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Die Herren vom Berge: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Die Herren vom Berge: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Titel: Die Herren vom Berge: Historischer Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Domeier
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ein – egal wohin – und versuchte sich loszureißen. Zum Glück stand der wuchtige Stuhl, auf dem sie kurz vorher noch gesessen hatte, zwischen ihnen. Der Händler musste sich strecken, um sie zu erreichen. Er fiel über den Stuhl und riss sie fast mit zu Boden. Doch der Kerl hatte nur den Ärmel ihrer Bluse erwischt. Die Naht an der Schulter platzte. Sie trat zu. Zwei Tritte wehrte er mit seiner freien Hand ab, der dritte traf mitten in sein Gesicht. Er schrie vor Schmerz auf und ließ los.
    Nun lag der Händler mit dem umgestürzten Stuhl allerdings genau vor die Tür und versperrte sie. Agnes floh auf die andere Seite des Tisches. Sie schrie, so laut sie konnte, um Hilfe. Immer wieder. Aber keiner hörte sie.
    Der Händler rappelte sich schließlich wieder auf. Er bedeckte seinen blutenden Mund mit einer Hand, dadurch klangen seine Beleidigungen dumpf und waren kaum zu verstehen. Seine Ausdruckweise hätte jedem Schweinehirt oder Eselstreiber alle Ehre gemacht.
    Agnes musste erkennen, dass sie in der Falle saß. Sie sah die rettende Tür, doch der Weg zu ihr war durch den umgestürzten Stuhl und Dudenhausen versperrt. Konnte man die Fenster öffnen? Sie sah keine Riegel oder Schieber an den Rahmen. Sie musste schnell sein, ehe der Händler sie erwischte. Vielleicht sollte sie eines einwerfen? Mit was? Mit dem Weinglas? Bestimmt kaum möglich. Aber nur wenn sie ihn von der Tür fortlocken konnte, hatte sie die Möglichkeit, zu fliehen.
    Dudenhausen betastete vorsichtig seine Nase. Die Schwellung und das Blut verstopften seine Nasenlöcher. Dann untersuchte er seine aufgeplatzte Unterlippe. Er spuckte das angesammelte Blut aus. Er fuhr mit seiner Zunge die Zähne entlang. Hastig prüfte er sie mit dem Zeigefinger. Einer der unteren Schneidezähne war fort. Er lag neben dem ausgespuckten Blut am Boden. Es folgte ein zorniger Schrei:»Jetzt bring’ ich dich um! Das wirste mir büßen!« Aus einer Tasche seiner Kleidung holte er nun ein Messer hervor. Die kunstvoll verzierte Scheide warf er achtlos in die Zimmerecke. Die Waffe hat eine schmale, spitze Klinge. Das Messer war eindeutig nicht zum Schneiden gedacht, sondern zum Zustechen.
    Agnes musste fort! So schnell es ging. Der Junge würde ihr kaum beistehen. Der hatte je selber Angst! Aber wenn Dudenhausen Kunekes Mörder war, wollte sie es wenigstens noch erfahren, bevor sie sterben sollte. »Was hattet Ihr mit Kuneke vor? Welchen Plan habt Ihr gemeint?«
    »Stell dich nich’ dümmer, als’se bist. Weswegen bisse sonst gekommen?« Bei jedem Wort spritzte ihm blutiger Speichel aus dem Mund. Er hatte nichts mehr von dem reichen und angesehenen Bürger der Stadt an sich, dem Händler, vor dem sich so viele ehrerbietig verneigten.
    So laut es ging, schrie Agnes, immer wieder. Aber nichts geschah. Keine Hilfe, kein Klopfen an der Tür, keine Antwort. Dudenhausen schlich langsam am Tisch entlang, um sie von der Seite her zu erreichen. Er starrte sie mit blutunterlaufenen Augen an. Agnes wich Schritt für Schritt zurück, sodass das große Möbelstück immer genau zwischen ihnen war.
    »Wenn Ihr mich sowieso umbringen wollt, könnt Ihr mir doch den ganzen Plan verraten. Mechthild hat mir nicht alles sagen wollen.« Ihre Stimme zitterte vor Angst und Anspannung. Sie wollte endlich wissen, was der Kerl mit der armen Witwe gemacht hatte.
    Plötzlich sprang der Händler vor, warf einen Stuhl um und griff nach Agnes. Mit vorgestrecktem Messer sprang er auf sie zu.
    Aber sie machte ein paar schnelle Sätze in die entgegengesetzte Richtung und war außer Reichweite.
    Wütend blieb er ihr gegenüber stehen und schlug voller Zorn auf den Tisch. Er schrie wieder los. »Bleib stehn, du dreckige Hure! Ich schlag dich tot! Ich stech dich ab!«
    »Dazu müsst Ihr mich erst erwischen. Bis dahin sagt schon, was Ihr mit Kuneke vorgehabt habt.« Die Tür war schon fast erreicht. Agnes schielte vorsichtig an der Wand entlang. Noch ein paar Ellen weiter, und sie konnte entwischen. Der Stuhl, über den Dudenhausen gefallen war, lag zwar im Weg, aber sie würde versuchen darüber hinwegzusteigen.
    »Du willst wissen, was wir vorhatten?«
    Agnes nickte – natürlich wollte sie es wissen.
    »Dies hochnäsige und widerspenstige Miststück schob ihr
Ja
zur Hochzeit immer wieder raus. Mich hat sie immer wieder vertröstet. Mich, den Besten, den sie je bekommen konnte. Ha! Selbst auf ihre Mutter hatse nicht gehört. Also solltse gezwungen werden. Sie sollt so lange eingesperrt werden, bisse

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