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Die Herren vom Berge: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Die Herren vom Berge: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Titel: Die Herren vom Berge: Historischer Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Domeier
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Frau kam auf Ludolf zu. Sie mochte ungefähr im gleichen Alter wie er sein. Sie stellte ein Tragebrett mit mehreren kleinen Tonschalen auf einen der Tische. Ein wunderschönes Gesicht, ein offenes, breites Lächeln, strahlend grüne Augen. Aber besonders auffallend war das blonde Haar, das ihr offen und in großen Locken auf den Rücken fiel. Es bildete einen aufregenden Gegensatz zu ihrem dunkelgrünen Kleid. Sie war sehr schmal, sehr zierlich. Sein Vater hätte jetzt gesagt: Einmal tief einatmen, und sie hängt einem quer unter der Nase. Aber mit welch einer Anmut sie sich bewegte. Als würde Ludolf einem Engel begegnen.
    »Guten Tag, Edler Herr, was kann ich für Euch tun?«
    Ludolf hatte einen Kloß im Hals. Erst einmal räuspern. Mit belegter Stimme erwiderte er den Gruß.
    Sie schien seine Überraschung und Verlegenheit nicht zu bemerken. Oder sie übersah es einfach nur höflich.
    Manchmal benahm er sich wirklich wie ein Hohlkopf.
    »Ihr wollt sicherlich zu meinem Vater. Doch wurde er vor ungefähr einer Stunde zu einem ernsten Fall gerufen. Da müsst Ihr entweder warten oder später wiederkommen.«
    Langsam gewann Ludolf seine Fassung wieder. Die Frau war ganz anders als Agnes. Viel offener und anmutiger.
    »Eigentlich wollte ich nicht zu Eurem Vater ...«
    »Wenn Ihr Kräuter für einen Aufguss wollt, kann ich Euch die auch geben. Was braucht Ihr denn?«
    »Es geht um etwas ganz anderes. Euer Vater ist doch der Bader Kolraven?«
    Sie nickte. Ihr Haar bewegte sich dabei anmutig mit. Zum Glück hatte sie es nicht unter irgendeiner Haube oder einem Tuch versteckt, wie man es sonst so oft sah. Das wäre viel zu schade gewesen.
    »Ja, das ist er. Franz Kolraven. Ich bin Susanna Kolraven.«
    Sie war also nicht verheiratet. Hoffentlich konnte er nach dem Gespräch mit Kalle noch einmal mit ihr plaudern. Unter Umständen ergab sich auch an einem der nächsten Tage die Gelegenheit, sie zu besuchen. Irgendwie musste er es so einrichten, dass er noch einmal nach Minden kam. Allein.
    »Ich wollte zu Karl Schutte. Ich habe gehört, dass er hier arbeiten soll.«
    »Unser Kalle. Ja, der hat hier mal für eine gewisse Zeit gewohnt und gearbeitet.«
    »Jetzt nicht mehr?«
    Mit einem hinreißenden Lächeln erzählte sie von dem Neffen des Amtmanns Josef Resenbach. Ihr Vater hatte einen Gehilfen gesucht. Aber da die Arbeit eines Baders für einige Leute ungefähr so anrüchig war wie Hexer und Zauberer, blieben die Gehilfen leider nicht sehr lange. Für Kalle jedoch lagen solche Überlegungen außerhalb seines beschränkten Denkens. Was konnte so ein armer Kerl dafür, dass ihn die Natur mit einem so einfachen Verstand ausgestattet hatte? Dementsprechend begrenzt war aber auch sein Vermögen, mit den verschiedenen Pflanzen und Mittelchen zurechtzukommen. Andauernd hatte er etwas durcheinandergebracht. Einmal hatte er statt zerstoßener Kürbiskerne pulverisierten Schierling genommen. Hätte ihr Vater die falsche Zusammensetzung nicht aufgrund des Geruchs bemerkt, wäre es bestimmt zu einem Unglück gekommen. Ihr Vater, Kalle und vielleicht auch sie wären dafür hingerichtet worden.
    »Da habe ich aber Glück, dass Euer Vater so gut ist.«
    »Wieso habt Ihr Glück?«
    »Wie hätte ich Euch sonst begegnen sollen?«
    Susanna senkte verschämt den Blick. Blinzelte aber im nächsten Augenblick wieder zu Ludolf hoch. »Ihr macht mich ganz verlegen.«
    »Ich werde es mir merken. Aber sagt doch bitte, was geschah mit Kalle?«
    »Kalle hat bis vor vier Wochen hier gearbeitet. Nicht mehr hier bei den Mischungen, sondern er hat alles Mögliche an anderen Aufgaben bekommen. Hacken und Jäten im Garten, Fenster richten oder den Abort buddeln. Aber es gibt nun einmal nicht so viel zu tun, das er erledigen kann. Wir brauchen dringend einen Gehilfen bei der Arbeit hier. Also hat Vater ihm eine neue Arbeit gesucht. Ein Schiffer hat Kalle auf seinem Kahn die Weser hinunter mitgenommen. Er wird jetzt wohl schon in Bremen sein. Da ist er bestimmt besser aufgehoben.«
    »Schade. Ich hätte ihn gerne etwas gefragt.«
    »Was denn? Kalle hat mir fast alles erzählt, vielleicht kann ich ja Eure Fragen beantworten. Ständig lief er plappernd um mich herum. Ich glaube, er war ein wenig in mich verliebt.« Wieder senkte sie ihren Blick, wieder das aufregende Blinzeln. Dieses Lächeln, und wie sie ihren Kopf hielt, wie sie sich bewegte. Sie musste doch Dutzende von Verehrern haben. Und warum war sie dann nicht verheiratet? Wollte sie nicht?
    »Vor

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