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Die Henkerstochter und der schwarze M�nch

Titel: Die Henkerstochter und der schwarze M�nch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver P�tzsch
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Juwelen, Reliquien … Man sagt, die Templer hätten diesen Schatz irgendwo versteckt. Manche glauben, sie hätten ihn hinüber in die Neue Welt gebracht. Andere vermuten ihn im Heiligen Land oder auf den Britischen Inseln. Wer ihn findet, kann sich vermutlich jeden Thron der Welt kaufen.«
    Simon pfiff durch die Zähne. »Warum habe ich nie etwas davon gehört?«
    Schreevogl wurde von einem weiteren Hustenanfall geschüttelt, bevor er weitersprach.
    »Weil die Kirche nicht wollte, dass ihre Mitschuld an der Sache offenbar wird. Und auch der Großadel hat hübsch geschwiegen und sich die Ländereien der Templer einverleibt. Nur einige wenige, wie eben Wilhelm von Selling, haben das Schweigen gebrochen.«
    Der Medicus nickte. »Aber das erklärt noch nicht, warum sich dieser Templerspruch in der Lorenzkirche befindet.«
    Jakob Schreevogl zögerte. »Ich habe einmal gehört, dass die Lorenzkirche einst eine Templerkirche war«, sagte er schließlich.
    »Eine Templerkirche? In Altenstadt?« Simon hätte sich beinahe erneut verschluckt.
    »Ja. Warum nicht?« Der Patrizier zuckte mit den Schultern. »Die Templer hatten überall ihre Niederlassungen. Und gibt es in Altenstadt nicht sogar eine Templergasse?«
    »Ihr habt recht!«, rief Simon. »Die schmale Templergasse, kurz vor der Brücke über die Schönach. Merkwürdig. Ich habe mich bislang nie gefragt, warum dieser Weg so heißt …«
    »Seht Ihr. Aber Genaueres kann Euch bestimmt der Pfarrer der Basilika in Altenstadt sagen. Schließlich muss es von dem kleinen Nachbarkirchlein ja Aufzeichnungen geben. Die lagern, wenn nicht in der Lorenzkirche selbst, dann in der Basilika St. Michael. – Wollt Ihr noch einen Kaffee?«
    Simon stand auf und griff Jakob Schreevogls Hand. »Habt Dank, aber ich glaube, ich muss zu meinem Vater. Es stehen ein paar langweilige Behandlungen an. Husten, Fieber, Aderlass, das Übliche eben. Ihr habt mir trotzdem sehr weitergeholfen.« Er zögerte kurz. »Dürfte ich noch um eines bitten?«
    Der Patrizier nickte. »Nur zu.«
    Simon deutete auf das kleine ledergebundene Buch auf dem Beistelltisch.
    »Dieses Buch über die Templer. Dürfte ich es mir ausleihen?«
    »Gerne. Aber passt darauf auf. Es ist sehr kostbar.«
    Simon griff sich das Buch und eilte zur Tür. In der Türschwelle blieb er noch einmal kurz stehen und drehte sich um.
    »Es gibt noch einen zweiten Spruch, aus dem ich nicht schlau werde. Es geht darin um zwei Zeugen und ein Tier, das sie bekämpft und schließlich tötet. Ihr habt nicht zufällig davon schon einmal gehört?«
    Der Patrizier überlegte kurz und schüttelte dann den Kopf.
    »An irgendetwas erinnert er mich, aber ich kann beim besten Willen nicht sagen, an was. Tut mir leid. Vielleicht komme ich noch darauf.« Er schaute den Medicus skeptisch an. »Simon, Ihr stürzt Euch nicht gerade wieder in so ein Abenteuer gemeinsam mit dem Henker? Passt um Himmels willen auf Euch auf!«
    Simon grinste. »Ich werde mir Mühe geben. Lasst es mich auf alle Fälle wissen, wenn Ihr glaubt, Euch zu erinnern.«
    Er verbeugte sich kurz, dann rannte er mit dem Buch in der Hand die Treppe hinunter. Der Patrizier stand oben am Fenster und sah ihm nach, wie er auf dem Schongauer Marktplatz im Schneesturm verschwand.
     
    Der Maurer Peter Baumgartner stand mit nacktem, muskulösem Oberkörper in der Mitte der Henkersstube und machte sich vor Angst fast in die Hose. Trotz des eiskalten Windes, der durch die mit Schweinsblasen zugenagelten Fenster pfiff, lief ihm der Schweiß über die Stirn. Er überlegte sich, ob er ein paar Kreuzer mehr hätte springen lassen sollen und statt zum Henker doch zum Medicus hätte gehen sollen. Oder vielleicht zu keinem von beiden. Ja genau, stattdessen hätteer zu Hause bleiben, den Schmerz mit einem Ave Maria und einem Glas Weinbrand hinunterspülen und darauf hoffen sollen, dass seine Schulter allein mit Gottes Hilfe heilen würde. Aber dafür war es nun zu spät.
    Auf dem Tisch vor ihm lagen allerlei Werkzeuge, von denen er nicht sagen konnte, ob sie für die Folter oder für medizinische Zwecke bestimmt waren. Lange Zangen, vermutlich zum Herausbrechen von Zähnen, scharfe, auf Hochglanz polierte Messer in sämtlichen Größen und Formen und eine kleine, handliche Säge, auf der ein paar rostrote Flecken zu sehen waren. Flecken getrockneten Blutes, da war sich Peter Baumgartner sicher.
    Was Baumgartner allerdings am meisten ängstigte, war die mächtige Gestalt des Schongauer Henkers direkt vor ihm,

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