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Die Herren vom Berge: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Die Herren vom Berge: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Titel: Die Herren vom Berge: Historischer Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Domeier
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ich ihn, indem ich behaupte, er sei der Mörder.«
    »Also eine Erpressung. Kann ich mir gut vorstellen. Da kommt mir aber noch eine andere Möglichkeit. Was ist, wenn Marie die Mörderin ist? Um Dietrich zu zwingen, so wie du es beschrieben hast, hängt sie ihm die Tat an.«
    »Und wenn er dann nachgibt, kann sie immer noch sagen, sie hätte sich geirrt.«
    Plötzlich ertönte Hufgetrampel. Ein Wachsoldat auf einem Pferd preschte an ihnen vorbei in Richtung des schmalen Wegs nach Minden.
    »Das wird der Bote sein, der dem Bischof die Nachricht über die Festnahme bringt.«
    »Und was machen wir jetzt?«, fragte Agnes.
    Darauf wusste Ludolf keine vernünftige Antwort.
    »Wenn wir bloß mit Marie sprechen könnten.«
    Die beiden schauten sich fragend an.
    »Darf ich Euch helfen?«
    Die beiden schreckten auf. Pater Anno stand neben ihnen. Er hatte seine Hände auf seinem runden Bauch gefaltet. Er versuchte ganz unschuldig zu schauen, aber ein kleines Grinsen spielte um seine Mundwinkel. Die Überraschung war ihm geglückt. Sie hatten nicht bemerkt, dass er langsam nähergekommen war und die ganze Zeit hinter der Hausecke gestanden und sie belauscht hatte.
    Agnes fing sich als Erste: »Wie könntet Ihr uns denn helfen?«
    Das Lächeln des Priesters wurde noch breiter. Er versuchte, einen ernsten Ton anzuschlagen. Die Spöttelei war aber nicht zu verbergen. »Ich habe Euer Gespräch gehört. Also braucht Marie dringend meinen geistlichen Beistand. Sie weiß es zwar noch nicht, aber ich werde bestimmt ein paar ermunternde Worte finden. Und sie wird mir ihr Herz öffnen.«

In Maries Kammer
    Agnes und Ludolf waren sehr froh, dass der Pater ihnen helfen wollte. Auch ihn drängte es zu wissen, ob der Schmied wirklich der Schuldige war. Er hatte vor, noch an diesem Abend mit Marie zu sprechen.
    »Wisst Ihr denn, wo sie sich befindet?«, wollte Agnes wissen.
    »Ich vermute, sie ist in der Burg. Als Magd hat sie dort eine Kammer. Und wenn sie ein Augenzeuge gegen den Schmied ist, hat der Amtmann sie ganz bestimmt dort eingesperrt. Vielleicht sogar in Dietrichs Nachbarzelle im Kerker. Sie soll keinesfalls einfach weglaufen können. Sonst ist die ganze Anklage dahin.«
    »Und Ihr würdet sie für uns befragen?«
    »Das mach’ ich nicht für Euch. Für den Schmied und für Kuneke mache ich das! Aber Ihr, junger Mann, kommt mit!« Damit zeigte er auf den überraschten Ludolf.
    »Wieso ich? Mich lässt man doch ganz bestimmt nicht in die Schalksburg. Ich bin hier neu und außerdem kein Priester.«
    »Ab sofort seid Ihr mein Gehilfe. Ich brauche Euch bei dem Besuch; denn ich bin mir nicht sicher, dass ich die richtigen Fragen stellen kann. Das ist gegen meine Natur. Ich bin da, um die Menschen zu ermuntern und um Wunden zu verbinden und nicht, um in Wunden herumzustochern. Aber Ihr scheint ein Gespür für die Abgründe der menschlichen Seele zu haben. Ob das auf Dauer so gut ist, sei dahingestellt.«
    Ludolf erklärte sich gerne bereit mitzukommen. Ihm brannte es auf den Nägeln, zu erfahren, was Marie wusste. Er wurde vom Pater mit einigen gemurmelten Phrasen zum Ostiarius 26 ernannt. Dieses Vorgehen entsprach natürlich keineswegs offiziellen kirchlichen Vorschriften. Aber er nahm lieber diese Eigenmächtigkeit in Kauf, als in Bezug auf seinen Begleiter lügen zu müssen.
    Agnes stand daneben und beobachtete neidisch den kleinen Ritus. Natürlich wäre sie am liebsten mitgegangen. Im Grunde genommen war es doch viel besser, wenn eine Frau mit einer Frau redete. Man konnte Fragen stellen, die sich ein Mann kaum traute, oder über Dinge reden, von denen Männer keine Ahnung hatten.
    »Was kann ich tun? Ich habe wenig Lust, hier unnütz ’rumzustehen.«
    »Würdest du zu Kunekes Mutter gehen? Ich weiß, das wird kein einfacher Besuch.«
    Agnes konnte ihren Unmut nicht verbergen. »Warum machst du das nicht?« Sie hatte nicht die geringste Lust, die Todesnachricht zu überbringen und damit die letzten Hoffnungen der Familie, Kuneke könne lebend wieder auftauchen, zunichte zu machen. Außerdem mochte sie der Frau, die ihre eigene Tochter verschachert hatte, nur noch ungern begegnen.
    »Du als Frau kannst das besser als ich. Du musst ja nichts davon sagen, dass wir ihre Pläne entdeckt haben. Sag ihr einfach, dass Kuneke tot ist und gib ihr die Schmucksachen. Fertig, aus! Und schon bist du wieder verschwunden, und wir haben unsere Schuldigkeit getan.«
    »Einen Augenblick bitte!« Pater Anno trat erschrocken dazwischen.
    »Was redet

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