Die Herren der Unterwelt 01 - Schwarze Nacht
dieser Duft beruhigte sie selbst inmitten der größten Panikattacke ihres Lebens. Der geflügelte Mann war auch dort, nur hatte er die Flügel unter seinem T-Shirt versteckt.
Sie hatten sie spielend leicht überwältigt. Beim Gedanken daran schämte sie sich immer noch. Vier Frauen gegen zwei Männer, und trotzdem hatten die Frauen sich kaum zur Wehr gesetzt und verloren. Man hatte sie außer Gefecht gesetzt, und dann waren sie hier in diesem Zimmer wieder aufgewacht.
„Vielleicht sollten wir einen von ihnen verführen, um an die Schlüssel zu gelangen“, flüsterte Ginger ihr zu.
Sofort bahnte sich der braungebrannte Krieger mit den schwarzen Augen einen Weg in Danikas Kopf. Jedes Mal, wenn sie ihm begegnet war, hatte er geblutet. War er so ungeschickt? Er hatte nicht den Anschein gemacht, aber … Vielleicht hätte sie ihm anbieten sollen, seine Wunden zu „verarzten“. Vielleicht wäre er dann freundlicher zu ihr gewesen. Vielleicht hätte er ihr dann geholfen.
Vielleicht hätte er sie dann geküsst.
Allein der Gedanke erregte sie, verdammt noch mal. „Keine Frau sollte ihren Körper verkaufen, um aus einem Gefängnis zu entkommen“, erwiderte sie leise. Sie war wütend auf sich selbst. Das Bild von Reyes flackerte immer noch vor ihren Augen, und ehe sie sich versah, fügte sie hinzu: „Aber ich werde darüber nachdenken.“
11. KAPITEL
W ährend Ashlyn ein paar Stunden schlief und sich ihr Körper und ihre Seele hoffentlich erholten, hielt Maddox sie die ganze Zeit im Arm. Die Zeit war wieder sein Feind, Mitternacht schlich mit großen Schritten auf ihn zu, doch er weckte sie nicht. Auch nicht, als er ihr die Schuhe und den Pullover auszog und so zwei hübsche Füße und ein T-Shirt enthüllte, das sich eng um ihre Brüste spannte und sein Blut vor Erregung zum Kochen brachte.
Er hatte den ganzen Tag noch nichts gegessen und war entsprechend hungrig, doch viel wichtiger als etwas zu essen war Ashlyns Nähe. Er wollte sie halten und ihre melodischen, schlaftrunkenen Seufzer hören. Er fühlte sich wie im Himmel.
Ihre Brüste, die sich an seine Seite drückten, waren unsagbar weich. Einer ihrer Arme lag über seinem Bauch und hielt ihn ganz fest, als hätte sie selbst im Schlaf Angst, dass er weggehen könnte.
Er war so friedlich wie seit Jahrhunderten nicht mehr. Deshalb überraschte es ihn auch nicht, als seine Augenlider schwer wurden und seine Gedanken abschweiften.
Wach auf, Krieger. Ich bin zurück, ertönte eine Stimme in seinem Kopf. Eine allzu bekannte Stimme. Das überraschte ihn allerdings.
Maddox verkrampfte. Er riss die Augen auf, als die Wut ihn durchbohrte und den Schleier der Müdigkeit zerriss. Mit scharfem Blick suchte er den Raum ab. Er sah weder einen Körper aus Fleisch und Blut noch einen verdächtigen Schatten.
Lieber würde er mit einem Eindringling, einem Jäger, kämpfen als mit diesem Titan, der versprochen hatte, Ashlyn zu helfen, und sie dann im Stich gelassen hatte. Würde er jetzt versuchen, sie ihm zu entreißen?
Wo bleibt mein Dankeschön, Krieger?
Er spürte ein energiegeladenes Summen, die Luft wurde dicker und verwirbelte. Ashlyn seufzte leise, und er zwang sich zur Ruhe. Er wollte sie erst wecken, wenn der Gott verschwunden war. Denn falls sie das Wesen provozierte, wenn auch unabsichtlich, würde sie das womöglich bereuen.
„Wer bist du?“, flüsterte er.
Das solltest du eigentlich wissen. Die Antwort klang verärgert.
Maddox machte den Mund auf. Er bemühte sich, ruhig zu bleiben. Keine Gewalt, keine Wut. Wie grausam von dem Titan, ihn raten zu lassen. „Was willst du von mir … großer Meister?“
Du hast mir versprochen, alles zu tun. Alles.
„Ich habe dir versprochen, alles zu tun, was du verlangst, wenn du das Mädchen rettest. Aber du hast sie nicht gerettet.“ Während er die Worte aussprach, brüllte sein Kopf: Provozier den Gott nicht! „Wir haben sie selbst gerettet.“
Und dennoch lebt sie.
„Aber du hast nichts getan.“ Er presste die Lippen aufeinander. Es war nicht besonders klug, einen Gott zu reizen. Aber er hatte Angst vor dem, was auf ihn zukäme. Und vor allem wollte er keine Gegenleistung für etwas erbringen, das er gar nicht erhalten hatte.
Bist du sicher? Die Stimme war jetzt weich wie Seide und forderte ihn heraus zu widersprechen.
Was konnte dieses Wesen schon getan haben? Spielt das überhaupt eine Rolle? „Was soll ich tun?“, fragte er resigniert.
Er vernahm ein zufriedenes Schnurren. Sag deinen Freunden,
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