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Die Henkerstochter und der schwarze M�nch

Titel: Die Henkerstochter und der schwarze M�nch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver P�tzsch
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»Ich hab hier eine nette Überraschung für dich. Hol sie dir!«
    Jemand kicherte.
    Simon und die beiden Frauen hielten den Atem an. Das Kichern hallte durch die Gänge, so dass nicht zu erkennen war, woher es genau kam.
    Ein weiteres Geräusch ertönte. Das Schaben von Schuhen über Stein.
    »Verdammt, zeig dich!«, schrie Benedikta. »Verfluchter Dreckskerl, ich schneid dir die Eier ab! Je te coupe les couilles, fils de pute !«
    Trotz des Schreckens wunderte sich Simon, dass die Händlerin plötzlich fluchte wie ein Pariser Bierkutscher. Wo hatte sie nur diese Worte gelernt? Doch seine Überlegungen wurden unterbrochen, als eine krächzende, sich überschlagende Stimme durch die Gänge hallte.
    »Die Dämonen, Magdalena. Die Dämonen. Sie sind jetzt in mir. Sie... fressen sich ... durch mich hindurch ... Kannst du die Dämonen sehen, Magdalena?«
    »O, Gott, es ist Bruder Jakobus! «, flüsterte Magdalena. »Er ist noch nicht tot!«
    »Oder vielleicht doch«, sagte Benedikta. »Diese Stimme klingt jedenfalls nicht mehr sehr ... lebendig.«
    Plötzlich roch Simon etwas, zuerst nur leicht, dann immer stärker. Es war der Geruch nach scharfem Rauch, nach brennendem Teer, ein ätzender Gestank, der in seine Nase drang. Er kam von vorne, dort, wo der Luftzug gewesen war. Schwarze, zähe Rauchschwaden zogen wie kleine Gewitterwolken an der Gruppe vorbei. Die Stimme war jetzt viel lauter, ein Windrauschen, das auf sie zustürmte.
    »Die Dämonen, Magdalena. Sie ... fressen ... mich ... Kannst du sie sehen? KANNST DU SIE SEHEN?«
    Bei den letzten Worten tauchte zu ihrer Rechten ein kleiner , flackernder Ball auf, der ihnen schneller und schneller entgegenrollte und dabei immer größer wurde, bis er schließlich den ganzen Gang ausfüllte.
    »KANNST DU SIE SEHEN, HENKERSTOCHTER?«
    Magdalena war wie die anderen vor Schrecken wie erstarrt. Viel zu spät erkannte sie, dass die Feuerkugel die brennende Kutte des Mönchs war. Die Flammen fraßen sich von den Rändern ins Innere, eine lebende Fackel raste auf sie zu.
    Dann warf sich Bruder Jakobus wie ein brennender Nachtmahr ihnen entgegen.
     
    Wie Totengräber schlugen die Mönche ihre Hacken in den Boden der Kapelle. Schweiß stand ihnen auf der Stirn, als sie die Bodenplatten in Stücke hackten und mit dem Spaten herausbrachen. Verwitterte Grabplatten, mit Kreuzen verzierte Fliesen, eingelassene Mosaike, alles wurde zu Schutt geschlagen und landete auf einem Haufen draußen neben der Kapelle. Unter den Platten kam nackte Erde zum Vorschein.
    »Grabt weiter!«, schrie der Abt. »Vielleicht ist es ja irgendwo in der Erde versteckt! Es muss hier sein!«
    Keuchend hieben die Mönche die Hacken in das harte Gestein. Die Erde war durchsetzt mit kiesigem Geröll, was das Graben besonders mühsam machte. Trotz der eisigen Temperaturen bildeten sich feuchte Flecken auf ihren Tuniken. Die weiße Farbe des Stoffs wurde mehr und mehr von schmutzigem Braun durchzogen. Die Prämonstratenser ächzten und stöhnten, so schwere Arbeit waren sie nicht gewohnt.
    Bruder Nathanael hatte anfangs noch mitgegraben, mittlerweile stand er neben dem Abt. Der Dominikaner deutete auf die Grube, in der der Boden immer steiniger wurde, je tiefer die Mönche gruben.
    »Der Medicus muss sich getäuscht haben. Das Kreuz ist hier nicht!«
    Bonenmayr sah sich hektisch in der Kapelle um, die mittlerweile einem Trümmerfeld glich. Wo hatten sie noch nicht gegraben? Was hatten sie ausgelassen? Sein Blick blieb an dem einzigen Gegenstand hängen, der noch nicht in Stücke gehauen war.
    Der Altar.
    Bruder Johannes bemerkte den Blick seines Abts. »Hochwürden, nicht den Altar!«, stöhnte er. »Er ist geweiht und...«
    »Red nicht, pack lieber mit an.« Augustin Bonenmayrschritt auf den steinernen weißen Quader zu, an dessen Vorderfront ein schlichtes Kreuz als Relief prangte. Er riss den schmutzigen roten Samt zur Seite, der den Altar nach wie vor bedeckte, dann drückten sie alle gemeinsam gegen die Querseite. Mit lauter Stimme gab der Abt den Befehl.
    »Eins, zwei, drei – jetzt!«
    Mit einem Knirschen neigte sich der Block nach vorne und fiel schließlich unter lautem Krachen um. Eine Staubwolke breitete sich aus. Als sie sich verzogen hatte, blickte Bonenmayr gespannt nach unten.
    Nackte Erde.
    Fast bis zur Ohnmacht erschöpft, sanken die Mönche zu Boden.
    Der Abt atmete tief durch und setzte sich auf den umgestürzten Altar. Schweiß war über seine Brillengläser gelaufen, so dass er die Umgebung nur

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