist denn los?«
Von einem Moment zum anderen kippte die Stimmung im Raum von Sarkasmus zu tödlicher Drohung, als sowohl Erin wie auch Alaric die Macht anriefen und auf Justice niederdonnern lassen wollten. Ven hatte sich nie besonders viel um Magie gekümmert, abgesehen vom einfachsten Aufrufen der Elemente, aber selbst er fühlte das Wispern der Kräfte, die um die Hexe und den Priester waberten.
Auch Justice musste sie gespürt haben, denn er machte eine Bewegung, als wollte er sein Schwert zücken, doch Marie stand plötzlich neben ihm und ergriff mit einer blitzschnellen Bewegung sein Handgelenk. Dann begann sie so leise etwas zu skandieren, dass Ven die Worte nicht verstehen konnte.
Erin neben ihm sog überrascht die Luft ein und lieà dann die Hände sinken. Ihr Kopf hob sich, als würde er von einem unsichtbaren Marionettenmeister nach oben gezogen. Ven wollte sie festhalten und musste sich durch eine seltsame, flüssige Bedrohung durchtasten, die sich um sie wand wie ein transparenter Nebel. Als es ihm schlieÃlich gelang, Hautkontakt herzustellen, verschwand der Nebel â als hätte er erkannt, dass er ein Freund war â und nun konnte er sie fest in die Arme schlieÃen.
Erin öffnete die Lippen und sang verschiedene Noten in diesem reinen, seltsamen Ton, den sie angestimmt hatte, um Riley zu heilen.
Der silbrige Nebel erhob sich um sie und Ven gemeinsam, wie er es auch damals getan hatte. Gleichzeitig entstand ein ähnlicher zarter Schleier aus Licht um Marie und umgab Justice, so wie er da stand, gefangen im zarten Griff von Maries Fingern um sein Handgelenk.
Ohne jeden Ãbergang machte Erin den Mund zu. Die letzten Noten ihres Lieds hingen noch in der Luft und sanken verklingend zur Erde.
Ven empfand wieder dieses Gefühl von Verlust, als sei ein Teil seiner Seele mit dieser Musik verschwunden. Er schüttelte das Gefühl ab und blickte zu Justice hinüber, der nun
Weitere Kostenlose Bücher