Die Heimkehr des Prinzen
neben Marie am Boden kauerte.
»Es war gar keine Todesmagie, nicht wahr?«, fragte Erin, die Justice mit weit aufgerissenen Augen ansah.
Marie kniete sich vor Justice nieder und nahm sein Gesicht in beide Hände. »Wie kann es sein, dass ich das nie zuvor gespürt habe, Lord Justice? Ihr habt doch schon so oft den Tempel besucht.«
Er schüttelte den Kopf, und sein blauer Zopf hing ihm von der Schulter bis fast zum Boden hinunter. »Früher war keine Melodine anwesend, Marie. Sie muss wahrhaftig eine direkte Nachkommin der Nereiden sein, wenn sie mich erkannt hat.«
Conlan bellte einen Befehl. »Zum Teufel, kann uns jemand bitte darüber aufklären, was hier eigentlich vorgeht? Und zwar auf der Stelle!«
Marie wandte langsam den Kopf und sah Conlan an.
»Lord Justice hat sich nicht in der Todesmagie versucht, Hoheit. Er ist halb Nereid. Die Tempelgöttin hat ihn soeben zu sich gerufen.«
Eine Stunde später versammelten sie sich wieder in Conlans Kriegszimmer, auf neutralem Boden. Den gröÃten Teil dieser Zeit hatte Ven darüber nachgedacht, wie er Erin in einen Sicherheitskokon einspinnen und sie für alle Gefahren unsichtbar machen könnte, und zwar bis ans Ende ihres Lebens.
Vielleicht sogar bis ans Ende seines Lebens.
Er dachte daran, wie vollkommen unterschiedlich ihre Lebenserwartung war. Dann kam Riley mit Erin zusammen herein, und er verschob diesen misslichen Gedanken in sein Unterbewusstsein.
Erin nahm am anderen Ende des Raums neben Riley Platz, und Ven, der sie beobachtete, registrierte beruhigt, dass sie Blickkontakt zu ihm suchte.
Vielleicht war er ja nicht der Einzige, der zum Spielball mächtiger Kräfte geworden war, die er kaum zu kontrollieren wusste. Sie lächelte ihm zu, und Hitze jagte durch seinen Körper, brannte ihm auf der Haut und lieà seine Nerven erzittern. Ihm blieb nur noch ein Gedanke im Sinn, nämlich wie sehr er in ihren Körper eintauchen wollte, und so legte er alles Verlangen in das langsame Lächeln, das er ihr zurücksandte. Ihr Erröten und die Art, wie sie sich an den Armlehnen festkrallte, bereiteten ihm einen kurzen Triumph.
Auch sie wollte ihn, und das hatte doch sicher etwas zu bedeuten.
Es musste einfach von Bedeutung sein.
Justice schlenderte herein und gab sich nonchalant, obgleich Ven deutlich sah, dass er von den Vorkommnissen im Tempel erschüttert war. Vens erste Reaktion war, Erin mit seinem Körper von Justice abzuschirmen, aber der warnende Ausdruck in ihren Augen hielt ihn davon ab.
Im Moment jedenfalls.
»Okay, wir sind vollzählig«, sagte Ven. »Dann wollen wir mal versuchen, diesen ganzen Schlamassel auseinanderzuklamüsern.
»Wir sind noch nicht vollzählig, Ven. Marie kommt auch noch dazu«, sagte Conlan und nickte dann. »Hier ist sie schon, pünktlich wie die Uhr.«
Marie kam zur Tür herein und sah sich neugierig um. Ven nahm an, dass sie vorher noch nie in diesem Teil des Palastes gewesen war. Für gewöhnlich sahen nur Conlan, Alaric und die Krieger diesen Raum.
»Wer beginnt damit, mir diesen Sachverhalt mit dem Halb-Nereiden zu erklären?« Conlan sah von Justice hinüber zu Marie und zurück zu Justice. »Ich kannte deine Mutter, Justice. Sie war eine wunderbare Frau, aber eine Seegöttin war sie nicht, und soweit ich weiÃ, hatte sie auch keine neunundvierzig Schwestern.«
Brennan, der an der Wand lehnte, warf ein: »Stimmt. In unserer Kindheit haben uns deine GroÃeltern oft mit SüÃigkeiten verwöhnt, aber soweit ich mich erinnern kann, hieÃen sie nicht Doris und Nereus.«
Justice lächelte, aber es war ein leeres Lächeln, das nicht seine Augen erreichte. »Das waren meine Adoptiveltern. Ihr habt meine Adoptiveltern kennengelernt, die so glücklich darüber waren, ein Kind anzunehmen, dass sie keine dummen Fragen stellten, insbesondere, was die Umstände der Geburt anging.«
»Und was für Umstände waren das?«, fragte Ven und beugte sich vor.
»Das kann ich euch nicht sagen.«
»Das heiÃt, du willst es uns nicht sagen«, bemerkte Alaric.
»Ich will damit nur sagen, dass ich es euch nicht sagen kann «, wiederholte Justice. »Ihr kennt doch sicher den alten Spruch: âºNur ein Toter kann ein Geheimnis wahrenâ¹. Das trifft es genau in diesem Fall. Wenn ich es euch sage, dann muss ich euch umbringen.«
Ven und Conlan standen auf. »Drohst
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