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Die Herren vom Berge: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Die Herren vom Berge: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Titel: Die Herren vom Berge: Historischer Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Domeier
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und schwarzbraune Tinte gewonnen.«
    Susanna stand verblüfft neben Ludolf. Er musste lächeln. Sie hatte sich bestimmt nicht vorstellen können, dass er solche Rezepturen kannte. Manchmal lohnte es sich wirklich, ein paar Naturstudien zu betreiben. Da sie nichts weiter sagte, fuhr er fort. »Solche Tinten sind übrigens lichtecht und wasserfest. Im Gegensatz dazu ist Rußtinte wirklich schwarz, aber leider wasserlöslich. Es kommt halt darauf an, was man will.«
    Endlich hatte sie sich wieder gefangen. Dann fragte sie weiter. »Dann kennt Ihr sicher auch die Pulver hier.«
    Ludolf nahm ein Schälchen und schnüffelte vorsichtig daran. »Dies ist Bleiweiß. Es wird in der Buchmalerei verwendet. Man gewinnt es durch Einwirken von Essig oder Urindämpfen auf Bleiplatten. Deshalb der strenge Geruch. Auf dem Blei bildet sich eine weiße Schicht, die man abkratzt. Durch Erhitzen erhält man Bleigelb. Es hat den Farbton von hellem Eigelb und vermalt sich sehr gut. Bei noch höherem Brennen bekommen wir Bleimennige, auch minium rubeum genannt. Es hat einen leuchtenden Farbton und wird vor allem gerne für Überschriften und Initialen verwendet.« Damit griff er sich die beiden anderen Schälchen mit den unterschiedlich grünen Substanzen. »Dieses Grün wird ähnlich wie Bleiweiß hergestellt. Aber halt mit Kupferplatten. Darauf lässt man neben Essig auch noch andere Substanzen, wie Urin, einwirken. Dadurch ergeben sich vielfältig abgestufte Farbtöne, die von gelbgrün über grasgrün bis hin zu einem leicht bläulichen Grün reichen.« Und zu Susanna gewandt: »Noch Fragen, wertes Fräulein?«
    Sie war sprachlos. »Wie kommt es, dass Ihr Euch so gut auskennt? Seid Ihr ein Mönch?«
    »Nein. Meiner Familie geht es ganz gut. Dadurch habe ich aber tatsächlich die Möglichkeit gehabt, in verschiedenen Klöstern zu studieren. Später suchte ich mir andere Lehrer, konnte in einigen Bibliotheken stöbern und sogar für eine gewisse Zeit in zwei gut ausgestatteten Laboratorien arbeiten. Und Ihr?«
    »Alles, was ich weiß, habe ich bei meinem Vater gelernt, und er wiederum alles von seinem Vater.«
    Und da war wieder Susannas Augenaufschlag. Ein Blitz, der einem in alle Glieder fuhr. Seine Kehle war wie zugeschnürt, und den Herzschlag fühlte er bis in den Hals. Sie kam auf ihn zu. Sie legte ihren Kopf leicht zur Seite und blinzelte wieder.
    »Heißt du wirklich Jost? Oder ist dein Name auch ein Geheimnis?«
    Warum antwortete er nur? Das war gegen die Anweisung des Bischofs. Was würde wohl Agnes sagen, wenn sie das mitbekommen hätte? Er konnte nicht anders, als seinen wirklichen Namen zu nennen. »Ludolf.«
    »Lässt es dein Auftrag zu, uns noch einiges von deinem wertvollen Wissen weiterzugeben? Ich bin sicher, dass du Arzneien und Wirkungen von Pflanzen kennst, die wir hier gut gebrauchen könnten.«
    »Gerne. Aber ich kann dir nicht sagen, wann es passt. Vielleicht in den kommenden Tagen oder erst in der nächsten Woche. Ich kann nichts versprechen.«
    Susanna hauchte ihm ein
Gern
entgegen.
    Die beiden standen still voreinander und schauten sich lange an. Ludolf spürte ihre Nähe, roch ihr Rosenwasser.
    Plötzlich klopfte es laut an der Eingangstür. Der magische Moment war vorbei. Eine vornehme Dame kam von zwei Dienerinnen begleitet herein. Mit energischer Stimme verlangte sie auf der Stelle nach einer Bedienung. Hastig machte Susanna einen höflichen Knicks und begrüßte sie sehr ergeben.
    Ludolf nutzte diesen Moment, um sich an den Frauen vorbeizuschleichen, und verließ das Haus des Baders. Susanna war eine wunderhübsche Person mit einem betörenden Blick. Sie ständig um sich zu haben, musste berauschend sein. Aber wer weiß? Vielleicht kannte sie ja auch Mittelchen, mit denen sie einen Mann beeinflussen konnte? Das konnte gefährlich werden und würde auf die Dauer nur zu Enttäuschung und Scherereien führen.

Die Nerven verloren
    Agnes war wirklich in einer verzweifelten Lage. Warum nur war sie so dumm gewesen, den Händler allein aufzusuchen? Aber sie hätte nie und nimmer damit gerechnet, dass er derart außer sich geraten würde.
    Und jetzt gerade hatte sie eine Möglichkeit zur Flucht verspielt. Das plötzliche Erscheinen des Sohnes hatte sie so durcheinandergebracht, dass sie zu spät reagierte, als er von seinem Vater hinausgejagt wurde. Noch ehe sie so weit war, um zur Tür zu springen und die Klinke zu ergreifen, fühlte sie die Hand des Händlers an ihrem Arm. Sie schrie auf, schlug einfach auf ihn

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