Die Herren der Unterwelt 03 - Schwarze Lust
ausgebildet. Es ist besser, wenn wir uns um deine Rettung kümmern.“
Was konnte sie noch tun? Was sollte sie sagen, um Stefano aufzuhalten?
„Glaubst du, dass du das Dach erreichen kannst, ohne entdeckt zu werden?“
„Ich … ich …“ Shit! „Vielleicht. Wann soll ich da sein?“
„In einer Stunde.“
Oh mein Gott. Eine Stunde. Würde Reyes Lucien in dieser Zeit kontaktieren können? Könnte Lucien die anderen so schnell herbeischaffen? Danika wurde übel. „Ich tue mein Bestes“, sagte sie und versuchte verzweifelt, ihn nicht misstrauisch zu machen. Ihre Stimme war schwach, kaum zu hören.
„Enttäusche mich nicht, Danika. Oder muss ich dich daran erinnern, was auf dem Spiel steht?“ Stefano legte auf, und Danika steckte das Handy weg.
Sie richtete sich nicht wieder auf, dazu war sie gar nicht in der Lage. Das Luftholen war schon beschwerlich genug. Herrje, es gab so viel zu tun, und schon der kleinste Fehler ihrerseits konnte Reyes die Freiheit kosten – oder das Leben.
„Interessantes Gespräch.“
Die barsche Bemerkung flog ihr so um die Ohren, dass sie vor Schreck zusammenzuckte, kreidebleich im Gesicht. Mit undurchschaubarem Gesichtsausdruck stand Reyes in der geöffneten Badezimmertür. Er lehnte am Türrahmen, einen Arm hatte er in trügerisch lässiger Pose auf den Rücken gelegt. Er hatte seine Jeans übergezogen, sich aber nicht die Mühe gemacht, sie zu schließen. Ansonsten war er nackt. Seine verschorften Wunden waren gänzlich verschwunden.
„Es ist nicht so, wie du denkst. Ich schwöre es dir.“
Er zog eine Augenbraue hoch. „Also hast du nicht mit einem Jäger gesprochen?“
Sie sprang auf, ihr Mund klappte auf und zu.
Mit einer ruckartigen Kopfbewegung löste er seinen Blick von ihr und warf ihr mit dem Arm, den er eben noch hinter seinem Rücken versteckt hatte, ein T-Shirt zu. „Zieh dich an. Lucien ist hier. Er will mit dir sprechen.“
Sie fing das T-Shirt auf und zog es hastig über, um ihre Nacktheit zu verbergen. Für weniger als eine Sekunde konnte sie nichts sehen, aber als das T-Shirt die Sicht wieder freigab, stand Reyes nicht mehr im Türrahmen.
Obwohl ihr das Shirt bis zu den Knien reichte, fühlte sie sich immer noch halb nackt, als sie ins Schlafzimmer huschte. Kühle Luft wehte ihr um die Beine. „Reyes, ich habe alles nur getan, um dir zu helfen. Du musst mir glauben.“
Sie blieb wie angewurzelt stehen, als sie Lucien erspähte. Der Krieger stand in voller Montur da, und diese Montur war blutgetränkt. Reyes stand jetzt neben ihm. Beide Männer starrten sie erwartungsvoll an.
„Hört zu“, beeilte sie sich zu sagen, „die Jäger erwarten von mir, dass ich alle Informationen über euch, die ich kriegen kann, zusammentrage und ihnen weiterleite. Und ich gebe zu, dass ich das anfangs auch versucht habe. Die Jäger, die mich gefangen und gebeten haben, euch auszuspionieren, werden von einem Mann namens Stefano angeführt. Er hat versprochen, mir zu helfen, meine Familie zu finden und zu beschützen. Und damit das überhaupt möglich ist, dachte ich, müsstest ihr vernichtet werden. Aber als ich dann hierherkam, habe ich es einfach nicht über mich gebracht, euch zu bespitzeln. Seit meiner Ankunft hier habe ich nur zweimal mit Stefano gesprochen, und zwar ohne ihm dabei irgendwelche nützlichen Informationen zu geben.“
„Ist das alles?“, fragte Reyes überraschend ruhig.
Sie nickte.
„Na schön. Kommen wir zu einem anderen Thema. Ich hab Lucien erzählt, was du mir berichtet hast: dass es nämlich noch andere Wesen gibt, die in ähnlicher Weise besessen sind wie wir. Weißt du sonst noch etwas über sie?“
Sie hob eine Hand und schüttelte den Kopf. Warum beschuldigte er sie eigentlich nicht, mehr zu wissen, als sie vorgab? Warum warf er ihr nicht vor, Wissen zurückzuhalten? „Worüber redest du überhaupt?“
„Über die Männer im Verlies, diejenigen, die die Dämonen beherbergen, die wir freigelassen haben.“
„Als wäre das jetzt wichtig. Kann ich nicht mal ausreden? Bitte. Es ist dringend. Es geht um Leben und Tod.“
Reyes’ Augen wurden zu schmalen Schlitzen, aber er sagte nichts mehr.
„Die Jäger sind kurz davor, die Burg anzugreifen. Ihr habt noch eine Stunde, wahrscheinlich nicht mal mehr, bis sie hier sind.“
„Du hast früher gemalt“, bemerkte Reyes, als hätte sie überhaupt nichts gesagt. Seine Miene war noch immer vollkommen ausdruckslos. „Wo sind die Bilder?“
Danikas Blick sprang zwischen Lucien und
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