Die Herren der Unterwelt 03 - Schwarze Lust
Reyes hin und her. Was zum Teufel war mit ihnen los? Sie machte reinen Tisch und gab ihren geplanten Verrat zu – und das war alles, was Reyes dazu zu sagen hatte? Sie warnte ihn vor einem Angriff durch eine Horde waffenstarrender Männer, und er interessierte sich für nichts weiter als ihre alten Bilder?
„Ich wäre schon eher gekommen“, sagte Lucien, „aber ich wurde von ein paar Seelen gerufen und konnte ihnen den Dienst nicht verweigern. Allerdings war ich zwischendurch kurz hier, aber du hast mich nicht gesehen, weil du, wie Reyes mir sagte, gemalt hast. Ich muss das Bild unbedingt sehen, Danika.“
„Ich sag dir aber nicht, wo es ist! Nicht bevor mir jemand von euch erklärt, warum ihr euch in keinster Weise um die Jäger kümmert. Sie planen, euch gefangen zu nehmen und die Dämonen aus euch herauszuholen. Sie suchen sogar nach der Büchse.“
Jetzt blitzte etwas in Reyes’ Augen auf. Was es war, wusste sie nicht. Es war dunkel und gefährlich, unheilvoll, aber auch aufregend. „Torin sieht den gesamten Hügel auf seinen Monitoren. Er hat sehr wohl gemerkt, dass sie unser Anwesen betreten haben, und bereits einige von ihnen ausgeschaltet.“
Ausgeschaltet. Schöne Umschreibung für „getötet“. Danika rieb sich über den Bauch – ein vergeblicher Versuch, den plötzlichen Aufruhr in ihrem Magen zu beruhigen. „Also hat Stefano mich angelogen? Sie warten gar keine Stunde mehr, sondern haben mit dem Angriff bereits begonnen?“
„Ja, er hat gelogen. Er hat dir nicht vertraut“, sagte Lucien. „Und lass mich raten: Er hat dich gebeten, aufs … Dach zu steigen?“
Benommen nickte Danika.
„Das hat er gesagt, weil er annimmt, dass du genau das Gegenteil tun wirst. Sie haben eine kleine Bodentruppe, die dich schnappen wird. Und jetzt sag mir, was du über die Büchse weißt. Jedes noch so kleine Detail kann wichtig sein, aber beeil dich, denn ich werde draußen gebraucht.“
Sie richtete ihren Blick auf Lucien, denn es fiel ihr leichter, ihn anzuschauen als Reyes. Wenigstens konnte sich so ihr Puls etwas beruhigen und ihre Lungen sich einmal mit Luft füllen. „Ich hab Reyes bereits alles gesagt, was ich darüber weiß, und das ist herzlich wenig.“
„Weißt du, wo sie sich befindet? Und wo sich die anderen Träger von Dämonen aufhalten? Weißt du, ob sie immer noch eingesperrt sind?“
„Ein klares Nein auf alle Fragen. Ich weiß es nicht.“
„Meinst du, deine Großmutter weiß es?“
„Da müsstest du sie fragen.“ Sie hoffte inständig, dass dies überhaupt noch möglich war.
Lucien legte seinen Kopf schräg. „Paris hatte eine Vision, in der du eine Rolle spieltest.“ Seine seltsam gefärbten Augen schienen in den Augenhöhlen zu strudeln und sie herbeizulocken. Ein intensiver Rosenduft füllte plötzlich den Raum. „Du hieltest die Büchse in den Händen. Lächelnd.“
Ungläubig musste sie lachen. „Völlig unmöglich.“
„Wenn du etwas weißt …“ Lucien kam immer näher.
Sie wollte wegrennen, aber ihre Füße waren wir festgewachsen. Und plötzlich wollte sie nicht mehr fliehen. Der Krieger stand direkt vor ihr, keine Handbreit entfernt, und der Rosenduft drang in jede Zelle ihres Körpers. Ihr Geist schwebte wie auf Wolken, sämtliche Muskeln entspannten sich. Was immer er von mir verlangt, ich tue es. Mit Vergnügen.
„Was weißt du, Danika? Sag’s mir.“
„Nichts“, antwortete sie, und ihr Kopf kippte nach vorn. Sie spürte, dass sie fallen würde, konnte aber nichts dagegen tun. Und ein Teil von ihr wollte auch gar nichts dagegen tun.
Plötzlich war Reyes da, schlang einen Arm um ihre Hüfte und hielt sie aufrecht. Er war stark und warm und vertrieb ihre innere Kälte. „Das reicht, Lucien.“
„Reyes“, blaffte Lucien so ruppig, wie sie ihn noch nie zuvor gehört hatte.
„Nein“, gab Reyes nicht minder harsch zurück.
„Ich hab euch nicht verraten“, sagte Danika. Ihre Wange ruhte auf seiner Brust. Sie hoffte inständig, er würde ihr glauben. Jetzt, wo sie sich ihre Gefühle für ihn endlich eingestanden und sie zugelassen hatte, durfte sie ihn einfach nicht verlieren. Nicht jetzt.
„Ich weiß.“ Er streichelte mit seinem Finger über ihre Hüfte. Auf und ab, auf und ab.
„Warte. Was? Das weißt du?“
„Ja.“
Sie riss ihre Arme hoch. „Und warum warst du dann wütend auf mich?“
„Wütend? Ich war nicht wütend.“
„Du hast dich auf dem Absatz umgedreht und mich stehen lassen. Du hast mich kaum eines Blickes
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