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Die Herren vom Berge: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Die Herren vom Berge: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Titel: Die Herren vom Berge: Historischer Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Domeier
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zustimmend. »Es klang so, als hätte die Mutter die Verbindung mit dem Tuchhändler in die Wege geleitet.«
    Der kleine, runde Mann begann wieder, auf seinem Stuhl hin und her zu wackeln. Nach einem Moment des Zögerns flüsterte er: »Mechthild Fischer ist eine schwierige Frau. Sie stammt aus einer adeligen Familie und hat ihren Standesdünkel nie ablegen können. Mir ist es völlig schleierhaft, wie diese Frau überhaupt dazu gekommen ist, einen Bauern, zwar wohlhabend, aber dennoch ein Bauer, zu heiraten. Der arme Henricus muss unter dem Eigensinn seiner Frau sehr gelitten haben. Wirklich glücklich habe ich ihn nie gesehen. Für Mechthild sind alle Bewohner hier nur dumme Geschöpfe, deren einziges Recht auf Leben darin besteht, den von Gott erwählten Menschen zu dienen. Wahrscheinlich hält sie den Tuchhändler Dudenhausen für die einmalige Möglichkeit, endlich aus dieser niederen Schicht ausbrechen zu können. So könnte sie dann als Herrin über den umfangreichen Haushalt des hochangesehenen Hauses Dudenhausen herrschen, während ihr Schwiegersohn das einträgliche Geschäft betreibt. Kuneke wäre dann möglicherweise Mutter eines Stammhalters geworden.«
    Ludolf war erstaunt. Kunekes Mutter sollte man wirklich nicht unterschätzen. Hatte sie mit dem Tuchhändler wegen einer Heirat schon etwas vereinbart? Was würde sie tun, falls die Tochter ihr den Plan verderben sollte?
    Plötzlich hörten Ludolf und Anno ein Geschrei von draußen. »Das ist unser allseits verehrter Amtmann Resenbach«, kam es sofort vom Pater. »Diese liebliche Stimme erkennt man überall.«
    Ludolf musste lachen. Er erinnerte sich genau an den ersten Auftritt von Josef Resenbach. Die beiden Männer standen auf und gingen ans Fenster. Auf dem Weg vor der Hütte schlenderte jemand mit einem Weidenkorb auf dem Rücken gemächlich in den Ort hoch. Wie es schien, hatte er den Amtmann einfach stehen gelassen; denn der stand einige Schritte tiefer und keifte wie ein Wilder.
    »Das ist der Fischer Hermann. Ein sehr netter und hilfsbereiter Nachbar, der ganz schlecht auf Resenbach zu sprechen ist«, erläuterte Anno von Dankersen. »Die haben schon öfter im Streit gelegen.«
    Die beiden heimlichen Beobachter versuchten, etwas von dem Geschrei zu verstehen. Der Fischer blieb stehen und drehte sich um. »Ich weiß nichts. Ich habe nichts gesehen. Soll ich deine Arbeit machen? Du bist dafür verantwortlich. Du bekommst dafür Lohn. Also mach deinen Kram gefälligst selber.«
    »Ich will wissen, ob an dem Abend Boote fehlten!«
    »Das weißt du ganz genau. Es fehlten alle Boote. Eins muss Kuneke genommen haben. Das habe ich später gefunden. Eins hatte Marie. Sie kam im Dunkeln damit zurück.«
    »Marie war auch drüben? War was mit ihr?«
    »Frag sie selbst.«
    »Hat sie was gesagt?«
    »Wem? Mir? Sie geht mich nichts an. Du lebst von unseren Steuern. Da werde ich deine Arbeit nicht auch noch machen.«
    Langsam kam der Amtmann näher. Er stand nur noch wenige Schritte von Hermann entfernt. Aber leiser wurde seine Stimme deswegen nicht. »Was ist mit dem dritten Boot? Hatte Dietrich das?«
    »Das weiß ich nicht. Wie oft muss ich dir das noch sagen?«
    »Bald hab’ ich ihn.« Josef Resenbach rieb sich hämisch die Hände. Dann hörte man wieder sein lautstarkes Schnäuzen, bevor er den Rotz auf den Weg spuckte.
    »Wen hast du? Dietrich? Jetzt spinnst du vollkommen. Er war es nicht.«
    »Bald habe ich alle Beweise. Ihr werdet euch noch wundern. Ihr habt doch alle Dreck am Stecken. Und jetzt ist Marie dran. Die werde ich schon zum Sprechen bringen. Darauf kannst du dich verlassen.«
    »Wenn du niemanden unter Druck setzen kannst, bist du nicht zufrieden.«
    »Ach, halt die Klappe! Dich kriege ich auch noch.« Forschen Schrittes stampfte Josef Resenbach den Weg hoch und ließ nun seinerseits den Fischer stehen. Der schüttelte den Kopf und tippte sich an die Stirn. Dann ging auch er weiter zum Dorf hoch.
    Ludolf und Anno sahen sich verständnislos an.
    »Was soll das denn? Nach zwei Wochen vergeudeter Zeit wird er plötzlich geschäftig?«, fragte Ludolf. »Weiß er mehr als wir?«
    Der Pater schritt nachdenklich durch den Raum. »Das glaube ich nicht. Vielleicht sieht er wieder eine Gelegenheit, jemandem zu schaden. Ich nehme an, Euer Fragen ist nicht unbemerkt geblieben. Und der Amtmann tritt nun die Flucht nach vorn an. Es sähe bestimmt beim Burgherrn komisch aus, wenn ein fremdes Paar in wenigen Tagen das schafft, was er nicht in Wochen

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