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Die Herren vom Berge: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Die Herren vom Berge: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Titel: Die Herren vom Berge: Historischer Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Domeier
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gefühlt. Aber ich bin durch das Gelübde gebunden.« Langsam wendete sie sich ab und ging zwei Schritte weiter. Sie wünschte sich plötzlich, wieder in den Arm genommen zu werden. Sie wusste nur zu gut, dass sie sich dann nicht mehr hätte wehren können. Agnes schüttelte sich, schüttelte die Stimmung ab und versuchte, ganz locker und entspannt zu klingen. »Heute Mittag haben wir ja leider nichts essen können. Du wolltest ja unbedingt nach Minden. Zur Strafe kochst du heute wieder.«
    »Mach ich.«
    »Also habe ich gewonnen.«
    »Wieso?«
    »Du gibst als Erstes nach. Bäh!« Sie streckte ihm die Zunge heraus und schnitt ihm eine Grimasse.
    »Ist schon gut«, antwortete er. »Du hast gewonnen.«
    »Sag ich doch.«
    »Du bist eine kleine, rechthaberische ...«
    Agnes lachte laut auf: »Oh, du Hampelmann. Das zahle ich dir heim.«
    Ludolf fiel ein Stein vom Herzen. Endlich hatte er ihr gesagt, was er für sie empfand. Es stimmte, früher hatte er sie überhaupt nicht gemocht. Aber nun hatte er richtig kennengelernt. Sie war klug und belesen, mutig, und wenn sie wollte, konnte sie richtig nett sein. Und dann dieses Lächeln!
    Als sich Ludolf immer noch nicht bewegte, hielt sie ihm einladend ihre Hand entgegen. Sie strahlte ihn an. »Komm jetzt.«
    Verdattert ergriff er die angebotene Rechte. Er konnte kaum glauben, dass sie ihm freiwillig eine Hand reichte. Und ließ ihn auch später nicht los. Schweigend, aber mit klopfenden Herzen, machten sich die beiden auf den Weg zurück zu der kleinen Hütte. Es wurde ein stiller Heimweg. Sie schauten sich aber öfter an, weil ihnen so viel durch den Kopf ging.

Schmied Dietrich verhaftet
    Was ist da denn los?«
    Agnes und Ludolf waren auf dem schmalen Weg beim Weserdurchbruch. Sie bogen gerade um den letzten Felsen und konnten jetzt durch die Bäume die ersten Häuser des Orts sehen. Die Burg wurde von der schon recht tief stehenden Sonne in ein warmes Licht getaucht. Lärm und Geschrei klangen herüber. Man konnte nicht verstehen, worum es ging.
    »Ludolf, ich habe ein ganz dummes Gefühl.«
    »Vielleicht ist da bloß eine kleine Feier im Gange. Ein Stammhalter geboren oder so etwas.«
    Agnes griff nach seiner Hand, wie sie es in den letzten beiden Stunden immer wieder getan hatte. Aber diesmal war es, um Halt und Beistand zu suchen, nicht wegen des süßen Gefühls. Sie ahnten, dass etwas Schlimmes passiert war. »Komm, lass uns nachsehen. Schnell.«
    Je näher sie der Burg kamen, um so lauter wurde es, und umso deutlicher waren die Rufe der Leute. Es war nicht das frohe und ausgelassene Singen und Jauchzen. Es waren wütende Schreie und böse Schmähungen. Das war keine Feier, sondern ein richtiger Aufruhr.
    Sie liefen zwischen den Häusern entlang, überquerten den Siek. Noch konnten sie niemanden sehen. Es ging nach rechts zum Torhaus der Burg. Dort schien der gesamte Ort versammelt zu sein. Männer und Frauen bildeten einen wüsten Haufen vor dem Tor und drohten mit Forken und Knüppeln. Sie schrien wüste Beschimpfungen und Schmähungen gegen den nicht zu erkennenden Mittelpunkt des Auflaufs.
    Agnes blieb einige Schritte entfernt stehen. Sie hatte heute schon genug erlebt und reichlich Angst um sich und Ludolfs Leben gehabt. Ihr reichte es für heute mit Aufregungen. Sie sehnte sich nach Ruhe, etwas Essen und einem Schluck Wein dazu, damit sie schlafen konnte.
    »Ich bin gleich wieder da.« Ludolf ließ sie stehen, um den Grund für den Aufruhr zu erfragen.
    Agnes versuchte, ihn am Ärmel festzuhalten, sie wollte nicht alleine zurückbleiben, aber er war schon außer Reichweite. Er drängte sich mitten in die Menge. Die aufgebrachten Menschen beachteten ihn kaum, sodass er ein paar Knuffe und Stöße abbekam, die aber nicht ihm galten. Die Leute hoben die Fäuste wild drohend gegen jemand anderen.
    Dieser Jemand war der Amtmann Josef Resenbach. Er stand in der Mitte der tobenden Menge, umringt von sechs Soldaten, die ihre Waffen gegen die Aufrührer gerichtet hatten. Ohne den Schutz der Wachen wäre der Amtmann sicherlich schon der Wut der Menschen zum Opfer gefallen. Erst jetzt sah Ludolf, dass dort ein Mann gefesselt auf dem Boden kniete. Der Schmied Wiegand, mit einem Seil um den Hals, das einer der Soldaten fest in der Hand hielt. Stellten sich die Leute gegen die Willkür oder die gerechtfertigte Amtsgewalt?
    Josef Resenbach versuchte verzweifelt, sich Gehör zu verschaffen. Aber seine Worte gingen in vielfachen Buhrufen, Pfiffen und Schmähungen

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