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Die heimliche Lust

Die heimliche Lust

Titel: Die heimliche Lust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dalma Heyn
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einlasse. Darin sei sie zudem ganz »außer Übung«, und sie sei sich zudem nicht sicher, ob er sie mögen werde, wenn sie ins Bett gingen; vielleicht wäre es besser, wenn sie es einfach so ließen, wie es war, Mittagessen und Gespräche. Harry beruhigte sie: Was auch immer geschehen würde, es sei in Ordnung. Sie könnten natürlich weiterhin zusammen mittagessen. Aber er denke, daß sie auch miteinander schlafen könnten, wenn sie das wolle, ohne ihre Beziehung zu beschädigen. Er glaube nicht, daß er sie »sexuell nicht mögen würde«. Und falls es sich für sie als zu belastend erwiese, dann könnten sie ihre unschuldigen Mittagessen wieder aufnehmen. Er werde ihr nicht böse sein. Dann sei es eben so. Sie würden damit beide nichts verlieren.
    »Die Wahrheit ist, daß ich es satt bekam, darüber nachzudenken«, sagt Paula zu mir. »Ich traf ihn eines Tages und sagte: >Heute ist der Tag. Wo sollen wir hingehen ?< Wir gingen ins Lombardy. Diesmal ohne Mittagessen. Ich sagte, das sei zu teuer, Mittagessen und einen Ort für Sex. Er sagte, wir würden nachher im Laurent essen. Er war insgesamt einfach... liebenswürdig. Im Sinne von: das wird Spaß machen, wir werden aneinander Vergnügen haben. Wie bei unseren gemeinsamen Mittagessen. Er wollte sichtlich, aber wichtiger war ihm, was ich empfand, ob ich mich womöglich anders besinnen würde. Er war sehr zugewandt, redete, scherzte, nahm mich auf die Schippe. Er ist sehr witzig, sehr zurückhaltend, und er wußte, daß ich mich wie ein Teenager fühlte. >Würdest du dich auf dem Hintersitz eines Autos besser fühlen ?< , fragte er, als er meinen BH öffnete. Gott ja, das war das letzte Mal, daß ich so etwas getan hatte. Er versprach, mich zu einem Drive-In zu fahren und mir einen Hamburger zu kaufen, wenn ich mich rumkriegen ließe. Was das bewirkte, war, daß ich ihm emotional nahe blieb. Er wollte nicht, daß ich verschreckt außen vor blieb. So ist er eben; das ist es, was ich an ihm liebe. Er leistet all diese emotionale Arbeit, überlegt, was er tun könnte, damit ich mich wohlfühle, ohne daß ich etwas davon merke; dafür bin ich ihm dankbar, gerade weil er keine Dankbarkeit von mir erwartet. Er entspannt mich.
    Diese Beziehung kommt mit anderen Worten mir zugute. Können Sie sich das vorstellen? Sobald das Eis gebrochen war, war es erstaunlich. Ich hatte das Gefühl, das sei es, wozu ich bestimmt sei — Harry zu lieben. Woher das in mir kam, weiß ich nicht. Aber ich empfand alles als genau richtig. Es ist nicht so, daß mich irgendeine Einzelheit an ihm entzückt hätte, ich meine, Harry ist zwar attraktiv, aber er ist kein Adonis. Vielmehr hat alles, von seiner Haut bis zu seinem Duft, von seinem Interesse an mir bis zu seiner Lockerheit, mein Zusammensein mit ihm zu der richtigsten Entscheidung gemacht, die ich je im Leben getroffen habe. Und dieses Gefühl habe ich immer noch. Was auch immer geschehen wird, ich habe etwas gefunden, so gut, wie ich es nicht für möglich gehalten hatte.
    Etwa zehn Minuten lang fühlte ich mich wie ein Teenager — das Schmusen, das Auskleiden — , aber danach hatte ich das Gefühl, zu mir selbst zu kommen, in einer Weise ich selbst zu werden, wie ich es nie zuvor erlebt hatte. Ich wußte, was ich zu tun hatte. Ich fühlte mich sehr frei, sehr mit mir im Einklang. Ich spürte, daß ich etwas gewonnen hatte, das mir niemand wegnehmen konnte, was auch immer passiert.
    Es kommt mir nicht wie ein Verhältnis vor, oder wie ich mir ein Verhältnis vorgestellt habe. Bin ich verliebt? Nein. Ich bin versext. Hat er mich verführt? Irgendwie schon, aber auf subtile Weise — am Ende habe ich die Initiative ergriffen. Fühle ich mich schuldig? Nein. Habe ich vor, George zu verlassen? Hatte ich die Kontrolle verloren und ließ einfach irgendeinen Macker mit mir machen, was er wollte? Zerreißt mich das Jonglieren mit meiner Ehe und mit meiner Affäre? Nein, überhaupt nicht. Wurde ich dazu getrieben? Nein. Obwohl ich nicht vernagelt genug bin, um das ganz zu leugnen, denn meine Beziehung zu George ist nicht wirklich nah. Unglücklich kann ich sie trotzdem nicht nennen .«

    Eines Tages eröffnete Harry Paula, daß er seine Frau verlassen und eine Wohnung in der 35. Straße gemietet habe. Paula wußte nicht, daß er das als Zeichen für sie tat, daß er ausgezogen war, um darauf zu warten, daß sie dasselbe tue. Erst später wurde ihr klar, daß sie es hätte voraussehen können. Sie erinnert sich an ein Gespräch, in dessen

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