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Die Henkerstochter und der schwarze M�nch

Titel: Die Henkerstochter und der schwarze M�nch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver P�tzsch
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Mann, der sie von der Tanne aus beobachtet hatte. War er Teil einer Bande, die ihnen schon auf dem Weg nach Wessobrunn aufgelauert hatte? Aber warum hatten die Räuber sie dann nicht angegriffen? Was sollte dieses Beobachten und Verfolgen?
    Simon brachte Benedikta zurück zu ihrem Quartier ins Semer-Wirtshaus, wo er sich noch zu einem Schoppen Wein überreden ließ.
    »Könnte es nicht sein, dass diese Männer die gleichen sind, die sich schon vor ein paar Tagen hier in der Gegend herumgetrieben haben?«, fragte Simon. »Die gleichen, die dem Henker in der Krypta aufgelauert haben? Magdalena hat ihrem Vater von ein paar schwarzgekleideten Fremden erzählt, die sich im Strasser-Wirt in Altenstadt auf Lateinisch unterhalten haben. Vielleicht sind sie uns die ganze Zeit gefolgt und ...«
    »Eure Magdalena ist ein kleines Mädchen, das vermutlich keinen Brocken Lateinisch kann«, unterbrach ihn Benedikta. »Vielleicht waren es einfach nur reisende Benediktiner , die vor dem Essen gebetet haben!« Sie zwinkerte ihm zu. »Ihr beginnt ja bereits in jedem Fremden einen Meuchelmörder zu sehen.« Die Händlerin legte ihre Hand um Simons Arm, doch er zog ihn schnell weg.
    »Spürt Ihr denn nicht, dass wir auf Schritt und Tritt beobachtet werden?«, fragte er aufgebracht. »Ein Wegelagerer, der uns nicht angreift, der Mann auf dem Baum ... Das kann doch alles kein Zufall sein!«
    »Ich glaube, Ihr seht bereits Gespenster!« Benedikta lachte. »Nun erzähle ich Euch, was ich denke. Der Mann, den Ihr gestern im Eibenwald gesehen habt, war tatsächlich ein Wegelagerer. Wir sind ihm entkommen, gut. Und der Mann auf der Tanne ist nichts weiter als eine Ausgeburt Eurer Phantasie. Ihr könnt ihn ja nicht einmal richtig beschreiben.«
    »Ich weiß, was ich gesehen habe.«
    Es entstand eine lange Pause. Endlich ergriff Simon wieder das Wort. Er hatte beschlossen, die Karten offen auf den Tisch zu legen.
    »Ihr habt recht«, sagte er. »Vielleicht ist das alles Unsinn. Vielleicht ist Andreas Koppmeyer ja aus einem ganz anderen Grund ermordet worden. Sagt, Benedikta, was steht eigentlich in dem Testament, das Euer Bruder ja sicherlich hinterlassen hat?«
    Benedikta sperrte den Mund auf und holte tief Luft. »So ist das also!«, rief sie schließlich. »Ihr verdächtigt mich, meinen Bruder umgebracht zu haben! Wahrscheinlich tragt Ihr diesen Verdacht schon die ganze Zeit mit Euch herum. Ist es nicht so?«
    »Was steht in dem Testament?«, beharrte Simon.
    Benedikta sah ihn zornig und mit verschränkten Armen an. »Das kann ich Euch sagen. Ich erbe von meinem Bruder eine ledergebundene Bibel, einen alten Lehnstuhl und ein von ihm selbst verfasstes Kochbuch. Außerdem vierzig Gulden, die wohl kaum die Verluste aufwiegen, die ich zurzeit mit dem Weingeschäft mache.« Sie beugte sich zu Simon vor. »Das sind seine persönlichen Hinterlassenschaften. Alles andere bekommt nämlich die Kirche!«
    Der Medicus zuckte zusammen. Er hatte bei all seinenÜberlegungen tatsächlich vergessen, dass der Besitz des Pfarrers nach dessen Tod zu großen Teilen an die Kirche ging. Vermutlich hatte Benedikta wirklich nur diese paar wertlosen Dinge geerbt.
    »Und überhaupt!« Die Händlerin war mittlerweile so in Wut geraten, dass sich andere Gäste nach ihr umdrehten. »Warum sollte ich mich in Altenstadt aufhalten, in der Nähe des Tatorts? Ich hätte meinen Bruder doch vergiften, unbemerkt nach Landsberg reiten und dort auf die Todesnachricht warten können. Keiner hätte Verdacht geschöpft!« Sie stand schnell auf und warf dabei ihren Stuhl um. »Simon Fronwieser, Ihr seid eindeutig zu weit gegangen.«
    Benedikta eilte nach draußen und schlug die Tür krachend hinter sich zu.
    »Na, Fronwieser? Wieder Ärger mit den Weibern?« Es war der Brauergeselle Konstantin Kreitmeyer, der zu ihm herübergrinste. »Bleib bei deiner Henkerstochter, die ist schon verrückt genug.«
    Andere Brauergesellen an Kreitmeyers Tisch lachten und machten ein paar obszöne Gesten. Simon spülte seinen Wein hinunter und stand auf.
    »Ach, haltet doch alle euer Maul!«
    Er legte ein paar Münzen auf den Tisch und verließ, begleitet von weiteren derben Sprüchen, das Wirtshaus.
    Anstatt in die Hennengasse einzubiegen und nach Hause zu gehen, stapfte Simon Richtung Lechtor. So, wie er sich jetzt fühlte, konnte er unmöglich schlafen. Er hatte sich Benedikta gegenüber wie ein Narr benommen! Wie konnte er nur annehmen, dass sie ihren eigenen Bruder vergiften würde? Außerdem hatten

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