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Die Herren vom Berge: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Die Herren vom Berge: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Titel: Die Herren vom Berge: Historischer Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Domeier
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unter.
    »Zurück, Ihr elenden Aufrührer! Sonst nehm’ ich Euch auch noch fest!«
    Die Antwort der Menschen war ein heilloses Gemisch aus unzähligen Satzfetzen. Einzelne Worte waren zu vernehmen: »... unschuldig ... nur aus Hass ... selber ein Verbrecher ...«
    »Ihr seid alles Helfer eines Mörders. Ich lass jeden von Euch auch als Mörder hinrichten! Das werdet Ihr mir büßen!«
    Plötzlich erhob sich eine andere Stimme in dem Tumult. Eine kräftige Stimme voller Autorität. Sie rief zur Ruhe auf. Die Schreie der Bewohner verstummten tatsächlich allmählich. Nur ein ärgerliches Murmeln und Raunen blieb übrig. Alle Gesichter drehten sich wie auf Befehl in die Richtung, aus der die Stimme kam. Pater Anno trat durch die Reihen und ging erhobenen Hauptes auf den Amtmann zu. Nun war es ganz ruhig. Dieser kleine, runde Priester hatte mehr Einfluss auf die Bewohner als der Amtmann, ihm wurde der Respekt entgegengebracht, der dem Amtmann verwehrt blieb.
    »Mein Sohn Josef. Warum habt Ihr Dietrich gefangen genommen?«
    »Er ist der Mörder seiner Schwägerin, der Kuneke Wiegand.«
    Wieder erhob sich Geschrei. Anno hob die Arme. Sofort wurde es wieder ruhiger. »Hat er diese schreckliche Tat zugegeben?«
    Jetzt meldete sich der Gefangene zu Wort. Die Stimme war heiser und klang sehr erschöpft. Flehentlich schaute er den Priester an. »Pater, Ihr kennt mich. So ’was würde ich nie tun. Ich habe sie nicht getötet. Ich schwöre es bei der Heiligen Mutter Maria und bei der Seele meines Kindes.«
    Der Amtmann riss dem Soldaten den Strick, der um den Hals des Schmieds gebunden war, aus der Hand und zog ruckartig daran. Dadurch wurde dem Schmied nicht nur die Luft abgeschnitten, sondern er fiel auch bäuchlings in den Dreck. Wieder ertönten Schreie und Drohungen aus der Menge.
    »Du sollst doch dafür sorgen, dass er ruhig is’!«, brüllte Josef Resenbach die Wache an. »Muss ich denn alles allein machen?«
    »Bitte seid nicht so zornig, Amtmann.«
    »Haltet Euch da raus! Das ist eine weltliche Angelegenheit. Eure Schäfchen findet Ihr in der Kirche. Der hier ist ein Mörder, und ich muss ihn vor Gericht bringen.«
    »Habt Ihr denn Beweise?«
    »Ja, die hab’ ich.«
    »Ich war es nicht«, beteuerte Dietrich Wiegand.
    »Halt den Mund!«
    Der Priester trat weiter vor und legte Josef Resenbach die Hand beruhigend auf die Schulter. Doch der schüttelte sie verächtlich ab. Er starrte mit zornigen Augen auf den kleinen Geistlichen hinunter. Doch Anno von Dankersen ließ sich davon nicht beeindrucken. Er sah dem Amtmann unverwandt in die Augen. »Sagt uns bitte, was das für Beweise sind. Die lieben Leute hier wollen nur sicher sein, dass alles gerecht zugeht.«
    »Das könnt Ihr morgen vom Gericht in Minden hören. Kurz bevor er zum Tode verurteilt wird. Schluss jetzt!«
    Über die Schulter blickend befahl er den Soldaten, den Schmied in die Burg zu schaffen. Er zog den Schmied am Seil hoch. Der röchelte und schnappte nach Luft. Wieder brauste ein Sturm der Entrüstung auf. Der kleine Trupp aus Amtmann, Schmied und Wachen strebte langsam und nach allen Seiten sichernd in Richtung Burgtor. Pater Anno versuchte, die Leute zu beruhigen. Inzwischen war Resenbach mit der Wache und seinem Gefangenen in der Burg verschwunden. Die Tore wurden geschlossen, damit keiner der wütenden Anwohner hinterherkommen konnte. Doch seit dem Erscheinen des Priesters hatte sich die Stimmung ein wenig beruhigt. Alle hofften, dass sich der Priester für den Schmied einsetzen konnte. Auf den Vorsteher des Stifts St. Walburga würden der Herr oder sein Bruder, der Bischof, bestimmt hören. So strebten die Bewohner langsam wieder ihren Gehöften und Häusern zu.
    Agnes sah Ludolf wieder auf sich zukommen. Sie hatte dem Treiben aus sicherer Entfernung zugesehen. Das Schreien, die Drohungen, die Gewalt, alles hatte sie zu sehr an das erinnert, was sie am Nachmittag am eigenen Leibe erlebt hatte. Sie hatte den ganzen Rückweg erfolgreich gegen die Furcht und das Grauen angekämpft. Aber jetzt konnte sie nicht mehr. Dieser Trubel war zu viel.
    Ludolf sah mit Schrecken, dass sie am ganzen Körper zitterte. Sie weinte. Die Arme hatte sie hatte um den Leib geschlungen, als würde sie frieren. Ludolf nahm sie vorsichtig in den Arm. Ohne Widerrede ließ sie es geschehen. Genau das war das Heilmittel, das ihr jetzt helfen konnte. Sie brauchte Halt, sie brauchte Beistand. Ohne die schützenden Mauern des Stifts und der lieben Schwestern fühlte sie sich

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